LordKamar U1
#9 24.03.18 00:22:49 | [ctr]-8-[/ctr][br]Vanessa tippte ihm auf die Schulter und Scorn nahm seine Ohrstöpsel heraus. Erst jetzt merkte er, dass die Erde nicht mehr vibrierte. "Geht es los?", fragte er. "Es geht los.", bestätigte Curse und schwang sich behände aus ihrem Sessel. Scorn stemmte sich aus seinem und seufzte dabei. "Wird es denn gehen alter Mann?", lachte Vanessa und bot ihre Hand als Hilfe an. Scorn schaute sie leicht verärgert an. Mit seinen zweiunddreißig Jahren war er gerade mal fünf Jahre älter als sie. "Nicht so frech Kleine.", erwiderte er, ergriff aber dennoch die ausgestreckte Hand und ließ sich hochziehen. Sie tat einen starken Ruck und er musste einen Ausfallschritt nach vorne machen, um nicht zu straucheln. Gleichzeitig versuchte sie ihn zu stützen und legte ihre Hand an seine Brust. So standen sie sich einige Herzschläge lang gegenüber. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ihre Blicke verschmolzen miteinander und er spürte ein flaues Gefühl im Magen. "Wir sollten los", sagte er verlegen mit trockenem Mund und sie nickte langsam, als würde sie ihn nicht richtig hören. "Ja", sagte sie schließlich. "Ja das sollten wir. [br]Die Fahrt verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Scorn war froh darüber, dass er mit seiner Truppe in einem anderen Gefährt saß als Vanessa. "Konzentrier dich auf deine Aufgabe", mahnte er sich selber. Sein eiserner Wille, dem er unter anderem seinen Beinamen verdankte, erlaubte es ihn, seine Gedanken ganz auf die Mission zu lenken. An der Stadtgrenze hielten die Panzerfahrzeuge an und die Infanterie stieg aus. "Der vereinbarte Sammelpunkt und das Ziel unserer Mission befindet sich zwei Kilometer von hier entfernt. Wir sollten zwar auf wenig Widerstand stoßen, aber seid wachsam." Scorn beendete seine Einweisung mit einem kurzen Blick zu Curse. Sie lächelte ihn an und er fühlte, wie ihn eine angenehme Wärme durchströmte. Doch er riss sich zusammen. Für solche Gefühle war später noch Zeit. Erst einmal musste die Stadt gesichert werden. [br]Es waren insgesamt vier Trupps. Einer davon, gehörte zum 1.Biowaffenregiment, welches gerade ihre Waffen bereit machte. Jeder von Ihnen hatte zwei große Pressluftflaschen auf dem Rücken. Von jeder ging ein Schlauch ab. Einer führte zur Gasmaske, welche an jedem Gürtel hing und einer zu einem Flammenwerfer ähnlichen Gerät, welches wohl Säure verspritze. Scorn schulterte sein eigenes Gewehr und lud seine Pistole durch, bevor er sie in das Holster an seinem Oberschenkel Steckte. Die Pistole war ein Handgefertigtes Unikat, welches ihm der Lord für seine Dienste auf Wilgo überreicht hatte. Zweiunddreißig Schuss, mit Automatik Funktion, räumten jedes Hindernis beiseite. Sie rückten in Formation aus und behielten dabei die Umgebung im Auge. Wie erwartet, stießen sie nur auf Überreste. Zersetze Leichen und getrocknete Pfützen aus Biomasse zierten die Straßen und Gassen. Leere Bunker und mit Leichen gefüllte Gräben zeugten von dem schweren Spiel, welches sie bei einem Angriff gehabt hätten. "Verdammte Scheiße. Das hat doch nichts mehr mit Krieg und ehrenhaften Kampf zu tun", wisperte einer der Soldaten und Scorn stimmte ihm stumm zu. "Wir sind fast am Ziel. Sobald wir angekommen sind, werden wir eine kurze Rast einlegen und uns dann weiter aufmachen, bis wir am Ende des Viertels angekommen sind." Scorn hatte über Funk gesprochen und noch bevor er ausgesprochen hatte, wurde der Soldat, welcher vor ihm über einen Trümmerberg kletterte nach hinten