Evil-Empire 2 Forum: Gast



LordKamar U1





#21 24.03.18 00:26:13
[ctr]-20-[/ctr][br]Die Kreutzer der Fenris Klasse waren fünfhundertundzwölf Meter langes Schiffe. Ausgestattet mit einer für diese Größe beeindruckenden Anzahl an elektromagnetischen Beschleunigungskanonen oder auch 'Rail Guns', wurde das relativ kleine Schiff von massiven Reaktivpanzern und einer Schutzschild Vorrichtung geschützt. Die Tage an Bord vergingen wie im Fluge. Aufgrund ihrer Ausbildung wurde Nelia im Bereich Kommunikation eingesetzt und überwachte zudem noch alle Sensordaten. Das Schiff hatte eine fast zweitausend Mann starke Besatzung und dazu noch fünfhundert Marine Soldaten für Außeneinsätze und Entermanöver an Bord. Nach wenigen Wochen, war sie mit der 'Wolfswelpe' bestens vertraut. Während der standartmäßigen Patrouille im 03-34 Sektor meldeten sich die Außenscanner mit einem leisen "pling". Nelia rief das Ergebnis auf und wusste noch vor der Analyse, um was es sich handelte. Sie drückte den Meldeknopf auf ihrer Konsole und wenig später stand der Kapitän der 'Wolfswelpe' neben ihr. "Junker Alfrir?" Der Kapitän war ein Mann, um die vierzig Jahre alt. Er hatte einen buschigen schwarzen Bart und kurzgeschnittene schwarze Haare. seine leicht gelblichen Augen erinnerten an einen Greifvogel und die Hakennase unterstrich das Bild. Steht's streng und korrekt schauend richtete er seinen Blick nun auf die junge Frau. "Die Sensorphalanx hat ein Kommunikationssignal empfangen. Ein Notruf auf allen Frequenzen." "Identifikation?", fragte der Kapitän misstrauisch. "Sie nutzen die Transmitterkennung der Gilde, mein Herr." Der Kapitän runzelte die Stirn. Die Gilde galt zwar nicht als Verbündetet, denn immerhin hatte die Allianz der Furianer keine Verbündeten, doch besonders die Vergangenheit des Lords verbanden ihr Imperium mit der großen Handelsallianz. "Welche Koordinaten?" Nelia tippte etwas auf der Konsole ein und eine Darstellung des Sektors erschien auf dem Display. "Ein Asteroidenfeld, fünfundvierzig Astronomische Einheiten entfernt von uns." Der Kapitän strich sich durch den Bart. "Kurs setzen." entschied er dann und setzte sich zurück auf seinen Kommandothron. "Sehen wir uns das einmal an."[br]Die Warpantriebe der 'Wolfswelpe' brachten das Schiff auf zwanzigtausend Kilometer an das Ziel heran. "Tiefenscann einleiten", befahl der Kapitän. Nelia aktivierte die Scanner und analysierte die Ergebnisse. "Schwache Energiesignaturen. Notstromaggregate laufen. Schwache Energiesignatur in der Kryostase Kammer in den Wartungssystemen und auf den Kommunikationsanlagen." „Sie senden bereits auf allen Frequenzen, was bedeutet das Junker Alfrir?" "Dass sie schon über sechsundneunzig Stunden keine Antwort auf ihrer Imperiums eigenen Frequenz und seit achtundvierzig Stunden keine Antwort auf einer Alliierten Frequenz erhalten haben." "Sehr Richtig. Ich werde ein Außenteam entsenden." [br]Nelia saß an Bord des Beibootes. Zusammen mit einem fünfzehn Mann starkem Trupp der Marine Sturmeinheiten, fünf Technikern und zwei Frauen vom medizinischen Personal, sollten sie an Bord gehen, den Schiffscomputer nach verwertbaren Informationen durchsuchen und danach die Crew aus der Kryostase aufwecken. Das Schiff war ein riesiges Transportschiff, mehr als viermal so groß wie der Kreutzer. Das Beiboot näherte sich der Luftschleuse, in der Nähe der Kommandobrücke. Die Andockautomatik lief dank des Notfallstroms noch und nach kurzer Zeit stand das Außenteam auf der Brücke. Während die Marinetruppen sogfältig die Umgebung sicherten begannen die Techniker ihre Ausrüstung aufzubauen, um an den Schiffscomputer heranzukommen. "Wir müssen die Energie wieder herstellen.", sagte einer der Techniker. Hauptmann Baal, Leiter des Außenteams nickte. "Hauptgefreiter Asmus, nehmen sie die zwei neuen mit. Hauptgefreite Lyn, schnappen sie sich drei Leute, zwei Techniker und unterstützen sie Asmus." Er zeigte auf die beiden Ärztinnen . "Sie begleiten Hauptgefreite Lyn." Lyn und Asmus salutierten kurz und formierten ihren Trupp. Baal wandte sich noch einmal um. "Oh und nehmt die Junker mit. Sie soll lernen, wie ein Schiff funktioniert."[br]Nelia ging in der Mitte des Trupps. Die Techniker liefen vor und die Ärztinnen hinter ihr. Überall im Schiff war die Notfallbeleuchtung eingeschaltet. Rotes Licht erhellte kaum den gesamten Gang und in den Ecken blieben undurchdringliche Schatten. Der Trupp wurde angeführt von der Hauptgefreiten Lyn, eine relativ kleine Frau, mit kurzen dunklen Haaren. Die Nachhut bildete Hauptgefreiter Asmus, der mit seinen wachsamen, Augen darauf achtete, dass alle zusammen blieben. Die beiden Rekruten wirkten sehr nervös. Genau wie Nelia, befanden sie sich zum ersten Mal auf einem Einsatz. "Wir kommen gleich zur Stase Kammer", merkte Lyn an, welche sich die Baupläne des Transporters auf ihrem Helmdisplay einblenden ließ. "Bestätigt", meldete Asmus. "Ich schlage vor, du nimmst die Techniker und die Junker. Ich bleibe mit den Docs und den Anfängern hier, um gleich die Notfallversorgung einzuleiten, sowie Baal den Wecker klingeln lässt." Lyn nickte zustimmend und setze zusammen mit den zwei Technikern, dem Rest der Marine Soldaten und Nelia den Weg zum Maschinenraum fort. [br]Der Maschinenraum war gewaltig. Hunderte von Konsolen standen in Reihen. Darüber verliefen Laufstege und kleine Kontrollzentren. Der hintere Teil des Raumes war durch eine dicke Wand abgeschirmt und verbarg die Fusionsreaktoren. Die Techniker machten sich sofort an die Arbeit. Einer untersuchte die Kontrolleinheiten, für die Reaktorsteuerung während sein Kollege anfing die Computersteuerung anzuzapfen. "Reaktoren scheinen Ordnungsgemäß heruntergefahren zu sein." meldete Einer. „Computersteuerung spricht an", meldete der Andere. "Okay, geben sie uns Saft.", ordnete Lyn an. Nelia sah dem Techniker über die Schulter, während dieser das Computersystem hackte und sich so Zugriff auf die Steuerung verschaffte. Er erklärte ihr seine Handlungen und freute sich über das Interesse, welches sie ihm entgegenbrachte. "Und gleich haben wir Strom", meldete er und gab den Befehl ein. Mit einem leisen Summen, welches immer lauter wurde und schließlich zu einem dröhnen anschwoll erwachten die Generatoren zum Leben. Die Deckenbeleuchtung wechselte von rot zu weiß und tauchte den ganzen Raum in helles Licht. Lyn nickte zufrieden und griff nach ihrem Funkgerät. "Energie wiederhergestellt." "Sehr gut, suchen sie nach verwertbarem Material und kommen sie anschließend zurück zur Kommandobrücke. Treffen in zwei Stunden." Lyn nickte den Technikern zu. "Ihr habt`s gehört Männer."[br]Nach einer halben Stunde hatte Nelia in den Untiefen der Schiffsdateien etwas gefunden. "Die Missionsprotokolle." meldete sie. Lyn kam näher. "Wie sind sie da heran gekommen?" fragte sie ungläubig. "Die Chiffrierung war recht simpel, ziviler Standard. Außerdem ähnelt sie sehr den unsrigen." Lyn beschloss sich nicht länger zu wundern, sondern rief die Protokolle auf. Das Schiff war vor zehn Tagen aufgebrochen um Güter von einer Minenwelt zu beschaffen. Sie wurden auf dem Heimflug von einem feindlichen Imperium attackiert und mussten sich verstecken. Der Rest fehlte. Keine Anmerkungen über die Aktvierung der Notfallsysteme.