Isafold U2 #2 08.03.08 02:45:08 edit: 19.03.08 22:47:54 | [b]Bethuel, zwei Jahre nach der Ermordung des Imperators[/b][br][br]»Und somit schlage ich dich erneut, meine liebste Schwester«, lächelte er triumphierend und schob den Spielstein drei Felder nach vorne.[br]Sie sah ihn an, zuerst ruhig und ernst, dann hob sie eine Augenbraue und der rechte Mundwinkel zog sich nach oben. Ohne ein weiteres Wort nahm sie zwei graue Steine vom Brett und setzte einen großen schwarzen Stein auf einen der roten Steine.[br]»Sieg«, sagte sie tonlos. [br]Er sah sie verdattert an und dann starrte er auf das Spielfeld, fassungslos. [br]»Wie konntest du-? Woher-? Das kann nicht sein!«[br]»Die Augen zu benutzen ist eine Sache, Vekell, auf das Unscheinbare zu achten eine ganz andere.« Dieses Mal klang es triumphierender, vielleicht etwas belehrend. [br]»Dieser Stein war nicht un[i]schein[/i]bar, er war [i]unsich[/i]tbar, ich könnte es schwören!«, protestierte Vekell. [br]Abermals hob sie die linke Augenbraue. »Willst du mich des Betrügens bezichtigen?«[br]Vekell sah sie kurz musternd an und schüttelte dann betreten den Kopf. [br]»Wohlmöglich habe ich den Stein doch übersehen.«[br]»Vekell, erstens hättest du gesehen wenn ich betrogen hätte und zweitens…selbst wenn dies hier kein Schlachtfeld ist sondern nur eine Partie Vogga… So solltest du dir darüber im Klaren sein, dass du nach einer verlorenen Schlacht auch nicht über die angeblich nicht existente Flotte mit deinem Kommandeur debattieren kannst. Du musst Verantwortung übernehmen.«[br]Es war eine plötzliche Veränderung ihrer Tonlage als sie das Wort „Schlachtfeld“ in den Mund nahm und ihr Blick wurde ernster. Vekell kannte diese Veränderung, sie trat ein, wenn sie über Erfahrungen während ihrem Dienst beim Imperium sprach. [br]»Hast du dich mal für eine solche Niederlage verantworten müssen?«, fragte der Junge neugierig und spielte mit einem der roten Steine.[br]Sie begann die Steine einzusammeln. »Ich war beim Geheimdienst, Vekell, kein Kommandeur. Aber ich kannte Kommandeure welche… wie soll ich sagen…. die falsche Erklärung für eine Niederlage brachten und nicht ganz glücklich geworden sind mit den Folgen dieser Erklärung.« Sie sagte es mit einer distanzierten Strenge und Kühlheit, dass der Junge schlucken musste. Doch als sie aufsah, lag wieder Wärme in ihrem Blick. [br]»Keine Sorge, Vekell, du wirst ein guter Kommandeur. Da bin ich mir sicher. Du wirst dem Imperium mit Gewissheit gut dienen und deinen Teil für das große Ganze tun.«[br]Der Junge lächelte stolz und selbstbewusst, sie erwiderte. [br]»Und jetzt geh und tu deinen Teil für das Abendessen. Moey hat dich schon längst gerufen.«[br]Vekell nickte, sprang auf und ließ seine Schwester am Tisch im Garten zurück als er zum Anwesen lief. Sie seufzte leise und schob alle Steine zusammen auf einen Haufen. Sie hörte die Schritte, die sich von hinten, näherten wohl, drehte sich jedoch nicht um. Sie wusste es konnte nur Eron sein. Er war zuvor aus dem Haus gekommen und war durch die Beete spaziert, wahrscheinlich um auf den Abgang seines kleinen Bruders zu warten, damit er alleine mit seiner Schwester sprechen konnte.[br]»Wieso erzählst du ihm immer noch diese Lügen?«, fragte er schließlich streng und setzte sich auf den Platz, wo vorher Vekell gesessen hatte. Sie hob nicht ihren Blick von den Steinen und dem Spielbrett, begann jedoch ruhig und ernst zu antworten: [br]»Ich erzähle ihm keine Lügen. Er wird eines Tages dem Imperium beitreten.« Sie begann die Steine farblich zu ordnen. »Ich habe ihm nie erzählt, dass das Imperium noch so groß wie früher ist, aber so lange er das glaubt, braucht niemand ihm das Gegenteil erklären. Er soll seine Kindheit genießen, so wie wir die unsere. Der Feind hat ihm sowieso schon den Vater genommen, wieso auch noch seine heile Welt?«[br]»Isafold!«, donnerte ihr Bruder und schlug auf den Tisch. Die zusammen gesammelten Steine flogen wild durcheinander. Isafold sah auf und begegnete dem wilden Blick ihres älteren Bruders mit kühler Gelassenheit.[br]»Was denn, Bruderherz? Wieso denn so gereizt?«[br]»Das ist nicht lustig«, knurrte Eron. [br]»Ich weiß. Das ist es nicht. Keine Sorge - ich weiß.«[br]»Dann hör auf damit. Hör auf damit ihm so was vorzumachen und-«[br]»Und dann? Was dann Eron?«, fragte Isafold in einer beinahe drohenden Tonlage. »Lass es uns ihm erzählen. Ich brenne darauf! Vekell, hör nur, dein Vater wurde nicht in einer Schlacht sondern in einem Gemetzel der Rebellen getötet und danach haben die Rebellen uns so mir nichts dir nichts Corulag weggenommen. Ach ja und allgemein: der Imperator ist tot und der Todesstern zerstört und das Imperium fällt so langsam auseinander wegen des Bürgerkrieges. Also leider, mein Schatz, könnte es sein, dass du wohl eher nicht dem Imperium beitreten wirst, da es dann wohl nicht mehr existiert.«[br]»Es ist die Wahrheit!«, brüllte Eron.[br]»Kinder brauchen das Gefühl von Sicherheit, nicht die Wahrheit!«, entgegnete Isafold ebenfalls die Stimme erhebend.»Und wenn wir gleich dabei sind, kannst du ihm von meiner neuen Arbeit erzählen. Geh und erkläre ihm, was seine Schwester als die Mätresse des Gouverneurs so den ganzen Tag macht. Ich höre gerne zu.«[br]»Du hast dich so entschieden! Du bist in die „Politik“ gegangen!«[br]»Jaah, weil ich nicht zu sehen werde, wie N’Adreel sein Fähnchen nach dem Wind hängt. Er wird diesen Planeten schneller an die Rebellen verscherbelt haben, als wir unsere sieben Sachen packen können. Wichtig ist nur, dass er seinen Kult behält! Alles andere zählt ja nicht!«[br]»Und wie denkst du kannst du es aufhalten? Willst du ihn während eurer Vereinigung mit dem Polster ersticken?«[br]Isafold funkelte ihn an. »Wenn dir der Gedanke gefällt.«[br]Sie sammelte alle Steine ein und verstaute sie im Säckchen. Dann faltete sie das Spielbrett und steckte es dazu.[br]»Erzähl ihm was du willst, Eron. Geh und erklär ihm, dass seine heile Welt zusammengebrochen ist. Aber erwarte nicht, dass ich ihm dieses Gefühl der Sicherheit nehme. Ich bleibe bei meiner Version und eines steht fest: Er wird sowieso mir glauben. Jeder tut das.«[br]Mit diesen Worten stand Isafold auf und verließ den Tisch, keinen Blick auf ihren Bruder zurück werfend. [br][br][br] |