gerissen. Ein Arm flog durch die Luft und besprühte die Nachfolgenden mit Blut. "Feindkontakt", brüllte Gefreiter Taylor und warf sich auf den Boden. Alle folgten seinem Beispiel und Scorn robbte bis zur Kuppe des Trümmerhaufens. Er spähte darüber und entdeckte in einer Ruine eine Sandsackstellung mit einem schweren Maschinengewehr. Dieses eröffnete sofort das Feuer und der Hauptmann zog rasch den Kopf ein. Dreck spritze in die Höhe und landete in seinen Haaren. "Der Feind hat ein schweres MG Nest aufgebaut und sich tief in den Häuser Ruinen verschanzt," erstattete er Bericht. Vanessa kroch neben ihn und riskierte ebenfalls einen Blick. Das peitschen von Kugeln zerschnitt die Luft und sie ließ sich rasch wieder zurückrutschen. "Das sieht nach Spaß aus," meinte sie und bedeutete ihrem Trupp mit einer Handbewegung auszuschwärmen. "Ablenken, flankieren und vernichten", fragte Scorn und Sie nickte. Erst jetzt nahm er sich einen kurzen Moment Zeit um nach dem Verletzen zu sehen. "Er wird's überleben", meinte der Sanitäter nur und Versiegelte den Armstumpf. "Gefreiter Taylor, Gefreiter Skyler , Sie ziehen mit ihrem Truppen das Feuer auf sich. Hauptmann Curse, Sie gehen nach links. Meine Truppe nach rechts. Bewegung!" Die Soldaten rückten aus und die Truppe um den Gefreiten Taylor und Skyler ließ sich von den Feinden unter Beschuss nehmen, während sie selbst verbissen aus ihren Deckungen zurück feuerten. Vanessa und ihre Truppe bewegten sich schnell auf die linke Seite und versuchten damit den Feind zu umgehen. Zu Ihrem Glück, war die Mauer auf der linke Seite der Ruine noch intakt und es gab keine Fenster. "Wir können uns unbemerkt anschleichen", sagte sie und lächelte voller Vorfreude. Sie hastete mit ihren Männern und Frauen über die Schuttberge und Trümmerteile der zerstörten Stadt. An der Hauswand angekommen legte sie ein Ohr daran und lauschte. Sie nahm neben dem endlosen hämmern der feindlichen Feuerwaffen und den vereinzelten Einschlägen des Gegenfeuers, einige aufgeregte Rufe und gebrüllte Anweisungen war. [br]Sie bedeutete einem ihrer Männer mit knappen Gesten eine Sprengladung an der Mauer anzubringen und begab sich dann zusammen mit dem Rest ihres Trupps in Deckung. Der Soldat führte seinen Befehl aus und stellte den Zeitzünder auf zehn Sekunden ein, bevor er auf seine Leute zu sprintete und hinter einigen Trümmerstücken in Deckung sprang. Die Detonation zerriss den Mauerabschnitt und hüllte die Umgebung in eine Wolke aus Schutt und Staub. "Zugriff! Los! Los! Los", brüllte Vanessa ins Komm, sprang über ihre Deckung und rannte auf das frisch entstandene Loch zu. Sie entdeckte einige Leichen, welche von der Explosion zerfetzt wurden und sah Soldaten am Boden liegen, welche sich die Ohren hielten, aus denen Blut quoll. Vanessa zögerte nicht lange, sondern aktivierte ihren Säurewerfer. Die letzten Überlebenden wurden beinahe vollständig aufgelöst und das 1. Biowaffenregiment fiel den Verteidigern in die Flanke. Sie sah Hauptmann Harbinger, wie er mit seinen Truppen die rechte Seite des Feindes unter Beschuss nahm. Das schwere Maschinengewehr war nur knappe zehn Meter von ihrer Position entfernt war. Es lag in ersten Geschoss des Gebäudes und war an der Bruchkante aufgebaut worden um den besten Überblick auf den Platz zu erhalten. "Masken.", befahl Vanessa und Ihre Truppen reagierten sofort. Sie setzen sich ihre Gasmasken auf und schalteten die Sauerstoffversorgung ein, die Gleichzeitig einen Überdruck erzeugte um die Masken zu versiegeln. Nachdem sie sich mit