[br]Lyn scannte die Daten und schickte sie an Hauptmann Baal. Die Übertragung schlug fehl und sie versuchte es erneut. Nichts. Über Funk rief sie ihren Vorgesetzten, doch nur weißes Rauschen antwortete. "Verflucht", knurrte sie. "Hauptgefreiter Asmus, bitte kommen." Stille. [br]Nelia durchsuchte weiter die Datenbank und stieß auf einen Navigationsplan, sowie die Sensorenauswertung des Schiffes. Zwei Dinge waren merkwürdig. Erstens, gab es eigentlich keinen Grund, warum sich dieses Schiff hier aufhielt, denn selbst für eine überstürzte Flucht war es viel zu weit vom Kurs abgekommen. Zweitens, wenn die Scans korrekt waren und davon ging Nelia aus, war der Frachtraum leer. Sie teilte ihre Erkenntnis der Hauptgefreiten mit. "Wurde das Schiff vielleicht schon geplündert?" fragte sie unsicher. Lyn nickte langsam. "Möglich." dann stutze sie. "Ist das dort das Sicherheitsprogramm?" Nelia nickte und rief die Datei auf. "Zeigen Sie mir die Brücke." Auf der Kommandobrücke schien alles in Ordnung zu sein. Lyn sah Baal, wie er Anweisungen erteilte und die umherwuselnden Techniker. "Jetzt den Eingang der Stase Kammern." Das Bild flackerte kurz und war dann schwarz. "Die Beleuchtung scheint deaktiviert zu sein." sagte Nelia und versuchte einen Infrarotfilter zu finden. "Sparen sie sich die Mühe" sagte Lyn. Sie griff nach ihrer Waffe und die drei Sturmsoldaten taten es ihr sofort nach, ohne Fragen zu stellen. [br]Sie bewegten sich vorsichtig und mit den Waffen im Anschlag zurück. Die Beleuchtung war vollkommen intakt. Vor der Stase Kammer hielten sie an. Hauptgefreiter Asmus lag auf dem Boden, ebenso wie die zwei Doktorinnen und einer der beiden Rekruten. Die Tür zur Stase Kammer stand offen und feuchte Fußspuren führten den Gang in Richtung Brücke. Lyn warf einen Blick in die Kammer. Von den Hunderten Kapseln, waren alle leer und nie in Betrieb gewesen. Die fünf direkt an der Tür jedoch waren geöffnet und Lachen aus Kryomittel und Nährlösung hatten sich auf dem Boden gesammelt. Die drei Soldaten sicherten den Gang, während Lyn sich neben Asmus hinhockte. Der Hauptgefreite lag auf dem Bauch und Lyn suchte nach seinem Puls. "Betäubt." sagte sie und drehte ihren Kameraden auf den Rücken. Ein leises Klicken ertönte und Lyn starrte auf die Weste des am Bodenliegenden. Wer auch immer die Soldaten überwältigt hatte, hatte anschließen eine Schnur am Sicherungsring der Blendgranaten befestigt, die jeder Soldat mit sich trug. Die Schnur war an einem Wartungsgitter verknotet und wurde durch das herumdrehen des Körpers so stark gespannt, dass sie den Sicherungsring herauszog. "Scheiße!" fluchte Lyn und Sekundenbruchteile später ging die Granate hoch. [br]
LordKamar U1





#22 24.03.18 00:26:28
[ctr]-21-[/ctr][br]Nelia sprang aus Reflex zur Seite. Sie konnte nichts mehr sehen oder hören. Ihre Netzhäute waren gnadenlos überlastet und auf ihren Ohren hatte sich ein grelles fiepen eingestellt. Sie spürte nur, wie gegen etwas stieß, es durchbrach und dann nach kurzem Fall hart aufschlug. Nach mehreren Herzschlägen nahm das blendende Weiß allmählich ab und das fiepen minderte sich. Sie schaute sich hektisch um. Anscheinend war sie gut einen Meter tief in einen Wartungsschacht gestürzt. Der Schacht wurde zu einem Tunnel und verlor sich vor ihr im Dunkeln. Plötzlich hörte sie Stimmen. Es war eine fremde Sprache und somit bestand kein Zweifel daran, dass die mysteriösen Angreifer das Gefecht gewonnen hatten. Nelia fing an in Panik zu verfallen. Was sollte sie jetzt tun? Verstecken? Durch die Wartungstunnel fliehen? Sie entschied sich für letzteres, bevor sie in ihrem Versteck entdeckt wurde. „Ich muss zur Brücke kommen und Alarm schlagen“, dachte sich Nelia und kroch in den Wartungstunnel.[br]Baal wurde langsam nervös. Lyn und Asmus hatten sich noch nicht gemeldet und er bekam einfach keinen Zugriff mehr auf das Sicherheitssystem. Einer der Techniker versuchte verzweifelt die Sperre zu überbrücken, welche das System abriegelte. Sie war einfach so aufgetaucht, wahrscheinlich als Reaktion auf einen unsauberen Hackversuch, vielleicht aber auch nur eine Fehlfunktion. Oder Fremdeingriff, nagte sich ein Gedanke in einem Unterbewusstsein fest. Der Funk war ebenfalls gestört, was entweder an Kosmischer Strahlung, bedingt durch einen Hüllenbruch irgendwo im Schiff sein konnte, oder aber weil jemand die Frequenz blockierte. Baal runzelte die Stirn, als er näher darüber nachdachte. Die Tiefenscanns der 'Wolfswelpe' hatten keine Beschädigung der Hülle angezeigt. Er sah zu seinen acht verbliebenden Soldaten und winkte sie näher heran. Er beugte sich ein wenig vor: „Hier stimmt etwas nicht“, murmelte er leise, um die Techniker nicht zu beunruhigen. „Wir haben keinen Kontakt mehr zu Asmus und Lyn. Haugefreiter Norm, nehmen sie sich vier Mann und gehen sie nachsehen. Seinen sie Gefechtsbereit und äußerst wachsam.“ Der Hauptgefreite nickte, zeigte auf vier Soldaten und machte eine „Folgen“ Geste. Das Quintett verließ unauffällig die Brücke, nahmen aber sofort die Waffen in den Anschlag, als die Tür hinter ihnen zu glitt.[br]Nelia hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Sie war gut fünfzehn Minuten unterwegs und war wahllos einigen der Abzweigungen gefolgt. Unterwegs stieß sie nur auf Reinigungsroboter, die für die Sauberkeit der Wartungstunnels zuständig waren. Als sie auf einen Ausstieg stieß, zögerte sie ein wenig, entschied sich dann aber doch dafür, das Tunnelsystem zu verlassen. Sie drückte die Ausstiegluke einen Spalt auf und versuchte sich umzusehen. Der Gang, den sie erblickte machte nach links eine Biegung und führte rechts zu einer Tür. Nach kurzem lauschen, stieg sie aus der Lucke und bewegte sich vorsichtig auf die Tür zu. Mit einem zischen glitt sie auf und Nelia stand in einer großen Kantine. Esstische füllten den größten Teil des Raumes aus. Auf der ihr gegenüberliegenden Seite befand sich ein Langer Tresen und dahinter verbarg sich im Nachbarraum die Küche. Sie schaute sich aufmerksam um. Wenn Die Gilde einen ähnlichen Standard hatte, wie ihr Imperium, dann mussten sich hier irgendwo Rettungs- und Notfallpläne befinden. Schnell wurde sie fündig. Sie eilte zu einer Tafel an der Wand. „Rettungs- und Notfallplan“ prangte in grünen Lettern über einer Skizze des Raumes. Grüne Pfeile markierten Rettungswege und Rote Symbole zeigen Verbandskästen und Feuerlöscher an. Mit einem Stoßgebet an die Götter nahm sie die Tafel von der Wand ab und entfaltete den Kompletten Plan, welcher die schnellsten Routen zu den Rettungsbooten und der Stasekammer zeigte. Allerdings auch einen Grundriss des Schiffes, welcher ihr den Weg zur Brücke offenbarte. In wenigen Sekunden hatte sie sich den Weg eingeprägt und bewegte sich Richtung Ausgang. Das Geräusch von Stiefeln auf Metall ließ sie erstarren. Es kam von dem Gang, aus dem sie gekommen war und wurde lauter. Panik flammte wieder auf und sie blickte sich hektisch um. Der Tresen! Sie rannte los und versuchte so wenige Geräusche wie möglich zu machen. Mit einem Sprung landete sie hinter dem Tresen und drückte sich voller Furcht daran. Sie hörte die Tür aufgehen und die Schritte waren in dem ansonsten stillen Raum beängstigend laut. Sie bemerkte ein kleines, rostumrandetes Loch in der Wandung des Tresens und spähte hindurch. Zwei Gestalten waren hereingekommen. Beide trugen komplett fremdartige Schutzanzüge und Helme. Sie redeten in einer völlig unbekannten Sprache und ihre Stimmen wurden von den Lautsprechern ihrer Helme verzerrte. Beide hatten Gewehre in den Händen. Die zwei gingen auf einen der Tische zu und einer schien einen Funkspruch zu erhalten. Er stellte einen Fuß auf die Sitzbank und hielt sich eine Hand an den Helm. Der andere schwang sich auf den Tisch und stellte seine Füße auf die Bank. Der Funkende nickte und sprach ein kurzes Wort. Anschließend redete er auf seinen Kameraden ein, welcher auflachte und etwas erwiderte. Das Duo schien neue Befehle erhalten zu haben. Der sitzende Sprang wieder auf die Füße und wollte gerade losgehen, als sein Begleiter ihn an der Schulter festhielt. Er sah in die ihm gewiesene Richtung und Nelia wurde schlecht. An der Stelle, wo die Karte hing, war jetzt ein deutlich sichtbares, helles Quadrat in der ansonsten vernachlässigten Wand. Auch waren im Staub Fußspuren zu erkennen. Ihre Spuren. Einer der beiden Kniete sich hin und scannte die Spuren mit einem Gerät an seinem Arm. Der andere spähte argwöhnisch im Raum umher. Der Scannende schaute zu seinem Kollegen auf und vollführte eine Handvoll Gesten und sein Gegenüber nickte. Langsam den Spuren folgend kamen sie bis kurz vor die Tür. Und drehten sich dann um. Nelia sah jetzt deutliche ihre Abdrücke im Staub, die bis zu ihrem Versteck führten. Sie rutschte weg von dem Loch und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. „Weg hier!