Sealside U1 #1 21.08.09 21:04:33 edit: 21.08.09 21:56:20 | "Imperator!"[br][br]Sealside sah von seinem Bildschirm auf. Zeit, eine kurze Pause einzulegen in seinem neuen Lieblingsspiel, dem RL.[br][br]Richard Drake betrat den Saal, von dem Sealside seine Herrschaft auszuüben pflegte. Noch vor kurzem hatte es hier gewimmelt vor Experten aller Richtungen, Juristen, Wirtschaftsexperten, Diplomaten, Botschafter verbündeter Zivilisationen. Das übliche Volk halt. Heute war er wie verwaist.[br][br]Die meisten Mitarbeiter des imperialen Stabs hatten ihren Job verloren, als die zahlreichen Kolonien Sealsides in die Selbstständigkeit entlassen worden waren. Wenig Verwaltungsarbeit fordert wenige Beamte. Jene, die weiterhin notwendig waren- Koordinatoren, Menschenrechtler, Militärs- hatten unbefristeten und- sehr zu ihrer Freude- bezahlten Urlaub.[br][br]Normalerweise war Drakes Auftreten stets mit einer Menge Gewusel, Panik und Arbeit verbunden. Drake war seit jeher oberster Koordinator und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Wenn Drake im Sitzungssaal erschien, war irgendwas im Argen.[br][br]Vor einigen Tagen war er gekommen, um die Ankunft einer großen Angriffsflotte des unbeliebten, weil unfähigen Herrschers Salle anzukündigen. Keine Abfangmaßnahmen wurden eingeleitet, lediglich das Personal wurde abgezogen und die Flotte der Zerstörung überlassen. Niemand hatte mehr Interesse an ihr, sie stand für überflüssige Verwaltungsarbeit.[br][br]"Imperator! Sie sind da."[br][br]Sie sind da. Ruhig und sachlich, wenn auch etwas aufgeregt, stand Drake vor Sealside, nicht bemüht um militärische Haltung. Sie waren langjährigen Mitstreiter und kannten sich gut genug, um zu wissen, das dererlei überflüssig war. Zumindest bei nicht öffentlichen Zusammenkünften.[br][br]Sealside erhob sich.[br][br]"Alter Freund. Es geht zu Ende."[br]"Ja, Sir."[br][br]Die Ankunft von über 3 Milliarden Soldaten sollte an und für sich schon etwas beunruhigendes haben. Sealside lächelte. Niemand anderes als sein Mentor, Onkeleku, kam da auf einen Teeplausch vorbei.[br][br]Es sollte ein letztes Kräftemessen werden, ein Wettstreit unter Verbündeten, die größte Schlacht der Universumsgeschichte. [br][br]"Geben wir ihnen Saures."[br][br]Geplant war es als faires und strategisches Kräftemessen. So wurde nicht zuerst die Kommandozentrale Sealsides attackiert, sondern alles andere.[br][br][br]Die Erde, der Ursprungsplanet der Menschheit, hatte 6 Milliarden Bewohner gehabt. Am heutigen Tag standen sich mehr als 6 Milliarden Soldaten gegenüber.[br]Sealside schauderte bei dieser Dimension. In den nächsten Tagen würden hier so viele Menschen sterben wie die letzten Jahre über in allen Reichen zusammen.[br]Faktisch war Sealside weit überlegen- 3,2 Milliarden Soldaten Ekus standen 2,3 Milliarden Soldaten Sealsides gegenüber. Diese jedoch wurden ergänzt durch weitere 2,3 Milliarden Milizsoldaten. Eku glich diesen Nachteil durch einen Trick aus: Während der gesamten Schlacht verweilte seine gesamte Kampfflotte im Orbit von Antares und verdunkelte den Planeten dermaßen, dass man meinen könnte, man lebe in einer wochenlangen Nacht. Einerseits hatte das einen demoralisierenden Effekt auf Sealsides Soldaten, die nicht auf dauerhaften Nachtkampf eingestellt waren. Andererseits besaß Ekus Heerführer, James Kane, herausragende Kompetenzen im Nachtkampf. Die Nachtsichttechnologie war der Sealsides um Welten überlegen. Faktisch unterlegen, war die Stärke von Ekus Armee der Sealsides quasi gleichzusetzen. Nur, wer sich der richtigen Taktik bediente, konnte in den nächsten Wochen den Sieg davontragen.[br][br]Das erste mal seit Wochen betrat Sealside das Kommandopult, um in der Leitungskonferenz die ersten Instruktionen zu geben.[br][br]Die Taktik stand schon und musste nur in Nuancen verändert werden- kurzfristige Änderungen als Reaktion auf Ekus Truppenaufstellung, die etwas anders ausfiel als erwartet.