Bass U1 #13 30.03.09 17:52:34 edit: 21.05.09 15:09:30 | [ctr][b]Leb deinen Traum[/b][/ctr][br][br]Geduldig wartete ich vor dem großen Tor, welches komplett in weiß gehalten war. Die beiden Wachen, in ihren glänzenden Rüstungen, schienen mich überhaupt nicht zu beachten. Nicht einmal ein Blick ruhte auf mir, doch ich wusste, dass sie mich genau im Blick hatten. Die beiden hießen Ferrarius und Irascor. Sie hatten, als ich klein war, immer auf mich aufgepasst und ich wusste, dass die beiden mit ihren großen Spetum nicht wirklich kämpfen konnten. Oder hatte sich dies geändert? Ich wollte es nicht unbedingt ausprobieren, da sich Verbundenheit in mir regte und in ihnen ebenso, auch wenn sie es nicht zeigten. Als hätte ich in die Luft gestarrt wandte ich den Blick ab und suchte irgendwelche Makel auf dem Teppich. Wie immer...nicht mal ein Krümel zu finden. Plötzlich gab es ein leises Geräusch und ich blickte erwartungsvoll auf. Das große weiße Tor öffnete sich und Thoran schritt auf mich zu. Wie so oft trug er seine scharlachrote Rüstung und hielt kurz vor mir inne.[br]"Ich sehe, dass du dich seit unserer letzten Begegnung sehr verändert hast", flüsterte Thoran fast und fuhr dann mit dem offiziellen Teil fort,"Bass, Umbraorator der Schatten, Ihr dürft eintreten."[br]Routiniert drehte er sich um und führte mich in den großen Saal. Das Weiß war fast etwas zu hell, nur die Farbe der Teppiche und der Personen unterbrach die grelle Monotonie. Der große Teppich führte direkt zum Thron hinauf. Es waren, mit Thoran, nur 6 Personen in diesem großen Saal. Rechts vom Thron standen die nun schon ewig alten Berater, auf dem Thron saß der "unbekannte" Gott, links vom Thron ein Mann mittleren Alters und eine Person, die sich meines Blickes entzog. Sie wurde von Schleiern und Gewändern verhüllt. Ich wandte meinen Blick wieder auf Thoran's Rücken und folgte ihm bis zum Thron.[br]"Wie Ihr wünschtet...Bass, der Umbraorator der Schatten."[br]Thoran verbeugte sich förmlich und trat beiseite. Nun war ich an der Reihe. Schwungvoll kniete ich mich nieder und sprach mit gesenktem Haupt.[br]"Der unbekannte Gott wünschte, dass ich erscheine. So bin ich hier, seinem Wunsch Folge leistend", langsam erhob ich mich und blickte hinauf zum Thron,"du ließest mich rufen, Vater."[br]Mit meinem letzten Wort fiel die Förmlichkeit ein bisschen von mir ab und durchbrach die starre Situation. Etwas amüsiert schaute er mir in die Augen.[br]"Ich sehe, du hast dich sehr verändert und einige Fortschritte in der Art Sprache zu benutzen gemacht. Nicht umsonst trägst du den Titel "Umbraorator" und führst dieses Amt für deine Allianz aus. Anfangs hatte ich ja immer meine Zweifel, dass aus diesem frechen und ungezogenen Jungen je etwas werden würde aber du hast mich ja anscheinend ziemlich überrascht."[br]"Vielen Dank, Vater. Doch genug der Schmeicheleien. Warum bin ich hier?"[br]"Wie du weißt, muss ich für den Erhalt meiner göttlichen Blutslinie sorgen. Du bist mein Sohn und auch wenn du kein Gott bist trägst du solches Blut in dir bzw. hast du diese Besonderheit in deinem Gedächtnis eingespeichert. Daher ist es meine Pflicht dafür zu sorgen, dass du nicht "in die falschen Hände gerätst". Um das nicht alles auf einmal tun zu müssen, habe ich mich schon lange nach einem passenden Mädchen für dich umgesehen und anscheinend eines gefunden. Darf ich dir Lady Eru vorstellen?"[br]Mit seiner Hand wies er zu seiner linken Seite und der Mann begann die Person, die angeblich Lady Eru sein sollte, zu entschleiern. Das dauerte seine Zeit und Vater wurde schon etwas ungeduldig, aber letztendlich übte er sich doch in Geduld.