“, dachte sie nur noch und suchte hektisch nach einem Ausweg. Sie könnte bis zum Ende des Tresens schleichen, darüber springen und den kurzen Weg zur Tür rennen. Geduckt schlich sie so schnell sie konnte los, als eine elektronisch verstärke Stimme erklang: „Komm heraus und ergib dich.“ Nelia dachte nicht darüber nach, warum diese Leute ihre Sprache kannten, sondern setzte ihren Weg fort. Noch fünf Meter. Sie zuckte zusammen und schrie fast auf, als urplötzlich Schüsse den Tresen durchsieben, genau an der Stelle, wo sie eben noch war. Der Schütze fing jetzt an gezielt alle paar Zentimeter eine Kugel durch das Metall zu jagen und die Einschüsse kamen beängstigend schnell näher. Nelia hechtete über den Tresen und sprintete zur Tür. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, wie die beiden Männer herumwirbelten. Der Schütze legte sofort auf sie an, während sein Kamerad erst um ihn herumgehen musste. Zwei Dinge retteten ihr das Leben. Zum ersten, dass metallische klicken, dass der Waffe des Schützen entsprang und zum anderen der überhasteten Fehlschuss seines Kameraden. Die Kugel schlug vor ihr in der Wand ein, aber da hatte Nelia schon die Tür erreicht. Sie sprintete den Gang hinunter und hörte hinter sich wütende Schritte. Als sie um eine Ecke rannte, wurde sie aus einer Nische heraus gepackt.[br]
LordKamar U1





#23 24.03.18 00:26:50
[ctr]-22-[/ctr][br]Nelia wollte laut aufschreien, doch zum Glück lag eine Hand auf ihrem Mund. „Beruhigen Sie sich!“, zischte jemand ihr ins Ohr. Schnell atmend versuchte Nelia sich in den Griff zu bekommen. Noch während sie kontrolliert atmete, preschten die beiden Fremden an ihrem Versteck vorbei und polterten den Gang hinunter. „Ich werde Sie jetzt loslassen. Verzeihen sie meine Grobheit, Junker.“ Nelia fühlte, wie sich der Griff lockerte und sie wirbelte herum. Vor ihr stand der zweite Rekrut, der zusammen mit dem Hauptgefreiten Asmus und den beiden Ärztinnen vor der Stasekammer warten sollte. „Wie sind sie hier her gekommen?“, fragte Nelia verwundert und trat instinktiv einen Schritt zurück. „Der Hauptgefreite schickte mich los die Gegend erkunden. Kaum war ich um die Ecke verschwunden ging der Kampf auch schon los. Ich wollte Verstärkung holen, bin Richtung Brücke davongerannt und hab mich dann wohl verlaufen, Milady.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wissen Sie, wer uns angreift?“ Nelia schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber wir müssen zur Brücke gelangen und Hauptmann Baal warnen.“ Sie deutete den Gang hinunter. „In die Richtung.“[br]Hauptgefreiter Norm schaute vorsichtig um die Ecke. Er erspähte Eine Gruppe Menschen, welche regungslos am Boden lagen. Es waren die Hauptgefreiten Lyn, Asmus und ihre Trupps. „Gebiet sichern.“, befahl er knapp und rückte lautlos vor. Er kniete sich neben Lyn auf den Boden, sie lag mit dem Gesicht nach unten. Er strecke die Hand nach ihr aus, zögerte aber. Sein Blick fiel auf Asmus. Seine Schutzweste war verbrannt und eine seiner Granaten war noch in der Halterung hochgegangen. Norm zog die Augenbrauen zusammen und fuhr mit seinen Händen an den Konturen von Lyns Körper entlang. Da! Ein dünner Stahlfaden, oder eine Angelschnur. Sie führte zu einem Gitter und verschwand unter Lyn. Er zog sein Messer und kappte den Draht. Anschließen rollte er die Frau auf den Rücken. Am Sicherungsring ihrer Betäubungsgranate hing der Rest des Drahtes. Norm stand auf sah zu einem seiner Kameraden. „Was denkst du?“ Der Mann schaute sich die Gruppe der außer Gefecht gesetzten an. „Das Werk von Profis. Sie haben Asmus und seine Leute von hinten angegriffen, aus der Kammer heraus. Anschließend müssen sie mit der Falle Lyn und ihre Leute ausgeschaltet haben.“ Er deutete auf kleine Einstiche am Hals. „Sie sind wahrscheinlich mit Drogen oder Gift ruhiggestellt worden.“ „Was glaubst du? Söldner oder Piraten“, fragte Norm. „Ich glaube“, sagte der Soldat und wandte sich in Richtung eines eingeschlagenen Wartungsgitters. „Ich glaube, es fehlen zwei unserer Leute.“[br]Nelia war erschöpft. Der Transporter der Gilde war titanisch Groß und sie mussten viele Ebenen zu Fuß durchqueren. Der Rekrut, mit dem sie unterwegs war, ging voran und legte ein zügiges Tempo vor. „Wohin jetzt, Milady?“, fragte er, als sie eine Kreuzung erreichten. Nelia stütze sich an der Wand ab und schloss die Augen. Der Grundriss des Schiffes erschien vor ihren Augen. „Nach Links.“ Der Mann nickte und ging wieder los. Ohne Vorwarnung riss er den Arm in die Höhe und seien Hand bildete eine Faust. „Halt“. Nelia blieb sofort wie angewurzelt stehen und lauschte. Schritte. Mehrere Personen. Hinter ihnen. Der Rekrut packte ihren Arm und zog sie hinter sich. Anschließend wichen sie rückwärtsgehend zurück. Eine Tür erschien neben ihnen und sie eilten hindurch. Es handelte sich um einen kleinen Aufenthaltsraum. Mehrere Brettspiele standen auf Tischen herum und ein Aquarium blubberte in einer Ecke. „Haben Sie eine Waffe, Junker?“ Nelia wurde eiskalt. Allein der Gedanke an einen Kampf gegen den unbekannten Gegner machte ihr panische Angst. „Nein“, hauchte sie. Der Mann nickte nur und reichte ihr seine Pistole. „Können Sie damit umgehen, Milady?“ Nelia schüttelte den Kopf. „Seis drum, dann müssen Sie es wohl auf die harte Tour lernen. Kimme und Korn, immer nach vorn. Und so wie sie etwas dadurch sehen können, schießen. Wenn es Klickt, den Hebel ziehen, neues Magazin rein und durchladen.“ Er demonstrierte ihr die Handgriffe. „Keine Sorge, ich pass schon auf Sie auf, Milady.“ „Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte Nelia und ergriff zitternd die Waffe. „Hiems Argenteum, Milady“.[br]Argenteum ging zur Tür und lauschte. „Sie sind gleich da.“, sagte er. „Wenn sie vorbei gehen, dann schleichen wir weiter. Wenn nicht.“ Er brauchte nicht weiter zu sprechen. Nelia nickte nur und richtete immer noch zitternd den Lauf auf den Eingang. Qualvoll langsam verstrich die Zeit. Argenteum lauschte die ganze Zeit, bis er nach einigen Minuten Entwarnung gab. Er öffnete die Tür vorsichtig und spähte den Gang hinunter. „Okay, sie sind weg.“ Nelia dankte den Göttern schon zum zweiten Mal an diesem Tag. „Wir müssen dort entlang. Es ist nicht mehr weit.