einem kurzen Blick vergewisserte hatte, das ihr Trupp bereit war löste Vanessa eine Granate von ihrem Gürtel. Das Ding hatte die Größe eines Apfels und der Körper bestand aus einem Wabengeflächt aus Glas. Sie löste die Sicherung und aktivierte den Zünder. "Fresst sie meine Kleinen.", flüsterte sie und drücke einen Kuss auf die Granate. Danach warf sie sie im hohen Bogen genau neben das Maschinengewehr und setze ihre eigene Maske auf. "Biowaffeneinsatz." Meldete sie über das Komm und gluckste leise als sie sah wie Scorn den Arm hochriss und hektisch in Richtung offene Straße gestikulierte. Seine Truppe zog sich rasch zurück und Vanessa aktivierte die Sauerstoffversorgung. Sie spürte den leichten Druck, der sich in der Maske aufbaute und roch das frische Aroma von Minze, welches in die Luftversorgung einfloss.[br]Sargento Varen Corvus hockte neben dem schweren Maschinengewehr. Er blickte durch sein Fernglas und lächelte räuberisch, als er die feindlichen Truppen anrücken sah. "Wenn sie über den Schuttberg kommen, eröffnen sie umgehend das Feuer." befahl er dem Soldaten neben sich. "Ja Sargento", antwortete dieser und lud die schwere Waffe durch. Sein Finger zitterte nervös und schweiß lief ihm ins Gesicht. Er leckte einen Tropfen ab, der ihm unter seinem Helm herabfloss und blinzelte hektisch. Varen spürte wie Verachtung in ihm aufstieg. Er war einer der letzten Regulären Soldaten, welche noch am Leben waren und er musste sich jeden Tag aufs Neue mit Reservisten oder Milizen rumärgern. Er versuchte nicht an den Kommandanten zu denken, da ihm jedes Mal die Galle hochkam, wenn er es tat. Es war purer Zufall und ungerechtfertigtes Glück, das der zweite Kommandant der Reserve den Erstschlag und die bisherige Zeit gegen die Angreifer überlebt hatte.[br]Ein Knall riss ihn aus seinen Fantasien, in denen er das Kommando hatte und er schaute in Richtung des Trümmerhaufens, über den sich die Feinde kommen sollten. Ein feindlicher Soldat ging gerade zu Boden. Der Rest war noch hinter dem Hügel. "Zu früh du Penner!", schrie er den Soldaten an und gab ihm eine Ohrfeige. Dann sah er einen Kopf über den Hügel spähen. "Bring ihn um verdammt!", befahl er zornig und musste mit Verbitterung ansehen, wie die Kugeln viel zu tief gezielt in den Dreck einschlugen. Auch die zweite Gestalt, welche kurz danach über den Hügel spähte wurde ebenfalls verschont. "Dieser unfähige Vollidiot.", fluchte Varen leise und zog sich von dem MG zurück, welche jetzt auf Dauerfeuer wechselte, da die Feinde Anstalten machten zurückzuschießen. Varen sah Gestalten nach Links und Rechts huschen und wusste was passieren würde. "Ablenken, aufteilen und flankieren.", murmelte er leise und begab sich zur Rückseite des Hauses. Die zwei Dutzend "Soldaten" die er hier hatte würde alle sterben, daran hegte er keinen Zweifel. "Aber ich nicht.", dachte er. [br]Die Explosion, die die Wand keine zehn Meter von ihm entfernt zerriss, warf ihn von den Füßen. Schutt bedeckte ihn und er hörte nichts mehr außer einem hohen Fiepen. Benommen versuchte er sich umzuschauen doch er sah nur das Loch in der Wand, durch welches Soldaten gestürmt kamen und kurzen Prozess mit den wenigen Überlebenden machten. Der Soldat direkt vor ihm löste sich unter Schreien auf, während er selbst ruhig liegen blieb und sich Tod stellte. Eine Frau stand vor ihm. Sie trug enge schwarze Hosen und einen Körperpanzer. Um ihren Hals hing eine Halbmaske und er sah den Säurewerfer in ihrer Hand. Sie stieg über ihn hinweg und die restlichen Feinde folgten ihr. "Die Gelegenheit.", dachte Varen, richtete sich langsam und leise auf und schlich durch das Loch in der Wand nach draußen.