[br]Sie war schön, doch das hielt mich nicht lange bei ihr auf. Ich blickte wieder zum Thron hinauf, wo mein Vater gerade wieder ansetzen wollte.[br]"Das Haus Seraph war ebenso bemüht jemanden für Lady Eru zu finden und so kamen wir überein euch beide einander vorzustellen."[br]Ich registrierte im Augenwinkel, dass sie sich mir näherte. Vorsichtig betrachtend umrundete sie mich einmal und schaute dann zu ihrem Vater, vermute ich, hinüber und nickte. In ihrer rechten Hand trug sie einen Gegenstand. Ich wusste, dass es ein Ring war. Sie öffnete die Hand und bot mir den Ring an. Langsam machte ich einen Schritt auf sie zu, sah ihr in die Augen und schloss mit beiden Händen vorsichtig die ihre.[br]"Ich kann Euch nicht geben, was Ihr sucht. Das, was Ihr zu lieben scheint ist lediglich ein Schatten. Lasst ab von Eurem Vorhaben und geht nach Hause, Lady Eru."[br]Entsetzt von meinen Worten ging sie langsam zurück. Anscheinend war sie noch nie zurückgewiesen worden. Ich sah wie glänzende Tränen ihre Augen füllten und sie sie zu unterdrücken versuchte, es ihr jedoch nicht gelang.[br]"Nein, Vater. Deine Bemühungen waren umsonst. Ich werde Lady Eru zurückweisen!"[br]Der Satz überraschte die Anwesenden und der unbekannte Gott fiel fast von seinem hohen Thron.[br]"Sag das nochmal...ich hoffe du hast dir deine Worte eben gut überlegt."[br]"Ich werde Lady Eru zurückweisen! Du magst mein Vater sein, doch hast du kein Recht über mich zu verfügen. Ich befehlige mein eigenes Reich und entscheide für mich allein. Bei allem Respekt, Vater: Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten."[br]"Sei vorsichtig mit deinen nächsten Worten", knurrte er scheinbar gekränkt.[br]"Ich will kein Mädchen, welches du für mich passend erachtest. Mein Herz ist bereits vergeben, an ein Mädchen in diesem Universum, welches du nicht zu beeinflussen vermagst. Ich liebe sie, sie allein und keine andere. Vom ganzen Herzen und mehr als alles, was in diesem Universum existiert und existieren wird. Du kannst meine Empfindungen nicht manipulieren."[br]"Du weißt, was Ungehorsam in dieser Sache für eine Strafe nach sich zieht."[br]"Und, ich bin bereit sie zu erhalten!"[br]Damit hatte Vater nicht gerechnet. Mit diesem Mittel hätte er eigentlich seinen "verlorenen" Sohn zurück holen müssen, doch dieser hatte sich abgewandt.[br]"Dann sollst du nicht länger mein Sohn sein."[br]Ich seufzte erleichtert, doch unscheinbar. Die Anwesenden waren von der verblüffenden Wendung der Ereignisse wie versteinert. Höflich nickte ich allen zu und versah besonders Thoran mit einem längeren Blick. Dann drehte ich mich um, mein Umhang flatterte, und ging Richtung des großen Tores.[br]"Kehre um, mein Sohn. Es ist nicht zu spät deinen Fehler zu erkennen und das Richtige zu tun."[br]Zuerst blickte ich zu Boden und dann über meine Schulter zurück. Wollte er es einfach nicht verstehen? Ich zog meinen rechten Ärmel nach oben, auf welchem unverkennbar ein Brandmal zu sehen war. Das sollten meine letzten "Worte" sein und Ferrarius und Irascor schauten mir erstaunt hinterher, als ich allein aus dem Thronsaal zurückkehrte.[br]"Er wird nicht zurückkehren", flüsterte Thoran.[br][br][br][br]In dieser Kurzgeschichte benutze ich den [b]unbekannten Gott[/b] als Vaterperson, dennoch bin ich keineswegs mit göttlicher Macht versehen, sondern nur ein Mensch, so normal es geht.[br][b]Ferrarius[/b], [b]Irascor[/b] und [b]Thoran[/b] sind drei der Palastwachen, welche in meiner Kindheit besonders eine Rolle spielten.[br]Man kann sich ja denken, was das [b]Brandmal[/b] darstellen wird. |