[br][br]"In Ordnung, Leute. Wir haben uns heute hier versammelt, um... naja, ihr wisst schon. Bringt euch in Stellung, fangen wir an."[br][br][br][u]D-Day[/u][br][br][br]Sealside stellte sich all diese Soldaten in einem Block aufgestellt vor, in Reih und Glied, das Gewehr präsentierend. Man müsste sie aus dem Weltraum erkennen können. Sealside hatte Berichte gelesen, nach denen frühzeitliche Brücken unter dem Gleichschritt einiger Soldaten zusammenbrachen. Heute war das natürlich undenkbar. Was konnten 3,2 Milliarden Soldaten, 6,4 Milliarden Füße, ausrichten? Vielleicht wollte Eku Antares sprengen, dachte Sealside und lächelte. Links,2,3,4. Links,2,3,Kaputt.[br][br]Schluss mit den Spinnereien, ermahnte er sich. Eigentlich war das hier viel zu Ernst. [br][br]Neben den Soldaten hatte Eku auch seine Spielzeuge mitgebracht: Rund 2 Millionen schwere Panzer. Hier lag der erste Drehpunkt rund um Sealsides Strategie. Ekus Invasion begann an mehreren Orten gleichzeitig. Das ergibt sich schon aus der Problematik, 3,2 Milliarden Soldaten auf einmal an Land zu bringen. [br]Antares war ein riesiger Planet mit 22 Milliarden Einwohnern und Platz für sicherlich weitere 100 Milliarden. Platz zum Kämpfen war also da. Aber 3,2 Milliarden Soldaten an einem Ort abzuliefern, würde Jahre dauern. Sealside würde gewinnen, weil die meisten bereits verhungert wären, wenn die letzten gelandet sind.[br][br]Sealside dachte an das Reisezentrum der deutschen Bahn. Jeden Tag verendeten hier dutzende Menschen, die nichts mehr zu trinken hatten. zu tausenden standen sie in der Schlange, drängten auf den einzigen freien Schalter. Dort saß ein älterer Mensch, graue, kurze Haare, Nickelbrille, Schnauzbart. [br]Egal, wo Sealside hinkam- Beamte der Deutschen Bahn sahen eigentlich, genaugenommen, immer so aus.[br]Vor kurzem erst hatte er seinen Vorgänger abgelöst. Dieser war von einem jugendlichen erschossen worden. In Befragungen der Polizei sagte er aus, seine Eltern und seine ältere Schwester seihen bei dem Versuch, eine Fahrkarte nach Abraxas, einem virtuellen Vergnügungspark, verhungert.[br]War man erstmal drin, gab es kein Entrinnen mehr. Von überall drangen Menschen ein, drängten nach innen. Stand man an der Schlange, konnte man nur hoffen, dass der mitgebrachte Familienkoffer an Lebensmitteln reichte.[br][br]Kürzlich hatte Sealside eine Petition an die Bahn geschick, mit der Bitte, doch wenigstens einen der zur Verfügung stehenden 530 Schalter zusätzlich zu eröffnen. Bisher war keine Reaktion erfolgt.[br][br]Eku war da etwas intelligenter, seine Invasion lief natürlich rund um den Erdball gleichzeitig ab.[br][br]Bunkeranlagen gab es keine auf Antares, und die wenigen atmosphärischen Gleiter waren im kurzen Raumkampf gefallen.[br]Eine anstrengende Zeit stand Sealside bevor. Eine sehr anstrengende Zeit.[br][br][br][u]Tag 4[/u][br][br][br]In kleinem Kreis stieß Sealside mit seinen Heeresführern an. In mühevoller Kleinarbeit hatten sie den ersten großen Schlachtplan verabschiedet.[br]The Chosen One, für die Evakuierung bedrohter Zivilziele- also aller Städte des Planeten- und neuerdings Beauftragter für Todesopfer der deutschen Bahn, lag schon betrunken in der Ecke. Er vertrug nicht viel.[br][br]Eku hatte seine Panzerdivision epischen Ausmaßes fast ohne weitere Begleitung entsendet. Sie sollten die Vorhut bilden und die ersten Städte dem Erdboden gleichmachen.[br]Besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei Habour of Wilhelm, einer Schlüsselstadt der Schiffsindustrie. Auf der einen Seite lag das Meer, und ringsherum türmten sich die Berge. Die Stadt reichte fast 5 Kilometer ins Land hinein, wo die ersten Hänge begannen. [br][br]Es war eine strategisch kluge Entscheidung beider Seiten, hier den ersten Knotenpunkt der Gefechte zu setzen. Ekus Gedanke war simpel:[br]Auf dem Bergarchipel stationierte Panzerverbände konnten bei heutiger Technik auch aus mehreren Kilometern Entfernung mit hoher Treffsicherheit strategische Ziele der Stadt bombardieren. Die Panzerabwehr sollte sich schwer gestalten, bedachte man, dass Sealside keine eigenen Panzerverbände besaß.