“[br]Baal hörte dem Bericht von Norm konzentriert zu. Piraten, Söldner oder eine feindliche Spezialeinheit. Er tippte eher auf Piraten, denn er sicher war, dass es nur um eine Zufall handelte, dass die ‘Wolfswelpe‘ den Notruf zuerst aufgefangen hatte. Die Teile fügten sich zu einer Geschichte: Die Mistkerle hatten einen Transporter der Gilde überfallen. Wie war noch unklar, aber eigentlich auch nicht wichtig. Anschließend hatten sie die Ladung auf dem Schwarzmarkt verkauft und sich dann auf die Lauer gelegt, wahrscheinlich um Rettungskräfte zu entführen und als Sklaven zu verkaufen. Die Ausgeschalteten waren inzwischen auf die Brücke geholt worden. Sie würden in einigen Stunden wieder aufwachen. Rekrut Argenteum und Junker Alfrir wurden vermisst. Vermutlich waren sie entkommen und irrten im Schiff umher. „Wie viele Kryostasemodule waren in Betrieb?“, fragte Baal noch einmal nach. „Fünf, mein Herr.“ Er nickte. „Der Zugang zur Brücke wird bewacht. Ich will in dem Gang vor uns alle Männer verteilt sehen.“ Norm nickte und gab Anweisungen.[br] Hiems und Nelia waren fast da. Noch wenige Minuten trennte sie von der Brücke und ihrer Einheit. [br]Das pneumatische zischen einer Tür, ganz leise nur, ließ Nelia herumfahren. Eine Gestalt trat in den Gang hinaus und wandte ihr den Rück zu. Es war keiner von ihren Leuten. Nelia riss die Waffe hoch und schoss, ohne nachzudenken. Drei, Vier mal drückte sie den Abzug. Hiems zuckte zusammen und wirbelte herum. Er sah, wie die Gestalt einmal in den Rücken getroffen wurde. Die Kugel schien jedoch in der exzellent verarbeiteten Schutzweste stecken zu bleiben. Der Fremde warf sich in eine Nische. Hiems zog Nelia in die Deckung eines Türrahmens und zielte mit seiner Waffe den Gang hinunter. Vier weitere Gestalten tauchten am Ende des Ganges auf und überschütteten ihr Versteck mit Gewehrfeuer. Argenteum zuckte zurück in Deckung. „Ich liebe die harte Tour.“ Sagte er ironisch und feuerte blind zwei Schüsse ab. Anschließend spähte er aus der Deckung. Die fünf Feinde hatten sich inzwischen auf beide Seiten des Ganges aufgeteilt. Er legte mit seinem Gewehr an und der Rote Punkt, seiner Zieloptik legte sich auf den Helm eines Angreifers. Er schaltete auf Einzelschuss um und zog den Abzug durch. Mit einem lauten Knall ruckte seine Waffe hoch. Durch den schlechten Winkel, prallte die Kugel jedoch an der Panzerung des gegnerischen Helmes ab, aber er hörte dennoch ein Aufkeuchen. Zwei der Angreifer nahmen ihn jetzt aufs Korn, trafen jedoch nicht und erlaubten ihm einige Schüsse zurück zu feuern. Er erwischte einen der Piraten am Hals und fing sich selbst einen Streifschuss am Arm ein. [br]„Posten zwei meldet Feuergefecht, Hauptmann.“ Baal runzelte die Stirn. „Posten zwei, klären sie die Lage.“ Funkte er. Nach wenigen Sekunden knackte sein Funkgerät erneut. „Posten zwei, bestätige Verbündete unter Feindfeuer. Erbitte Eingriffserlaubnis. „ „Verstanden, alle Einheiten, unterstützen sie unsere Leute.“ Er schnappte sich seine Waffe und rannte aus der Brücke.[br]Argenteum wehrte sich verbissen aus seiner Deckung heraus. Er hatte mindestens einen Angreifer außer Gefecht gesetzt und zwei weitere Verwundet. Er selbst Blutete aus zahlreichen Streifwunden und Splitterverletzungen. Die Feinde wurden Urplötzlich von mehreren Salven Gewehrfeuer getroffen und einer ging zu Boden. Die restlichen drei, fingen an sich zurückfallen zu lassen und verschwanden schließlich mit ihren verletzen Kameraden um die Ecke.[br]Hiems atmete erleichtert durch. Sein Funkgerät knackte. „Rekrut Argenteum?“ Er erkannte Hauptmann Baal. „Hauptmann. Ich melde mich selbst und Junker Alfrir.“ „Schön von ihnen zu hören. Wie ist ihr Status?“ Argenteum stand aus seiner Deckung auf und winkte dem Hauptmann zu. Dieser war noch knappe fünfzig Meter entfernt. „Leichte Verletzungen durch das Feuergefecht, mein Herr.“ „Und die Junker?“ Hiems wandte sich zum ersten Mal, seit der Schießerei Nelia zu. Sie kauerte in ihrer Ecke. „Ich prüfe.“ Er hockte sich vor ihr hin und berührte ihre Schulter. Sie sah ihn mit flatternden Augenliedern an und fiel zur Seite. Erschrocken packte er sie an den Schultern und legte sie vorsichtig auf den Rücken. Ein großer Fleck breitete sich auf dem Stoff ihrer Uniform aus. „Scheiße!“ fluchte er laut und zog sein Messer. Er schnitt ihr vorsichtig die Jacke auf. Sie hatte einen Querschläger in den Bauch bekommen und blutete heftig. „Argenteum, was ist los? Reden sie Rekrut!“ Baal klang gereizt, da er wohl den Fluch vernommen haben musste. Hiems hörte rennende Schritte. „Die Junker ist verletzt. Bauchwunde.“ Er fühlte an ihrem Hals. „Schwacher Puls.“ Er wurde unsanft von Nelia weggezogen und Hauptmann Baal beugte sich über sie. [br]Nelia fühlte ein Stechen in ihrer Magengegend. Sie konnte nicht sprechen. Die Erschöpfung machte sie so müde. Sie sah das Gesicht von Hiems vor sich, sein Gesicht verschwand und das von Hauptmann Baal trat an seine Stelle. Sie hörte zwar was er sagte, konnte aber den Sinn seiner Worte nicht erfassen. Auf einmal schien sie zu schweben. Der Boden verschwand unter ihr und sie flog. Nein, sie flog nicht. Sie wurde getragen. Die Ränder ihres Sichtfeldes färbten sich langsam dunkel. Die Welt wurde farbloser und dunkler. Grau und bedrohlich wirkte alles mit einem Mal. Wenn sie nur nicht so müde wäre. Vielleicht konnte sie für einen Moment die Augen schließen. Die Welt wurde nun gänzlich schwarz. Ihre Atmung wurde schwerer, bis es zu schwer wurde und sie einfach damit aufhörte. Als letztes fühlte sie noch einmal einen schwachen Herzschlag, wie ein Protest gegen den nahenden Tod. Doch dann verstummt auch dieser und sie fühlte nichts mehr.[br]"Sie atmet nicht mehr!" Baal fluchte und rannte zu den immer noch bewusstlosen Ärztinnen. Er riss eine der Arzneitaschen auf und schüttete den Inhalt auf den Boden. Er schnappte sich eine Spritze Adrenalin und hastete zur Trage zurück. Mit dem Mund zog er die Plastikabdeckung von der Nadel und spuckte sie weg. "Aus dem Weg!" Baal schob die zerschnittene Uniform beiseite und rammte Nelia die Nadel mitten ins Herz. [br]Nelia spürte, wie das Leben zu ihr zurück kehrte. Die Welt gewann wieder an Farbe, ihr Herz fing an zu rasen und ihre Atmung ging schnell. Zumindest kurzzeitig. „Wir müssen sie stabilisieren!“, bellte Baal. „Norm, wecken sie die verdammten Ärzte auf!“ Norm nickte nur. Er durchwühlte seine Taschen, nach etwas brauchbarem. Riechsalz. Er schnippte die Dose auf und hielt sie der Medizinerin unter die Nase. Mit husten und würgen kam die Frau zu sich und sah sich verwirrt um. Noch während Norm die zweite weckte, zog ein Soldat die soeben erwachte Frau auf die Füße und bugsierte sie unsanft zur verletzen Junker. [br]Nelia bekam kaum etwas mit. Alles klang wie aus weiter Ferne und sie musste sich konzentrieren um den Sinn der Worte zu erfassen. Hauptmann Baal schrie einen Techniker an, Kontakt zur ‘Wolfswelpe‘ aufzunehmen. Dann glitt sie wieder zurück in die Schwärze.[br]„Unser Funk wird immer noch gestört, mein Herr.“ Baal schlug vor Wut eine Konsole ein. Die beiden Ärztinnen hatten noch eine Splitterverletzung am Hals der Junker entdeckt und es war klar, dass sie ohne richtige Versorgung nicht lange überleben würde. „Wir werden das Schiff sofort verlassen.“, befahl er. „Das wird nicht möglich sein. Solange wir keinen vollen Zugriff auf den Schiffscomputer haben, sind die Dockroutinen abgeschaltet. Unser Beiboot wird sich nicht aus der Halterung lösen.“ „Dann verschaffen sie sich Zugriff!“ Der Techniker nickte und fing sofort an, wie wild auf seine Tastatur einzuhacken. Nach schier endlosen Minuten kam dann die erste gute Nachricht: „Wir haben einen Kanal zur ‘Wolfswelpe‘ aufgebaut.