[br]Derek ließ seinen Finger nicht mehr vom Abzug. Er Feuerte Kugel um Kugel ab, obwohl er durch die Stichflamme und den Staub in der Luft kaum noch etwas sah. Etwas berührte seinen Fuß und er blickte erschrocken nach unten ohne den Abzug loszulassen. Ein Apfelgroßes Ding aus Glas lag zwischen seinen Beinen. Ihm stockte das Herz. Er wartete auf einen Knall, eine Explosion oder eine Feuerwolke die ihn verzehren würde, doch nicht dergleichen Geschah. "Ein Blindgänger?", frage er sich. Auf einmal zersprang das Gebilde und ein gelblich-grüner Nebel bildete sich. Der Nebel verharrte einige Sekunden, dann begann er sich explosionsartig zu verbreiten. Der Nebel wuchs an, bis er eine Kuppel von zwanzig Metern Durchmesser gebildet hatte. Derek kauerte am Boden. Seine Hände lagen um seinen Hals und er erbrach Blut, welches er schon nicht mehr sehen konnte. Seine Augen brannten und er sah nichts als schwärze während sich der Virus durch seinen Körper fraß. Er war so Konstruiert worden, das er bei einem gewissen Sauerstoffgehalt in der Luft anfing sich zu vermehren, bis er eine Areal von circa zwanzig Metern einnahm. Danach stagnierte die Vermehrung und der Virus befiel sämtliches Leben innerhalb des Areals. Er drang durch Nase und Mund in den Körper ein und zersetze die Lunge und alle anderen Organe. Zeitgleich zersetze er auch das Gehirn seines Wirtes um jede Gegenmaßnahme oder Flucht zu verhindern. Anschließen würde er nach zehn bis fünfzehn Minuten zerfallen. Doch davon bekamen die Verteidiger nichts mehr mit, als ihre Körper schließlich aufgaben. [br]Vanessa stieg über die Leichen der letzten Widerständler hinweg. Sie betrachtete das Maschinengewehr nun aus nächster Nähe. Ein Mann lag davor, die Hände um seinen Hals geklammert, in einer Lache aus Blut und aufgelösten Gewebe liegend. Sie Kniete sich nieder und schloss die glasigen Augen. "Warum müssen sich immer alle Widersetzen?", fragte sie den Toten.[br]Hauptmann Harbinger kam ihr entgegen. "Lagebericht", forderte er über das Komm. "Trupp Taylor meldet zwei verwundete, einen davon schwer." "Trupp Curse meldet keine Verluste.", sagte sie gedämpft durch ihre Maske und spürte beim Anblick des Hauptmanns eine wohlige Wärme in sich aufsteigen. Sie nahm ihre Maske ab und lächelte Scorn an. "Hier Trupp Skyler. Wir haben einen Toten, Iron." Scorn bemerkte, wie Vanessa ihn leicht verdutzt anschaute, als sie diesen Namen hört. Er zuckte nur mit den Schulter und bedeute ihr mit einer Geste: "Später". "Wir rücken weiter vor. Seit wachsam und vorsichtig." [br]Innerhalb der nächsten Stunde trafen sie auf vereinzelte Hinterhalte, verloren aber keine weiteren Soldaten. Die Feinde waren wohl Milizen, aus den Reihen der zivilen Bewohner rekrutiert und den regulären Truppen des Lords gnadenlos unterlegen. Am Sammelpunkt angekommen stießen sie auf weitere Truppen, welche von allen Seiten ankamen. Scorn ließ sich Bericht erstatten und nickte zufrieden. Das Viertel gehörte ihnen und die Verluste waren geringer ausgefallen als man erwartet hätte. [br]"Hauptmann Harbinger ruft Leutnant Karelien. Mary können sie mich hören?"[br]"Hier Leutnant Karelien, wie ist die Lage Scorn?"[br]"Wir haben das Viertel Gesichert. Die Verluste sind minimal und wir richten einen Außenposten ein."[br]"Sehr gute Arbeit. Ich werde den Lordkommandanten in Kenntnis setzen. Kehren sie zusammen mit Hauptmann Curse zur Basis zurück."[br] |