Marvin U1 #247 12.04.09 01:35:02 edit: 23.05.09 00:05:47 | Die gute Laune, mit der Tannis die Kanalisation betreten hatte, hatte nicht lange vorgehalten. Zuallererst war da der Geruch. Nun, der war ja zu erwarten gewesen, aber Tannis hatte ihn unterschätzt. Nach einer Weile gewöhnte er sich zwar daran, aber da wurde ihm klar, dass er hier in der Kanalisaion einige Zeit verbringen würde, da die Karte weniger genau war, als er gehofft hatte.[br]Immerhin hatte er eine Verbindung zu den Abwasserkanälen der Innenstadt gefunden, auch wenn diese mit einem verschlossenen Gittertor aufwartete, das ihn am Weiterkommen hinderte. An der Stadtmauer hatt er nicht soviel Glück gehabt. Je näher er der Stadtmauer gekommen war, desto gefährlicher war es geworden. Jemand hatte die Kanäle mit Fallen geradezu gespickt. Zwei davon hatte er rechtzeitig gesehen, eine dritte ganz kurz bevor er sie ausgelöst hätte. An der vierten hatte ihn nichts als pures Glück gerettet, weil er ausgerutscht und der Länge nach hingeschlagen war, just in dem Moment als sie auslöste. Nur deswegen waren die Pfeile harmlos über ihn hinweggeflogen. Allerdings hatte ihn das überzeugt, nicht länger nach einem Ausgang vor den Stadtmauern zu suchen, sondern lieber umzukehren und es bei Galen mit einem Bluff zu versuchen.[br]Gesagt, getan. Als er an die Stelle kam, an der laut Karte eine Verbindung zu Galens Wirtshauskeller bestehen sollte, war das Glück wieder auf seiner Seite. Nicht nur dass sich da tatsächlich eine Tür befand, sie war auch unverschlossen.[br][br]Einige Minuten später trat er so leise wie möglich aus einer Tür hinter der Theke von Galens Schänke. Er war sich sicher gewesen, kein Geräusch verursacht zu haben, aber der Mann hinter dem Tresen drehte sich zu ihm um, kaum dass er einen Schritt hinein getan hatte, und sah ihn misstrauisch an. Wahrscheinlich hatte der Aufenthalt in der Kanalisation doch Spuren an ihm hinterlassen - zum Beispiel einen Geruch.[br]Tannis lächelte freundlich. "Verzeiht mein unerwartetes Eindringen. Ich suche einen Schankwirt namens Galen."[br]Der Mann war erst erschrocken über Tannis' Auftauchen, fing sich aber sehr schnell wieder "Was wollt ihr von ihm?" fragte er unwirsch "Und wie kommt ihr hier rein? Sprecht rasch, eh ich euch meinen Gästen vorwerfe." Tannis konnte sehen, dass es sich bei den Gästen hauptsächlich um Aufklärer handeln musste.- und dass, nebenbei bemerkt, der Schankraum voll war. Einige der Aufklärer schauten bereits in seine Richtung, auch wenn keiner alarmiert schien.[br]Nun hieß es Ruhe bewahren. Tannis lächelte auch weiter "Ich wollte mit ihm über den Weg sprechen, über den ich diese Schänke betreten habe. Der Keller scheint mir nur unzureichend gesichert gegen unbefugtes Eindringen aus der Kanalisation, besonders wenn man bedenkt, dass dieses Haus ein gefundenes Fressen für jeden feindlichen Attentäter oder Spion darstellen würde. Die Kundschaft besteht hauptsächlich aus Kriegern, die der Stadt wertvolle Dienste leisten. Eine Gruppe von Attentätern könnte hier viel erreichen. Ein einziger würde sogar genügen, wenn er nur Eure Vorräte vergiftet." Er tat, als würde ihm etwas gerade erst einfallen "Natürlich könnten manche Menschen" Er nickte kurz in Richtung des Schankraumes, "auf die Idee kommen, dass Ihr es direkt darauf anlegt. Die Meisten Eurer Gäste würden eine solche Idee sehr gründlich überprüfen... wenn sie euch nicht gleich mitnehmen, nur um auf Nummer Sicher zu gehen."[br]Diese letzten beiden Sätze hatten ihr erhofftes Ziel erreicht und dafür gesorgt, dass der Wirt leichenblass wurde. Allerdings versuchte er noch einmal, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. "Ich habe nichts mit dem zu tun, was Ihr mir vorwerfen wollt. Und wenn Ihr mir drohen wollt: Passt lieber auf, dass Euch selbst nichts zustößt."[br]Kopfschüttelnd zerstörte Tannis auch diese Argumentation. "Ihr kennt Eure Kundschaft. Die neigen dazu, erst zuzuschlagen und dann [i]vielleicht[/i] mal nach Beweisen zu fragen. Und was einen möglicherweise tödlichen Unfall angeht, den ich erleiden könnte: Nun, es gibt da ein paar Personen, denen ich gesagt habe, dass ich Gerüchten über Beziehungen Eurer Person zu Spionen nachgehen wollte. Sollte mir etwas zustoßen, wäre das für sie ein Beweis, dass an diesen Gerüchten etwas dran ist."[br]Zugegeben, das war eine Lüge. Allerdings konnte der Wirt nicht sicher sein, dass dem nicht so war. Er resignierte "Also gut, was wollt ihr?"[br]Tannis rief sich die Worte des Fuchses wieder ins Gedächtnis "Es gibt gewisse Gruppierungen, die der Meinung sind, dass Eure Preise zu hoch sind. Besonders die Preise, die Ihr den Verteidigern der Stadt abverlangt - und hier wiederum besonders denjenigen, die vor den Mauern kämpfen. Wenn Eure Preise nicht bis morgen sinken und auch auf einem akzeptablen Niveau bleiben, solang die Belagerung anhält, werdet Ihr wohl in das zweifelhafte Vergnügen kommen, In ein Domizil umzuziehen, wo Ihr von Euren jetzigen Gästen bewirtet werdet, jedoch werden Eure Speisen dann weniger reichhaltig sein."[br]Der Wirt wusste wohl, was Leuten bevorstand, die unter Spionageverdacht fielen. Immerhin nickte er nur und versicherte, die Preise am nächsten Tag zu senken. Tannis bedankte sich für sein Entgegenkommen und verließ das Lokal, diesmal durch die Haupttür. Dabei entging ihm nicht, dass jeder innerhalb eines bestimmten Umkreises um seine aktuelle Position die Nase rümpfte. Auch außerhalb des Wirtshauses wurde dies nicht besser.[br][i]Scheint als hätte der Geruch der Kanalisation auf mich abgefärbt. Kein Wunder, so lange wie ich da drin war. Die Sonne ist ja schon fast untergegangen. Hoffentlich kann ich bei Gorn jetzt noch baden.[/i] Mit diesen Gedanken machte er sich auf den Weg zum 'Immervollen Krug'. |