“ Baal riss sofort das Funkgerät an sich. „Hier Hauptmann Baal vom Einsatzteam Alpha. Wir sind auf feindlichen Widerstand gestoßen und haben eine Schwerverletzte. Der Zugriff auf den Schiffscomputer ist gesperrt und wir können nicht mit unserem Beiboot abdocken. Erbitte sofortige Abholung.“ „Hier ist die ‘Wolfswelpe‘. Haben verstanden und entsenden ein Enterkommando. Halten sie sich in eins-null Minuten im Haupthangar bereit.“[br]Baal warf das Funkgerät seinem Untergebenen zu. „Ist die Junker stabil?“ Eine der Ärztinnen sah auf. Ihre Hände waren voller Blut und ihr Gesicht glänzte vom Schweiß. „Stabil genug.“ „Die Verletzte, das medizinische- und technische Personal in die Mitte. Ich will Soldaten vorne und hinten. Abmarsch in dreißig Sekunden!“ Der Weg zur Hangarbucht verlief den Umständen entsprechend gut. Ihre unbekannten Gegner unternahmen keine Versuche mehr, sie anzugreifen. Hiems lief direkt vor der Verletzen. Er machte sich selbst Vorwürfe, da er während des Gefechtes nicht auf die Deckung der Junker geachtet hatte. Wenn sie seinetwegen starb… Argenteum schüttelte den Kopf und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Zuerst einmal mussten sie von diesem verdammten Schiff herunter. Als sie den Hangar erreichten, bauten sie eine Verteidigungsstellung um die Trage auf. [br]Das Enterkommando schweißte einen Zugangstunnel in die Hangartore und Sicherte die Umgebung. Weitere Sanitäter mit mobilen Versorgungsstationen nahmen die Junker in ihre Obhut. In wenigen Minuten waren alle an Bord des Sturmschiffes, welches sich auf den Weg zurück zur 'Wolfswelpe' machte.[br][br]Baal saß zusammen mit dem Kapitän, dem taktischen Stab und dem Leiter der Krankenstation im Konferenzraum der 'Wolfswelpe'. Über Videoleitung waren Vertreter der Flotte, welche für sie zuständig waren zugeschaltet. Baal lieferte seinen Bericht über die Ereignisse auf dem Frachter ab und gab seine Einschätzung zum Besten. "Aufgrund der Vorgehensweise, der Organisation und der Ausrüstung schließe ich auf Piraten. Und zwar das Profis.", schloss er seinen Bericht und führte ein Glas mit Wasser zum Mund. "Da könnten sie Recht haben, Hauptmann." sagte eine Adjutantin der Admiralität. Ihr Hologramm machte einen besorgten Gesichtsausdruck. "Wie dem auch sei", sagte sie dann "Die 'Wolfswelpe' wird zurückbeordert. Zerstören sie den Frachter und laufen sie auf Sterra ein." Der Kapitän nickte "Sehr wohl." Das Hologramm flackerte und erlosch. "Wie geht es der Junker?" fragte der Kapitän nach kurzem schweigen. Der Leiter der Krankenstation warf einen Blick auf seine Datentafel. "Sie ist stabil und wird es überleben. Womöglich könnte sie an einem Trauma leiden, aber das bekommen wir schon in den Griff." Der Kapitän nickte erleichtert. "Dann bleibt nur noch eins zu tun."[br]Die Railguns des Kreutzers erwachten zum Leben. Feuerlösungen wurden berechnet und die kritischen Systeme des Frachters anvisiert. Die 'Wolfswelpe' schoss eine ganze Breitseite auf den Frachter, durchschlug die Panzerung und zerstörten den Reaktor. Die darauffolgende Explosion zerriss das Schiff in tausende Einzelteile. Das Beiboot der Wolfswelpe, welches wie von Geisterhand vor der Explosion abdockte und im Schatten des Frachters verschwand, bemerkte niemand.
LordKamar U1





#24 24.03.18 00:27:29
[ctr]-23-[/ctr][br]Kehle saß in seinem Büro und starrte auf dem Bildschirm vor ihm. Er zeigte eine Reihe von Daten, welche aus dem Schiffscomputer der ‚Wolfswelpe‘ ausgelesen wurden und nun durch verschiedene Programme zur Analyse liefen. ‚Siehst du es wirklich nicht?‘ Die Stimme klang so, als würde direkt jemand neben ihm sprechen. Aber nur er konnte sie hören. Entnervt schloss der Agent die Augen und atmete tief ein. ‚Nein.‘ Er dachte das Wort nur, aber er wusste, er würde ihn verstehen.[br]Er vernahm ein gespielt verzweifeltes seufzen. ‚Geh zurück, kurz bevor das Schiff zerstört wird.‘ Mit schnellen Fingern gab er die entsprechenden Befehle auf dem Tastenfeld ein. Die Aufnahme spulte zurück. Ein großer Teil des Bildschirms wurde von der Geschützkamera der ‚Wolfswelpe‘ eingenommen, der Rest bestand aus den analysierten Sensordaten. ‚Und jetzt?‘ ‚Konzentrier dich auf das Radar. Zwei Sekunden vor dem Einschlagen der Projektile.‘ Kehle tat wie ihm geheißen und vergrößerte die Radarauswertung. Er stellte die Abspielgeschwindigkeit auf ein Viertel der normalen Zeit und drückte die Starttaste. Und dann sah er es. Ganz kurz tauchte ein kleiner Fleck auf dem Radar auf. Kehle pausierte, spulte wieder zurück und sah sich das Ganze noch einmal an.[br]‚Erinnerst du dich an den Bericht? Das dass Beiboot des Kreutzers nicht geborgen werden konnte?‘ Man war zu dem Ergebnis gekommen das Landungsschiff hätte den Beschuss nicht überstanden oder wäre von der Explosion abgetrieben worden. Aber wenn das Radar tatsächlich zeigte, was Kehle glaubte, dann rückte eine andere Theorie ins Rampenlicht.[br]‚Du meinst, weil es nicht mehr da war? Weil die Angreifer damit entkommen sind?‘ Er hörte ein langsames, leises applaudieren, als Bestätigung seiner Theorie. „Nur wohin?“, fragte er leise in den Raum. Die Funkanalyse meldete sich mit einem leisen ‚ping‘ zu Wort und er klickte auf das Fenster. Tiefenraumscans hatten ergeben, dass die Übertragungen des Frachters erst wenige Stunden vor der Ankunft der ‚Wolfswelpe‘ begonnen hatten. Die Echos der Übertragungen waren an verschiedenen Stellen des Imperiums von den Sensoranlagen aufgefangen wurden. Solche Übertragungen fielen für gewöhnlich nicht weiter auf, in dem Meer an Daten, welche die Anlagen Sekündlich abarbeiteten. Er musste schon etwas tiefer Graben. Da er allerdings gewusst hatte, wonach er suchen musste, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Daten ans Licht kamen.[br]Die ‚Wolfswelpe‘ hatte, nachdem sie zurückgekommen war, das Beiboot als Verlust angegeben und dem Protokoll nach wurde es aus sämtlichen Systemen entfernt, was die Authentifizierungscodes unbrauchbar machte. Also musste er nur noch eingrenzen, wohin sie in der kurzen Zeit fliegen konnten. Während die Programme ihre Arbeit taten, summte die Stimme in seinem Kopf eine leise Melodie. Unbewusst wiegte Kehle seinen Kopf im Takt hin und her und spann den Faden seiner Theorie weiter. Wenn die Fremden gezielt auf eine Patrouille des Imperiums gewartet hatten, dann mussten sie sehr gut Informiert sein und wenn der eigentliche Zweck der Aktion die Beschaffung eines Militärtransporters war…[br]‚Das Programm ist übrigens seit zweiundzwanzig Sekunden fertig, nur falls du heute noch arbeiten möchtest.‘ Der Kommentar rückte die Ergebnisse der Berechnungen wieder in den Fokus seiner Konzentration. Es kamen fünf Planeten in Frage, welche alphabetisch Sortiert angezeigt wurden. Der Agent las die Namen und überlegte. Der Wüstenplanet Al Shadi bot zwar viel Raum für Versteckmöglichkeiten, allerdings war der Sand die Hölle für jede Mechanik und wenn die Fremden nicht über ein ganzes Lager an Ersatzteilen verfügten, würden sie sehr schnell ohne Transportmittel dastehen. Basierend auf der Annahme, dass sie den Transporter brauchten, wäre das also keine Option.[br]Belem war der zweite Posten auf der Liste. Als Planet der Klasse C bestand er allerdings zu siebenundneunzig Prozent aus geschmolzenem Stein und Erz. Die wenigen Aufenthaltsmöglichkeiten waren Förderanlagen und Fabriken, alles unter Kontrolle und Überwachung des Imperiums. Außerdem kamen so wenige Schiffe dort hin, dass man dort sehr schnell auffiel. Mit einem druck seines Fingers auf den Bildschirm verschwanden die ersten beiden von der Liste und er machte weiter.