[br][br]Die Soldatenvorhut Ekus, mit dem Auftrag, die Berghänge von Sealsides Truppen zu säubern, stellte erstaunt fest, dass hier keine Gegenwehr bestand.[br]Sealsides Soldaten hatten sich in der Stadt verschanzt, offenbar legte Sealside keinen Wert darauf, die Hügelhänge und damit die Stadt zu halten.[br]Dies war insofern besonders seltsam, da sich nach Informanten hochrangige Militärs in Habour of Wilhelm aufhielten.[br][br]Bezeichnete man Ekus Vorgehen als strategisch klug, so musste man Sealsides Kalkulation zwar als gewagt, aber äußerst genial bezeichnen. Mehrere hunderttausend Panzer hatten sich bereits eingefunden, und die ersten Plänklerkommandos hatten testweise Geschosse auf die Stadt abgefeuert.[br]Noch griff die Geschossabwehr und das Verteidigungsfeld der Stadt, doch sie würden unter der gewaltigen Anzahl der Geschosse sehr bald kollabieren.[br][br]Weit entfernt vom momentanen Hauptkriegsschauplatz saß Sealside im großen Saal und lächelte. Die Aufklärungsdaten der Satelliten lieferten eindeutige Ergebnisse: bald konnte es losgehen. Ja, die Aufklärungssatelliten kreisten weiterhin im Orbit. Die Chancengleichheit gebot, dass beide Seiten über den gleichen Infoarmationsfluss gebieten konnten.[br]Sealside betrachtete den Pult, der vor ihm aufgebaut war. Auf ihm thronte ein großer, roter Knopf.[br][br]Sealside lächelte.[br][br][br][u]Tag 7[/u][br][br][br]Eine Woche war mittlerweile vergangen, seit die ersten Verbände gelandet waren.[br]Beide Seiten hatten ihre Erfolge gefeiert; hier eroberte Eku eine Schlüsselposition, dort konnte Sealside eine wichtige Stadt verteidigen. Angriffe und Eroberungen, Reinvasionen und taktische Gegenschläge reichten sich die Hand, ohne dass eine der Seiten nun einen vernichtenden Schlag [br]durchführen konnte.[br][br]Antares bestand im Wesentlichen aus 3 Kontinenten: Argus, der Hauptkontinent, der im Moment am heftigsten umkämpft war. Celegrim, ein etwas kleinerer Kontinent, war eher ein Nebenschauplatz. Der dritte Kontinent, New Providence, war zwar ebenfalls klein, aber von immenser wirtschaftlicher Bedeutung und daher ähnlich umkämpft wie Argus. Hier operierte Eku fast ausschließlich mit seiner Panzerdivision und nur mit etwa 5% seiner regulären Armee.[br][br]Wie überall gab es hier Siege und Niederlagen im gleichen Maße für Sealside als auch für Eku. Einige 1000 Panzer gingen im Kampf um die vermeintlich unbefestigte Stadt Armbrux verloren, während ein überraschender Angriff auf den Standort Charlie Sealside einige hunderttausend Soldaten kostete.[br][br]Der Hauptschlag jedoch sollte an der Küste erfolgen, bei Habour of Wilhelm. Vierhunderttausend Panzer waren in Position und warteten auf den Befehl.[br][br]In diesem Moment lief Sealside durch den Saal, zu der Empore. Er öffnete den Plastikdeckel, zögerte noch eine Sekunde, und drückte den Knopf. [br]Obwohl er irgendwie Mitleid empfand, lächelte er weiterhin.[br][br]Gleichzeitig korodinierte Eku koordinierte das Geschehen aus dem Orbit. Eigentlich wollte er persönlich anwesend sein und den Angriffsbefehl geben. [br]Gut, dass er sich dagegen entschieden hatte.[br][br]Grade eben erst war der Befehl per Funk in die Feuerleitzentrale und von dort auf den Planeten weitergegeben worden.[br][br][br]Ein Bote kam in Ekus Saal gerannt, wo er grade mit einem eisgekühlten Glas Jim Beam saß und über den Schlachtverlauf sinnierte.[br][br]"Imperator, Sealside schickt uns eine Nachricht." Er hielt einen grauen Umschlag in der Hand.[br][br]Vielleicht bittet er um Nachsicht in Wilhelm, dachte Eku. Meinetwegen, der Krieg soll ja spannend werden.[br][br]Er nahm den Umschlag und schickte den Boten wieder weg. Dann öffnete er ihn. Keine Bittstellung kam hervor, sondern eine Satellitenaufnahme.[br]Er schaute sie an und wusste nicht so recht etwas damit anzufangen. Sie zeigte einen Küstenabschnitt, mitten im Bild eine Stadt, rundherum sah man nichts.