Bass U1 #111 03.04.09 02:50:47 | Dachte Nylan wirklich, dass Numaron diese Bogenschützen, welche anscheinend seine Leibgarde sein sollten, nicht entdecken würde? Zumindest war die Truppe, welche gerade "Dienst" hatte, nicht sehr erfolgreich. Der Späher vor dem Fenster war eindeutig zu sehen, oder wollte er sich gar nicht verbergen? Er wusste nicht ganz, ob er gerade wirklich geschlafen hatte, oder nicht. Die Nacht war hart gewesen und hatte ihm viel abverlangt. Da erinnerte sich Numaron plötzlich an eine alte Lektion der Ausbildung: <Gönne deinem Körper nach anstrengender Tätigkeit genug Zeit, damit er regenerieren kann. Folgt wiederkehrende Belastung auf zu wenig Erholung tritt der sogenannte Zustand des Übertrainings ein.> Das war wohl gerade der Fall. Eigentlich hatte er keinen Antrieb sich derzeit zu bewegen, doch er rappelte sich auf und setzte sich an die Bettkante. Mit Mühe erhob er sich und spähte durch den Fensterladen. Dort oben sitzt ja auch noch einer. Die Späher sollten wirklich noch etwas lernen, aber Numaron ließ sich erstmal ihre Arbeit machen. Er wollte nicht wissen, was mit den armen Hunden passiert, welche ihre Arbeit nicht ordentlich erledigten. Nylan würde austicken und wahrscheinlich würde ihr Leben vor der Stadtmauer enden. Langsam drehte er sich um und entschied seine Rüstung zu putzen. Sie sah ganz schön mitgenommen aus. Das dauerte seine Zeit, aber letztendlich erstrahlte die Rüstung in neuem Glanz. Als Numaron gerade den Lappen in die Ecke warf entdeckte er von neuem den Brief auf den Boden. Es war kein Absender verewigt, doch das war kaum zu erwarten gewesen. Ein gewisses Gewicht hatte der Brief ja, vielleicht war ein Gegenstand darin? Nachdenklich öffnete er diesen und erstarrte. Wie konnte das sein? Als er den Brief öffnete rutschte ihm das vierte Teil des Sakkara-Amuletts direkt in die Hände. [i]Langsam wird selbst mir das etwas unheimlich.[/i] Der Brief brachte Numaron nicht gerade voran. Eine fremde Sprache in filigraner Handschrift füllte das ganze Pergament, von welchem er kein Wort verstand. Bedächtig holte er das bisher dreiteilige Amulett hervor und fügte das vierte Teil hinzu. Das untere Stück fehlte noch, es müsste wie ein sichelförmiger Mond aussehen. Das war alles etwas zu zufällig, um zufällig zu sein. Er legte sich seine Rüstung wieder an, verbarg den Dolch und schulterte das schwere Claymore. Das Amulett des Sakkara wurde sorgfältig in eine sichere Tasche gesteckt. Als wäre nichts geschehen trat Numaron auf den Gang hinaus. Er sperrte sein Zimmer zu und machte sich auf den Weg in das Atrium des Hauptquartiers. Eine 50 mal 50 Meter große Rasenfläche war inmitten des riesigen Gebäudekomplexes eingelassen. Hier übten oft die Novizen den Stabkampf und Initianten duellierten sich auch oft hier, um vor den weiblichen Zuschauern zu posieren. Es ging immer alles unblutig aus, da sich meist nur die Paladin-Anwärter für scharfe Waffen interessierten. Da fiel ihm ein, da war doch ein Schreiben gewesen. Er war gefragt worden die Ausbildung der Jung-Paladine zu leiten, was an sich eine große Ehre war, doch als Konsequenz einen ständigen Aufenthalt im Hauptquartier nach sich zog. Numaron hatte dieses Schreiben bisher ignoriert, das hatte keine Eile. Die meisten Initianten würden eh durchfallen, egal wer prüfte. Nur wenige schafften den Sprung in den Kreis der Paladine. Derzeit gab es mit Numaron nur 5 vollausgebildete Paladine im ganzen Reich der Mitte. Und, das sollte sich auch nicht so schnell ändern. In den Mauern Taela's gab es bisher keinen vielversprechenden Paladin-Anwärter, der sich gemeldet hätte. An neue Leute kam man wegen der Belagerung auch nicht heran. Heute war es relativ ruhig im Atrium. Priesterin Seraph unterrichtete eine Klasse im Freien über den Umgang mit Kräutern und Heilpflanzen. Desweiteren saßen nur noch drei Mädchen an einem Strauch und lasen augenscheinlich ihre Bücher. Als jedoch Numaron vorbei kam, lag ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihm. Freundlich nickte Numaron ihnen zu und sofort wurde diskutiert, wem er zugenickt haben könnte. In der Mitte der großen Fläche setzte er sich nieder und begann mit einer Meditation. Die Wiederherstellung der geistigen Kraft war extrem wichtig für einen Paladin, jedoch brauchte sie enorm viel Zeit. Die hatte er heute, denn er wartete auf die kommende Nacht. Und, eigentlich erwartete auch keine Störungen. Zeremoniell begann er mit einem Ankh Linien in die Luft zu zeichnen. Dann verharrte er stundenlang regungslos in einer Position und lauschte sich selbst und seiner Umgebung. |