[br]Delbus wäre eine Möglichkeit. Der Planet besaß zwar ein raues Klima, aber weitläufige Steppen, große Städte und eine hohe Verkehrsdichte erlaubten ein Untertauchen. Er berührte den Bildschirm und der Planet färbte sich grün ein.[br]Sterra wurde als nächstes aufgelistet. Die Kernwelt des Imperiums war mit Abstand die am schärfsten bewachte Welt des Sternenreiches und obwohl hier so viele Schiffe wie nirgendwo anders Ankamen oder Abflogen, wurde jedes überprüft. Ein Landungsschiff ohne den dazugehörigen Kreutzer wäre den Wächtern aufgefallen. Kehle löschte als auch diese Option und somit blieb nur noch eine.[br]Wilgo war ein Planet der A Klasse, also ein planetengroßer Asteroid. Durch die geringe Schwerkraft, wurde die Produktion von Antimaterie ungemein erleichtert und somit war Wilgo schon seit seiner Besiedelung die Hauptproduktionsstätte für den Treibstoff der Raumflotte. Leben fand dort unter der Oberfläche in unzähligen künstlichen und natürlichen Höhlen statt. Vermehrung gab es nur über Klonanlagen und Atemluft war dort ebenso begrenzt wie Lebensraum. Ohne die Versorgung von anderen Planeten mit Wasser und Nahrung konnte man die Tage, in denen die Kolonie ausstarb an einer Hand abzählen. [br]Diese Umstände hatten allerdings einen sehr willkommenen Nebeneffekt. Nach der Rückeroberung des Planeten vor sechs Jahren wurde im Rahmen der Resozialisierungsreform die Kolonie zum größten Straflager des Universums. Jeder verurteilte Verbrecher wurde zur Arbeit in den Minen und Fabriken gezwungen, bevor seine Strafe abgegolten war. Nur hatte sich im Laufe der Jahre die Gesellschaft vor Ort gewandelt. Die Gefangenen wurden irgendwann sich selbst überlassen und solange die Erträge abgeliefert wurden, ignorierte man den Sumpf aus Verbrechen und Abscheulichkeiten.[br]Alles in allem war es eigentlich das perfekte Versteck. „Dann wollen wir mal sehen.“, sagte der Agent, ließ die Fingergelenke knacken und startete dann mit einer Reihe von Eingaben. Nach einigen Stunden Arbeit ließ sich Kehle entmutigt in seinen Sitz sinken. ‚Zigarette?‘ Er grunzte frustriet, nahm einen Glimmstängel aus der Packung vor sich, steckte ihn sich in den Mund und suchte nach seinem Feuerzeug. ‚In der linken Innentasche deiner Jacke‘ Kehle holte es hervor, drückte auf den Zündknopf und hielt es an die Zigarette. Effektvoll funkte es, aber die Flamme blieb aus. Genervt versuchte er es noch ein halbes Dutzend Mal, erreichte aber nichts. Das Feuerzeug flog auf den Tisch, dicht gefolgt von der Zigarette.[br]Eine kleine Hand nahm die beiden verwaisten Gegenstände von der Platte. Der Agent drehte seinen Stuhl um und schaute die Besitzerin der Hand an. Ein blondes Mädchen stand vor ihm. Strähnen ihrer hellen Harre hingen ihr ins Gesicht, als sie seine Zigarette in den Mund steckte und anzündete. Der Agent hob eine Augenbraue und setzte eine strenge Miene auf. „Findet die Adeptin, sie wäre schon im richtigen Alter dafür?“, fragte er. Die Spitze der Zigarette glühte orange auf, als die Angesprochene einen tiefen Zug einatmete. Dann reichte sie ihm den glühenden Tabak und atmete eine Rauchwolke aus. „Wir finden, wir haben ein schlechtes Vorbild.“, antwortete sie mit einem hinreißenden Lächeln. "War der Agent nicht jünger als wir es jetzt sind, als er mit dem Rauchen anfing?" Kehle schnaubte. „Was führt die Adeptin hier her?“ versuchte er das Thema zu wechseln. Sie ging darauf ein, trat neben ihn und schaute auf den Bildschirm. „Wir wollten Kehle fragen, wie er vorankommt.“ Seufzend zog Kehle an seiner Zigarette „Wir wissen das Interesse, der Adeptin Iris zu schätzen und würden ihre Hilfe in Anspruch nehmen." Er wusste, sie war begabter in der Datenverarbeitung als er.[br][br]Rasch erklärte er ihr, wonach er suchte und ließ das Mädchen dann auf seinem Stuhl Platz nehmen. Unruhig wartete der Agent an eine Kommode gelehnt und vernichtete eine Zigarette nach der Nächsten, während er nachdenklich den blonden Hinterkopf seines Schützlings betrachtete. Iris lehnte sich erschöpft zurück und schloss die Augen. Sie hatte seit vier Stunden versucht das Beiboot der ‚Wolfswelpe‘ zu orten. Endlich hatte sie die Ergebnisse. "Wir haben die Ergebnisse, die der Agent von uns erbeten hat." Kehle stieß sich von der Kommode ab und drücke seinen Tabakstummel in einem Aschenbecher aus. Iris rollte mit ihrem Stuhl beiseite, damit sich der Agent den Bildschirm besser ansehen konnte, griff sich eine Karaffe voll Wasser, sowie ein Glass und goss sich ein.[br]Das Wasser schmeckte schal, abgestanden und lauwarm. Angewidert verzog sie den Mund, schluckte diese Zumutung von Wasser allerdings dennoch herunter, da ihr Durst stärker war, als ihre Ansprüche. Kehle hatte inzwischen die gefilterten Daten erfasst und sah seine Theorie bestätigt. Das Beiboot war in der Tat auf Wilgo eingelaufen. Danach hatte es zweimal seine Erkennungsnummer gewechselt und war untergetaucht. Er speichert die Daten auf eine Datentafel und schickte eine kurze Nachricht an seinen Vorgesetzten, in der er um ein schnelles Treffen bat und erhielt wenig später eine Bestätigung. Er wandte sich zu dem Mädchen, welches den Kopf auf die Hände gelegt auf seinem Stuhl döste. Sanft streichelte er ihr durch die Haare, bevor er den Raum verließ.[br]
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#25 24.03.18 00:27:59
[ctr]-24-[/ctr][br]Kehle saß in einem Konferenzraum und warte. Er ließ sich seine innere Unruhe nicht anmerken. Er hatte sich mit den beiden Agenten Herz und Wirbel getroffen. Herz war nicht nur ein Freund von ihm, sondern ein sehr guter Ermittler, spezialisiert auf Manipulation und Beeinflussung Verbündeter Elemente. Er hatte Kontakte in jeder öffentlichen und regierungstreuen Organisation und sorgte Hauptsächlich dafür, dass die wichtigen Ämter des Imperiums mit den richtigen Leuten besetzt wurden. Mit seinen blonden Haaren und blauen Augen, die stets einen sympathischen Ausdruck hatten wirkte er unschuldig und vertrauenswürdig. [br]Wirbel war eine hochgewachsene Frau mit dunklen Haaren und hellen Augen. Ihre Aufgabe war Sabotage und aggressive Operationen. Sie war eine kampfgestählte und tödliche Frau. Nicht nur die Tatsache, dass sie keine einzige Narbe trug, sondern auch sein Wissen über sie war Kehles Grund für die Unruhe. Kehles Aufgabe hingegen war eine etwas andere. Gegenspionage, Bewahrung der Inneren Sicherheit des Geheimdienstes und Abwehr feindlicher Übergriffe. Die beiden hatten aufmerksam seinen Bericht gelesen. Herz kaute auf seiner Unterlippe und blätterte erneut durch die Seiten, während ihn Wirbel hingegen über ihre zusammengelegten Finger anlächelte. Er spürte ihren Fuß über sein Bein streichen und eine Gänsehaut breitete sich aus. Eigentlich sollte sie Diejenige sein, welche sich fürchten sollte. Er war immerhin befugt sie Hinzurichten, sollte ihre Loyalität seiner Meinung nach unzureichend sein. Aber er wusste, er würde es nicht schaffen. Herz räusperte sich: "Wenn deine Nachforschungen Richtig sind Kehle, dann würde das bedeuten, dass die Angreifer genau wussten, was sie Taten und über Wissen und Hilfe von Innen profitierten." Kehle nickte. "Wir garantieren, dass die Adeptin Iris lückenlose und sehr gute Aufklärungsarbeit geleistet hat. Ein Fehler ist ausgeschlossen." Wirbel warf ihm einen freudigen Blick zu. "Deine Tochter macht sich wirklich gut bei uns. Ihre Hilfe ist nahezu unbezahlbar." "Wir werden es der Adeptin gerne ausrichten." Herz machte ein zustimmendes Geräusch. "Dann sollten wir den Fall Cortex vortragen." Kehle