[br]Er sah genauer hin: dieses Profil kannte er. Es handelte sich um eine Luftaufname von Habour of Wilhelm.[br][br]Dort, wo die Berge hätten sein sollen, war aber kein Berg. Merkwürdig. Eku nahm die zweite Folie aus dem Umschlag. Auch sie zeigte Habour, aus einer etwas größeren Entfernung.[br][br][br]Er ballte die freie linke Hand zu einer Faust.[br]Eine automatische Durchsage erreichte Ekus geheimen Kanal. Es war sein Kommandeur.[br][br]"Sir, wir haben den Kontakt zu sämtlichen Einheiten der Gruppe Habour verloren!"[br]"Ich weiß", knurrte Eku. "Und ich weiß auch, warum."[br][br][br]Fleet Admiral Beatty persönlich war nach Habour gereist, um im Auftrag Sealsides die Aufrechterhaltung Habours zu regeln.[br]Dabei musste sie in erster Linie nicht vor den Panzerverbänden geschützt werden; im Gegenteil.[br][br]Als sich der Frontalangriff Ekus über die Gebirgskette hin zu Habour abzeichnete, hatte ein kluger Stratege eine ganz besonders einfallsreiche Idee gehabt.[br]So wurden so viele Panzer wie möglich in die Gebirge gelockt. Hin und wieder wurden ein paar Geschosse abgefeuert, sporadische Gegenwehr. Zu viel Stille erzeugt Misstrauen.[br]Im Kriegsministerium war allen klar, das man Eku mit den Streitkräften nicht mehr aus den Bergen würde vertreiben können, wenn er sich dort erstmal festgesetzt hatte. Alternativ wurde in der Folge einfach das Fundament des Berges mit den effektivsten Sprengsätzen, die es derzeit gibt, versehen.[br]Wenn wir dir Berge nicht halten können, dann sprengen wir sie einfach weg.[br][br]Gelinkt durch die nicht vorhandene Gegenwehr, waren Ekus Heerführer fahrlässig geworden und hatten wichtige Sicherheitsmaßnahmen unterlassen.[br]Eku bekam in diesen Moment nichts anderes, als die Information, das ein Viertel seiner Panzerstreitkraft grade auf Knopfdruck in einem riesigen Krater verschwunden war.[br][br]Das schützende Energiefeld war in Folge der Explosionswelle und der niederregneten Steingeschosse zusammengefallen, hatten aber das gröbste von der Stadt ferngehalten. Es war, alles in allem, ein überragender Erfolg auf Seiten Sealsides. Bereits nach einer Woche hatte sich damit die Situation Ekus auf einem der drei Kontinente derart verschlechtert, dass er von der Agressorrolle in die Verteidigung gedrängt werden konnte.[br][br][br][u]Tag 18[/u][br][br][br]Sealside schaltete die Nachrichten aus. Überall Tote, zerstörte Städte. Er hatte die Informationen eh schon Stunden vorher.[br]2 Tage nach dem vorläufigen Sieg auf New Providence waren 150 Millionen von Ekus Soldaten gelandet, um die entstandene Lücke zu schließen. Das Geschehen hatte sich in der Folge etwas festgefahren. Knapp 600 Millionen Tote hatte es bisher gegeben, da klang ein Verlust von 500.000 Panzern ohnehin nicht weiter schlimm. Nun ja, es waren Hightech-Panzer mit hochmoderner Ausrüstung. Ein Panzer wog sicherlich 200 bis 300 Soldaten auf, wenn man ihn richtig einsetzte.[br]Abgesehen von Habour of Wilhelm, hatten weiterhin beide Seiten ihre Hochs und Tiefs. Ungeklärter Weise hatte Eku offensichtlich Informationen über Truppen- und Waffentransporte erhalten und konnte Sealside dort empfindliche Verluste zufügen. 3 Millionen Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft, weil sie in Transportern unbewaffnet eingekesselt werden konnte. Sie wurden gegen Kriegsgefangene der anderen Seite ausgetauscht.[br][br]Ein Pilot verlor die Kontrolle über ein offenbar defektes Landungsschiff und stürzte in einen eben erst errichteten Landungsstützpunkt Ekus, hunderttausende Soldaten an Bord des Schiffes starben, Sealside konnte die Kontrolle über das Gebiet zurückerlangen. [br]Auf Argus kollidierte ein Truppentransporter mit einem Versorungsschiff. In Folge des entstandenen Versorgungsengpasses mussten sich ganze voll intakte Divisionen in die Kriegsgefangenschaft Sealsides begeben.[br][br]Beide Seiten kämpften verbissen und mit voller Entschlossenheit. Es würde noch etwas dauern, bis hier eine Entscheidung herbeigeführt werden konnte.[br][br][br][u]Tag 26[/u][br][br][br]Kriegsmüdigkeit. Ein weit verbreitetes Phänomen.[br][br]Irgendwann hatte die Bevölkerung genug vom Krieg, der Belastung, dem Schaden, und rebellierte. Die Regierungen sahen sich gezwungen, zu handeln, Frieden musste zu Stande kommen.[br][br]Auf Antares sah die Sache etwas anders aus. 20 Milliarden Einwohner lebten auf Antates, darauf kamen 5 Milliarden Soldaten beider Seiten. Niemand traute sich, das Wort "Frieden" auch nur zu denken. Ekus Volk war weit weg und konnte ebenso wenig Einfluss nehmen.[br][br]Mehr als 8 Milliarden zivile Opfer, die Schlagzeilen des heutigen Tag. 6,5 Milliarden davon im Milizkampf getötet worden.[br][br]Sealside ging in den Kontrollraum. Wieder mal stand er im Dunklen, tastate zurück und machte das Licht an. Dunkelheit um 14 Uhr. Diese ewige Nacht war wirklich ätzend.[br][br]Langsam, aber sicher, zeichnete sich ein Ende der Schlacht ab. Ekus Armee war zwar dementsprechend ausgerüstet, schaffte es aber bisher nicht ganz, die zahlenmäßige Unterlegenheit komplett auszugleichen. Immer noch verloren sie verhältnismäßig zu viele Soldaten.[br][br]1,4 Milliarden Soldaten standen noch zu Buche auf Ekus Seite, der Kontinent New Providence lag fast sicher in Sealsides Händen, die letzten Panzerverbände waren im Laufe der Woche eingekesselt und vernichtet worden. [br][br]Auf Celegrim dominierte Eku; damit hatte er grade mal den unwichtigsten Kontinent für sich gewonnen. Argus war weiterhin umkämpft.[br][br]1,2 Milliarden Soldaten Sealsides waren noch im Einsatz; dazu kamen aber weiterhin starke Milizen. Mittlerweile war Sealside von der Truppenanzahl her fast um die Hälfte überlegen. Eku musste sich schnell etwas einfallen lassen, wenn er diesen Krieg nicht verlieren wollte.[br][br][br][u]Tag 41[/u][br][br][br]Onkeleku nahm angespannt seinen Platz auf der Kommandobrücke seines Flaggschiffs ein.[br][br]Lediglich Celegrim war unter Kontrolle. Auf New Providence sah die Lage hingegen wenig rosig aus. [br]Habour of Wilhelm war letztendlich doch gefallen, allerdings nicht so, wie Eku sich das vorgestellt hatte. Um zur Stadt vordringen zu können, mussten die Truppenverbände den riesigen Krater durchqueren, wo sie für Sealsides MG-Schützen quasi auf dem Präsentierteller standen. Letztendlich fiel die Stadt, ja, aber Eku hatte horrende Verluste hinnehmen müssen. Außerhalb von Habour of Wilhelm dominierte Sealside den Kontinent, New Providence würde nicht mehr lange zu halten sein.[br][br]Weiterhin hatte sich das Bild zu Ekus Ungunsten verschoben, seine Armee verhielt sich weitgehend passiv. in den letzten 2 Wochen waren längst nicht so viele Todesopfer zu vermelden wie in der Anfangszeit.[br][br]Trotzdem musste schnell etwas passieren, wollte Eku sich zumindest eine Chance offenhalten.[br][br]Er warf einen Blick auf die strategische Karte. Sein Interesse galt Kalandahar, einer Stadt, die mitten im Zentrum von Argus lag. The Chosen One befand sich seit Wochen hier, um die Verteidigung zu leiten, und hatte Eku große Verluste zugefügt. Die Angriffe waren teilweise schon am Energieschild der Stadt gescheitert.[br]Heute war es Zeit für einen finalen Schlag gegen die Stadt. Kalandahar war eine Schlüsselstadt.[br][br]Die Stadt stand seit knapp 10 Tagen in Mittelpunkt des Geschehens, als Ekus zweite Angriffswelle an der Stadt gebrandet war. Seither folgten 4 weitere Angriffe mit hohen Verlusten.[br][br]Heute war Schluss damit. Spezielle Waffen waren im Laufe der letzten Tage herangeschafft worden, 30 schwere Schildbrecher, und hochleistungsfähige Granatmörser.[br][br]Kalandahar war durch ein mehrstufiges Schildsystem geschützt. Fiel das erste Schild am Rande der Stadt aus, aktivierte sich innerhalb von Sekunden[br]das zweite Schild, das nur wenige Zentimeter hinter dem ersten lag. Etwas weiter im inneren der Stadt war eine weitere, dreistufige Schildanlage installiert.[br][br]Gespeist wurden die Schilde durch 5 voneinander unabhängige Schildgeneratoren. Diese sorgten dafür, das in sekundenschnelle ein neues Schild aufgebaut werden konnte, war einer der anderen Generatoren überlastet. Außerdem speisten die unbeteiligten Generatoren jene, die in Aktion waren, und sorgten dafür, dass auch überlastete Generatoren in wenigen Minuten wieder einsatzfähig waren. Dies machte ein durchdringen so gut wie unmöglich.[br][br]Das hatte auch seinen Grund: Neben The Chosen One befand sich hier gut ein Viertel der Software, die für die Koordinierung der Schlacht- sowie[br]Versorgungspläne der Armee benötigt wurde. Fiel die Stadt, würden Sealsides Verbände für einige Tage ernsthafte Schwierigkeiten mit der Verwaltung bekommen und würde wichtige Ressourcen aus der aktiven Kriegsführung abziehen müssen. Das sollte Eku Luft verschaffen.[br][br][br][u]Tag 42[/u][br][br][br]The Chosen One war nervös. Seit Tagen planten Ekus Heerführer etwas, da draußen, hielten still und warteten ab. Das missfiel ihm im allerhöchsten Maße.[br][br]Die Schutzvorrichtungen der Stadt waren einmalig, aber in selbem Maße verhinderten sie aktive Gegenschläge und strategische Punktbombardements. Im Laufe der letzten Wochen waren durch unterirdische Netze 3 Millionen Soldaten zusätzlich in die Stadt gelangt, um etwas mehr Sicherheit garantieren zu können. Was auch immer Eku plante, lange konnte es nicht mehr dauern.[br][br]Außerhalb der Schildkuppel wurden in diesem Moment die letzten Vorkehrungen getroffen. Alles musste auf die Sekunde genau geplant werden.[br]Die Schildbrecher waren mit einem Zeitzünder versehen und in Richtung der Stadt gerichtet. Sie waren nichts anderes als riesige Waffen, die gebündelte, sehr starke EMP-Impuls bündelten und auf die Schilde schleuderte.[br][br]Die erste Angriffswelle kam lautlos und weitestgehend unbemerkt. Irgendwo in einer Kontrollzentrale blinkte ein Lämpchen auf: Schild 1 deaktiviert.[br][br]Als 15 Sekunden später der Alarm ausgelöst wurde, war bereits ein weiteres EMP auf die zweite Schildwand abgefeuert worden.[br][br]Als eine halbe Minute später registriert wurde, das es KEIN Fehlalarm war, war bereits alles zu spät. Im 5-Sekunden-Takt hatten sich die 3 inneren Schilde aufgebaut, Milllisekunden später traf das EMP auf. Die Stadt war ungeschützt.[br][br][br]Eku brauchte keine Befehle zu erteilen, alles war per Zeitzünder geregelt. Die Schildbarrieren waren durchbrochen, und nun kam der schwierige Teil:[br]der Einsatz der Granatmörser. Gleichzeitig mit dem letzten EMP schossen 300 Mörser ihre explosive Ladung ab. Sie mussten die erste Schildgrenze passieren, bevor das Schild durch die Generatoren wieder aufgebaut wurde. Es blieben 5 Sekunden Spielraum.[br][br][br]The Chosen One hatte vor Sekunden Meldung über die Schildkomplikationenerhalten. Er hatte sich noch nicht einmal in Bewegung gesetzt, als plötzlich schwere Detonationen die Stadt erschütterten. Unmöglich, dachte er. Das kann nicht sein.[br][br]Die Schildgeneratoren waren getroffen. 3 erlitten Totalschaden, 2 weitere fuhren sich aufgrund enormer Überlastung herunter. Schon passierten Ekus Soldaten die Grenze der ersten Schildbarriere. Sealsides Soldaten wurden quasi aus dem Schlaf gerissen, rannten umher wie kopflose Hühner. Tausende waren im Mörserhagel umgekommen, noch wesentlich mehr hatten teilweise schwerste Verletzungen erlitten. Sie rannten ebenfalls umher und stifteten weitere Verwirrung. Die verbleibenden hatten keine Chance, viele wurden erschossen oder gestellt, bevor sie nur ihre Waffe greifen konnten.[br][br]The Chosen One war heillos überfordert. Aber er schlug sich gut. 2 Minuten war es her, dass die Schilde deaktiviert worden waren. Eben war er mit einer Truppe Soldaten bei einem der mehr oder weniger noch intakten Generatoren eingetroffen. Er wurde grade wieder hochgefahren. Zu gerne wäre Chosen in diesem Augenblick am Rand der Stadt gewesen. Die Soldaten drangen immer noch aus allen Richtungen in die Stadt ein, als Schild 1 wieder aufflackerte.[br][br]Ekus Soldaten merkten erst nicht, was passierte. Sie liefen durch das unsichtbare Schild und hörten in selben Augenblick auf, zu existieren. Sie lösten sich in Sekunden in ihre Bestandteile auf. Ehe jemand der Führungsetage merkte, was passiert war, und das Kommando "HALT!" durch die Headsets an die Soldaten weitergeleitet wurden, waren innerhalb von wenigen Sekunden zweitausend Soldaten verbrannt.[br][br]Es war nur ein Strohfeuer der Abwehr. Die Mörser hatten in der ersten Welle blind gefeuert, aber die Energiemessungen ergaben nun exakte Positionen der verbliebenen Generatoren. Ein weiteres der Reserve-EMPs wurde abgeschossen, und die Mörser feuerten erneut. Nun war die Gegenwehr endgültig gebrochen, es gab kein Halten mehr.[br][br][br]Im Stadtzentrum, also mitten im Epizentrum der Mörserdetonationen, fühlte sich The Chosen One dem Boden enthoben und gegen eine Wand geschleudert. Er richtete sich auf, mühsam, schmerzvoll. Schon waren Ekus Soldaten heran. Bevor er seine Waffe ziehen konnte, starb er.[br][br][br][u]Tag 44[/u][br][br][br]Sealside trauerte. Der Verlust von Kalandahar schmerzte ihn sehr, noch mehr aber schmerzte der Verlust eines seiner besten Kämpfer und langjährigen Verbündeten. Er war als Kriegsheld gestorben. Die Gegenwehr hatte nichts geholfen, trotzdem hatte Chosen mit seinem Einsatz immerhin einige Tausend Soldaten mit in den Tod gerissen.[br][br][br]Sealside wanderte durch die Gänge des Palastes. Kriegsheld, dachte er. Heute gab es kaum noch Kriegshelden. [br][br]Natürlich gab es viele Kriegshelden in einer Schlacht solchen Ausmaßes. Soldaten, die zwei,dreihundert Gegner auf dem Gewissen haben. Soldaten,[br]die durch ihren Einsatz vielen Kameraden das Leben retten- einstweilen. Aber in einer Schlacht solchen Ausmaßes starben sie meistens trotzdem,[br]starben im nächsten Kugel- oder Bombenhagel, zusammen mit denen, die sie zuvor gerettet hatten, meistens, ohne das jemals jemand davon erfahren würde.[br][br]Wie konnte man sich eine solche Schlacht eigentlich vorstellen? Millionen von Soldaten trafen irgendwo auf dem Land aufeinander, und sie begann.[br]Schlachten, die man fast aus dem All beobachten konnte, riesige, wogende, graue Blöcke, überall blitzte und knallte es. In den fordersten Reihen[br]schlugen sie mit bloßen Fäusten oder Armeemessern aufeinander ein, von weiter hinten feuerten die Soldaten mehr oder weniger Blind in die gegnerische Masse hinein. Besonders opferrreich waren dabei Schlachten in Tälern, zwischen Hügeln oder Bergen also. In Minuten starben hunderttausende Soldaten.[br][br]Sealside hatte 120 Millionen Soldaten von New Providence nach Celegrim entsand, um Ekus Verbände dort zu vertreiben. Der Krieg in Übersee gestaltete sich im Moment aussichtsreich, es gab wenige Komplikationen und wenig Gegenwehr. Dort war Eku fast geschlagen.[br][br]Auf Argus hingegen hatte Sealside mit echten Problemen zu ringen. Seit 2 Tagen arbeiteten Experten auf hochtouren, um möglichst schnell eine neue Verwaltung zu installieren. Große Teile von Sealsides Armeeverbänden waren quasi blind und freuten sich, wenn das Essen rechtzeitig kam.[br][br]Jene Truppenverbände, welche noch von der verbleibenden Verwaltung erfasst waren, wurden zu den "Blinden" geschickt, um sie vor Überfällen zu schützen.[br]Es gab keine großartigen Verluste, aber denoch wurde Sealside auf Tage gelähmt und in die Verteidigung gedrängt.[br][br][br][u]Tag 51[/u][br][br][br]Onkelekus Armee hatte noch weitere 2 Tage Zeit gehabt, sich neu zu sortieren. Kleine Verbände hatten strategisch wichtige Ziele zerstört, während die zerstlitterten Armeen zu einer einzigen reorganisiert worden waren und nun vor der Hauptstadt lagerten.[br]Nun ja, zumindest prinzipiell vor der Hauptstadt. Das hieß, ca. 120 Kilometer von den ersten Häusern entfernt. Dazwischen lagerte ein Armeeverband Sealsides, der dem Onkelekus mindestens gleichwertig war. Eku hatte sich verspekuliert; Er war davon ausgegangen, das man die Hauptstadt nur schlecht bewacht vorfinden würde. Sealside allerdings hatte nach dem Verlust Kalandahars präventiv Truppenverbände in die Hauptstadt gezogen.[br][br]Nun sah Eku sich dem Ende entgegen. New Providence und Celegrim lagen nun fest in den Händen Sealsides, vor Ekus Armee stand ein gleichwertiger Gegner, und rundherum wurde er langsam, aber sicher eingekesselt. 230 Millionen Soldaten umfasste seine Armee noch, 215 Millionen davon standen vor der Stadt.[br]Er konnte nicht vor noch zurück, die gleiche Stärke wandelte sich jeden Tag mehr zu einer Übermacht Sealsides.[br][br][u]Tag 56[/u][br][br]Eku wanderte über verbrannten Boden. Sein Ziel: Sealsides Hauptstadt. Sein Heerführer begleitete ihn. Es war wirklich sehr befremdlich.[br][br]Links und rechts von ihm: Soldaten. In Reih und Glied, eine Gasse bildend. Sealsides Soldaten.[br][br]Die Schlacht war nach hinten losgegangen für Eku, der Ausfall war schief gelaufen. Sie liefen Sealside ins Messer. Natürlich starben auch viele feindliche Soldaten, aber unter dem Strich stand eine klare Niederlage. Sie hatten handeln müssen, die Alternative war: Warten und sterben. Hätten sie es bis zur Hauptstadt geschafft, hätte man sich dort verschanzen können. Hoch gepokert- und verloren.[br][br]Zwölftausend Soldaten hatten sich in einem Wald verschanzt, umgeben von 70 Millionen Feinden. Man hatte den Wald niederbrennen müssen- sie wollten sich partout nicht ergeben. Natürlich wollten sie sich nicht ergeben. Sie hatten einen Treueeid geschworen und waren Eku bereits viele Jahre gefolgt.[br][br]Er betrat den Herrschaftspalast Sealsides, an den Wänden: Soldaten. Sealsides Soldaten. Niemand anderes als Richard Drake, Sealsides höchster Vertrauter, führte sie an. Zum Herrschaftssaal. Dort wartete Sealside bereits auf sie.[br][br]Mitten im Raum stand ein großer Kasten. Ein Laie hätte nichts damit anfangen können, aber Eku wusste, worum es sich handelte.[br][br]Das mieseste, was die Kriegstechnologie derzeit zu bieten hatte: eine Bombe, die gegen Hirnströme wirkte. Ein Hirn-EMP sozusagen.[br][br][br]Sealside erhob die Stimme.[br][br]"Soldaten!"[br]Die Soldaten nahmen Haltung an.[br]"Jeder, der sich in einer Stunde noch im Umkreis von 1500 Metern befindet, stirbt. Ihr seit hiermit offiziell von allen Pflichten entbunden.[br]Es steht euch frei, diesen Raum zu verlassen und euer Leben zu retten."[br][br]Niemand rührte sich. Sealsides Soldaten fühlten sich ihrem Gelübte ebenso verbunden wie die Onkelekus, sogar, nachdem sie davon entbunden worden waren.[br][br]"Ich danke euch." Das war alles, was Sealside ihnen nun noch zollen konnte: Dankbarkeit.[br][br]Es würde der letzte Kampf werden, der letzte Kampf Sealsides, der letzte Kampf Onkelekus. Und ihrer Heerführer.[br][br]Sealside und Drake, Eku und James Kane belauerten sich. Sie stürmten gleichzeitig los; Die Soldaten standen an der Wand, rührten sich nicht und beschauten das surreale Szenario. Manch einer fühlte sich leicht an den Endkampf aus Matrix: Revolutions erinnert.[br][br]Alle kämpfenden waren gealtert in ihrer Regentschaft, aber es waren die Originale, keine Klone, und sie waren fit.[br]Alle konnten hundert mal besser kämpfen als jeder der umstehenden Soldaten. Normalerweise waren sie nur durch eine Kugel zu stoppen.[br][br]Sealside war impulsiver als Eku, weil etwas jünger, dafür war Eku um einiges erfahrener. Er war einfach schon länger dabei. Die kämpfenden gaben sich nichts.[br]Weder Sealside, noch Eku gingen im Laufe der Stunde auch nur mal unglimplflich zu Boden. Ihre Heerführer hatten etwas abbekommen. Drake hatte sich scheinbar das Knie verdreht, was seine Agilität immens einschränkte und dafür sorgte, dass er immer wieder einstecken musste.[br]Trotzdem sollte man nicht den Fehler Kanes machen, ihn zu unterschätzen- eine zu leichtfertige Attacke endete damit, das Drake ihm den rechten Arm brach.[br][br]"Stop!"[br][br]Alle erstarten und schauten auf Sealside.[br]Er ging auf Eku zu und nahm vor ihm Haltung an.[br][br]"Soldaten, präsentiert das Gewehr!" |