aktivierte den Holoprojektor und wartete auf eine Verbindung. Die Agenten standen sofort auf und verneigten sich, als die Abbildung des Lords sichtbar wurde. Der Imperator stand neben dem Direktor des Geheimdienstes und forderte sie mit einer Geste auf sich zu erheben. "Cortex berichtete mir von einer dringenden Angelegenheit. Agent Kehle wir lauschen ihnen gespannt." Kehle neigte das Haupt erneut und legte seine Nachforschungen dar. Kamar und Cortex hört konzentriert zu. Ihre Mienen4wurden ernst und verschlossen, je mehr Kehle ihnen erzählte. [br]Kehle stand in seiner Wohnung an den Türrahmen von Iris Zimmer gelehnt und beaufsichtigte das Mädchen dabei, als es ihre Koffer und Taschen packte, während sie aufgeregt und pausenlos plapperte. In Gedanken war er jedoch weit weg. Er hatte seine Einsatzfreigabe von seiner Lordschaft höchstpersönlich bekommen. Mit dem Befehl, jedes verräterische Element auszumerzen. [br]"Das wird unglaublich aufregend.", freute sie sich und vergaß dabei sogar seine Sprechart zu imitieren. Der Mann legte den Kopf leicht auf die Seite und drehte ihr Lieblingsstofftier, eine Miniatur Nachbildung eines weißen Hasen, zwischen seinen Fingern. "Wir werden Kontakt mit Leutnant Harbinger aufnehmen und den Rekruten Argenteum mitnehmen." Er bemerkte ihren fragenden Blick. "Der Rekrut hat in seinem Bericht eine sehr Detaillierte Beschreibung der Angreifer abgeben. Wir brauchen ihn zum Identifizieren." "Aha.", machte Iris und Räumte einige Bücher in ihren Koffer.[br]Als Kehle schwieg, hob sie ihren Kopf und pustete sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Der Agent sah sie unverwandt an und sein Blick war auffordernd. "Wir überprüfen den Hintergrund des Rekruten und aller Personen, die ihm nahe stehen?" Erfreut nickte Kehle und löste sich aus dem Türrahmen und kam auf sie zu. "Aber das Verschieben wir auf den morgigen Tag." Iris streckte sich und gähnte. Die Aufregung hatte die Müdigkeit zwar überspielt, konnte sie allerdings nicht mehr zurück halten. Als sie wenig später zugedeckt in ihrem Bett lag, kam der Agent noch einmal leise herein, legte den kleinen Hasen in ihre Arme, küsste sie auf die Stirn und fuhr ihr liebevoll durch das Haar.[br]Als Nelia erwachte lag sie in einem Krankenhausbett. Sie starrte an die weiße Decke und versuchte sich zu sammeln. Die Sonne fiel durch ein großes Fenster an der südlichen Wand und erhellte den Raum in einem warmen Licht. Sie schlug die Bettdecke zurück und betrachtete sich. Ein Verband lag über ihrem Bauch und am Hals sprühte sie ebenfalls Bandagen. Die Tür öffnete sich und eine Krankenschwester betrat den Raum. "Ah, sie sind endlich aufgewacht, Milady." Die unausgesprochene Frage schien Nelia ins Gesicht geschrieben zu stehen. "Sie waren zwei Wochen komatös." Die Frau deutete auf einen Stapel an Briefen, welche ungeöffnete auf Nelias Nachttisch lagen. "Darum sollten Sie sich Zeitnah kümmern, Milady. Außerdem hat ein gewisser Gefreiter Hiems Argenteum eine Besucheranfrage gestellt. Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, werde wir ihn informieren." Anschließend schenke sie Nelia keine Beachtung mehr, sondern ging ihrem Tagewerk nach. Die Junker seufzte leise, als sie den ersten Brief öffnete: Eine Vorladung von einem Untersuchungsausschuss, der sie zu ihrer Version der Ereignisse auf dem Frachter befragen wollte. Der nächste Brief bestand aus einer Reihe an Informationen über Gefechtsverletzungen, sowie eine Abrechnung von Krankensold. Im dritten Brief fand sie eine Schlüsselkarte, sowie eine Adresse zu ihrer Wohnung, welche von der Flotte zur Verfügung gestellt wurde. Der letzte Brief hingegen war eine Einladung. Es wurde ein Ball abgehalten, um den Bau der Walhalla zu feiern. Als Mitglied des Offizierstabes der Walhalla war sie dazu eingeladen worden. [br]Zwei Tage später wollte Nelia sich mit Hiems treffen. Sie saß in einem Cafe und blickte die Straße hinunter. Es war ein sonniger Tag und die Bürger von Sterra schlenderten gut gelaunt durch die Straßen. Das Gewirr von hunderten Stimmen erfüllte die Luft und das Gelächter von Kindern mischte sich darunter. "Schön, nicht wahr?" Nelia drehte den Kopf. Hiems stand vor ihr. "Milady". Er nickte grüßend. "Wir sind nicht im Dienst Argenteum.", sagte sie und erhob sich. Nelia suchte zum ersten Mal in ihrem Leben nach dem Blick ihres Gegenübers. "Und außerdem haben sie mein Leben gerettet." Sie tat einen eleganten Knicks und senkte den Kopf. "Ich stehe in ihrer Schuld." Hiems starrte in ihre Augen. Vollkommen gefesselt von diesem tiefen, traurigen Grün, war er erst wieder fähig zu sprechen, als sie ihren Kopf senkte. "Nein Nelia. Ich habe versagt. Wegen meiner Nachlässigkeit bist du fast gestorben." Er bemerkte erst zu spät, dass er sie gerade geduzt hatte. Nelia lächelte ihn an. "Sagt das Hauptmann Baal?", fragte sie. "Hiems lachte kurz auf. "Nein, deswegen bin ich auch Gefreiter geworden. Und hab die hier." Er tippte auf eine bronzene Medaille. "Nun ich habe für dich ein paar gute Worte vor dem Ausschuss gefunden." Sie hielt kurz inne. "Falls wir beim Du bleiben wollen?" Er nickte. "Sehr gerne."[br]Die nächsten Stunden verbrachten sie damit sich viel über ihre Kindheiten zu erzählen. Zumindest Hiems erzählte viel. Nelia war es sichtlich unangenehm, daran erinnert zu werden, dass sie eine Waise und auf einem so Rückständigen Planeten aufgewachsen war, während der Gefreite von der Kulturwelt Silber stammte. Er erzählte ihr von den versilberten Häusern, den riesigen Theatern und Museen, den künstlichen kristallklaren Seen und milden Sommern. Nelia konnte nur von eisiger Kälte erzählen. Von Tieren, die gefährlicher waren als alles, was es im Imperium sonst gab. Von altertümlichen Bräuchen, süßem Honigwein und Gottesverehrungen. Irgendwann erzählte Nelia ihm von der Einladung, welche sie von der Flotte erhalten hatte. Hiems nickte anerkennend. "Leutnant Harbinger hat mir bereits davon erzählt. Allerdings gebrauchte er die Worte Zeitverschwendung und Schlangengrube überdurchschnittlich oft." Er lachte. "Auf jeden Fall müssen wir dich ordentlich einkleiden." Nelia stutze. "Ich dachte, die Ausgehuniform reicht." Hiems lachte wieder. "Bei weitem nicht. Aber keine Sorge, ich kenne da einen Laden."[br]
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#26 24.03.18 00:28:58
[ctr]-25-[/ctr][br]"Heben sie die Arme Madame Alfrir." Nelia hob zögernd die Arme über ihren Kopf. Madam Lucie Beauchamp vermaß ihren Brustumfang. Keine störende Kleidung hatte sie gesagt. Dass sie damit aber gar keine Kleidung meinte, war eine unangenehme Überraschung. "fünfundsiebzig Zentimeter", murmelte sie. "Sie haben wunderschönes Haar Madame." Hauchte Beauchamp mit ihrem starken Akzent. Mit weichen Fingern strich sie Nelia eine Strähne von ihrer Brust. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie konnte die Gänsehaut fühlen, die sich an ihren Armen und Beinen bildete. "Und ihre Haut, so weiß wie Schnee, man kann jede Vene erkennen, fast wie eine Karte zu eurem Herzen." Lucie wandte sich urplötzlich von ihr ab und fischte in einem Haufen Farbmuster umher. "Das könnte genau passend sein." Sie hielt ein Stück glänzenden, türkisfarbenen Stoff direkt neben Nelia. Ihre schneeweiße Haut bildete einen guten Gegenkontrast zu der schimmernden Farbe. Lucie nickte zufrieden. "Sie können ihr Kleid in drei Tagen abholen." Nelia war verwirrt. "Sollte ich nicht den Schnitt aussuchen?" Beauchamp lachte. "Ich habe schon das passende Modell im Kopf Madam. Überlassen sie das mir." [br]Nelia stand vor der Boutique und hatte aus irgendeinem Grund ein ungutes Gefühl im Magen. Hiems hatte anstandshalber vor der Tür gewartet und schaute sie fragend an. "Und?" "Ich kann es in drei Tagen abholen.", antworte Nelia nur. Die beiden schlenderten durch einen der zahlreichen Parks und beobachteten die Bürger, genossen das Wetter, lachten und scherzten. Nelia fühlte sich so wohl, wie noch nie in ihrem Leben. Sie genoss die Nähe zu Hiems und sie hatte den Eindruck, Hiems erfreute sich auch an ihrer Nähe. [br]Nach drei Tagen standen Nelia und Hiems wieder vor Lucie Beauchamp. Diese hielt ihr stolz ihr Kleid entgegen. "Probieren sie es an". Die Junker nahm das Kleid entgegen und trat vor einen Spiegel. Mit einem kurzen Blick zu Hiems, welcher sich abwandte, streife sie ihre Jacke ab und zog den Rock aus. Anschließend Knöpfte sie ihre Bluse auf und reichte alles Beauchamp. Diese nahm das Bündel entgegen und faltete es geschickt zusammen, während Nelia ihr neues Kleid anzog. Der türkisfarbene Stoff legt sich eng um ihren Körper. Er war unglaublich leicht und schillerte im Licht. Lange Schlitze an den Seiten sorgen für hohe Beweglichkeit und betonten Nelias Beine. Das Oberteil war tief Ausgeschnitten und Rückenfrei. Kurzum, war es das freizügigste Kleidungsstück, welches Nelia je getragen hatte, wirkte aber elegant und fühlte sich gut an. "Was sagen sie Monsieur Argenteum?", fragte Lucie. Hiems drehte sich wieder um. Nelia schaute ihn verlegen durch einige Haarsträhnen an und lächelte unsicher. Ihre schneeweiße Haut ergänzte sich perfekt mit ihren rabenschwarzen Haaren. Das Kleid unterstrich das Gesamtbild vortrefflich und die extremen Betonungen ihrer körperlichen Vorzüge weckte ein tiefes Verlangen in ihm. Lucie deute sein Schweigen nur allzu richtig und lachte leise. "Anscheinend Gefallen sie ihm Madam Alfrir." Hiems brachte seine gesamte Willenskraft auf um sich von Nelias Anblick loszureißen. "In der Tat.", sagte er heiser und räusperte sich. "Sie sehen umwerfend aus, Milady." Nelia zog den Stoff an ihrem Ausschnitt zurecht. "Ist das nicht etwas... zu wenig?" "Nein.", antworteten Lucie und Hiems beinahe gleichzeitig. "Es ist perfekt.", versicherte ihr der Gefreite und versuchte angestrengt seine Augen auf ihr Gesicht zu fokussieren und nicht tiefer. Nelia schien zufrieden zu sein und nickte. "Moment noch.", sagte Argenteum und griff in seine Jackentasche und holte ein kleines Kästchen heraus. Er überreichte es der verwunderten Junker. Nelia öffnete es. Sie holte ein kleines silbernes Glöckchen an einer roten Samtschnur heraus. "Kelthosisches Mondsilber. Achte auf die Gravur.", sagte Hiems und freute sich, als er die Rührung in ihren Augen las. 'Damit die Stille einen Klang bekommt'[br]Die nächsten Wochen brachte viel Arbeit mit sich. Kehle sandte seine Informanten aus und bereitete die Reise nach Wilgo vor, während Iris die gesammelten Daten über Hiems Argenteum verarbeitete. "Wir wollten fragen, wie weit die Nachforschungen über den Rekruten Argenteum gediehen sind.", sagte Kehle, als er sie am Nachmittag aufsuchte. "Gefreiter Argenteum.", verbesserte ihn Iris "Der Rekrut wurde befördert und für seinen Einsatz ausgezeichnet." Sie rief die Unterlagen der psychologischen Untersuchung auf, welche nach der Rückkehr der 'Wolfswelpe' veranlasst wurde.[br][br]Schnell Blätterte sie durch die virtuellen Seiten, übersprang die Aufklärung zur ärztlichen Schweigepflicht und hielt bei einer markierten Stelle an. Kehle las den Abschnitt. "Macht sich Vorwürfe wegen der Verletzung der Junker", zitierte er leise. "Hat die Adeptin sonst noch wichtige Informationen herausgefunden?" "Laut seiner Akte ist der Gefreite nicht vorbestraft, im Sinne des imperialen Gesetzes. Auf seiner Heimatwelt zog er sich Anklagen wegen Vandalismus im Alter von vierzehn und sechzehn Jahren zu. Es wird als loyal und pflichtbewusst beschrieben, allerdings auch als leichtsinnig. Ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit, allerdings im Rahmen seines eigenen Empfindens und nicht zwingend nach den imperialen Gesetzen.[br][br]Er erzielte durchschnittliche Leistungen im Verlauf seiner Grundausbildung, lebt zurzeit in den Außenbezirken der Stadt und hat keinerlei Familie auf Sterra, aber Vater, Mutter und zwei Brüder auf Silber.", fasste Iris zusammen. Kehle hörte ihr aufmerksam zu und betrachtete einige der Bilder, welche von seinen Informanten und Beobachtern gemacht wurden. Auf den meisten der Bilder war er zusammen mit einer schwarzhaarigen Frau zu sehen. "Handelt es sich hierbei nicht um die Junker Alfrir?", fragte Kehle, obwohl er die Antwort bereits kannte. Das Mädchen nickte zustimmend und suchte ein Bild hervor. Dort sah man einen der seltenen Momente, in denen die Junker ein warmes Lächeln zeigte. "Was wissen wir über die Junker?" "Sie ist schön", erwiderte Iris und zuckte kurz mit den Schultern. "Wie lange sie wohl jeden Morgen für ihre Haare braucht?" Kehle ging nicht auf die Bemerkung ein, sondern rief eine Akte über die Junker auf. Sie war unbefriedigend kurz. Iris schien seine Enttäuschung zu spüren. "Sollen wir den Spezialisten Ramsey rufen?", fragte sie. Kehle nickte und das Mädchen schickte eine kurze Nachricht ab.[br][br]Spezialist Abraham Ramsey betrat das Büro seines Vorgesetzten. Kehle streckte ihm die Hand entgegen und er schüttelte sie kurz aber kräftig. Iris schob sich an Kehle vorbei und Ramsey musste sich auf ein Knie herablassen um sie zu umarmen. Er war schon seit vielen Jahren Kehles engster Mitarbeiter und kannte Iris, seit der Agent sie aufgenommen hatte. Er richtete sich wieder zu seiner beeindruckenden Größe auf und sprach seinen Vorgesetzten an: "Sie haben einen Auftrag für mich?" Der Angesprochene nickte kurz und reichte seinem Spezialisten eine Mappe. Ramsey nahm die Mappe entgegen und rollte innerlich mit den Augen. Kehle war der einzige Mitarbeiter des Geheimdienstes, wenn nicht sogar des Imperiums, den er kannte, welcher noch irgendetwas was über eine hastige Notiz hinausging auf Papier festhielt. Der Mann schien einen Narren an dieser altmodischen Art gefressen zu haben. Dann schlug er das Dossier auf und stieß einen leisen Pfiff durch seine Zähne aus, als er eine Fotographie der Junker musterte. "Deswegen mag ich sie so Kehle. Sie haben immer die schönsten Aufgaben für mich." "Wie der Spezialist bemerkt hat, ist die Akte der Junker Alfrir unanständig dünn. Wir möchten, dass der Spezialist alles über die Junker herausfindet, was es herauszufinden gibt." Ramsey nickte abwesend. Er studierte die wenigen Daten, die sie hatten. Dann klappte er die Mappe zu und machte sich auf den Weg. Bevor er die Tür schloss, hob er noch kurz die Hand zum Abschied und verschwand.[br]
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#27 24.03.18 00:29:30
[ctr]-26-[/ctr][br]Es dauerte gut eine Woche, bevor die Drei wieder zusammen in Kehles Büro saßen. Iris lag auf dem kleinen Sofa neben dem Fenster, spielte ein Videospiel und drücke wie wild auf dem Bildschirm ihres PDAs herum. Kehle und Ramsey saßen sich am Arbeitstisch des Agenten gegenüber und hatten den Inhalt der Mappe ausgebreitet. "Und hier sehen sie." Der Spezialist hob einen Ausdruck in die Höhe. "Diese Frau hatte auf ihrer Akademie immer einhundert Prozent, bei jedem Test, Hausarbeit oder sonstigem." Kehle nahm das Bewertungszeugnis der Junker in die Hände. "Allerdings verbrachte die Junker ihre Freizeit nicht mit sportlichen Aktivitäten, Vereinen oder Gruppierungen.", schloss er, da ein kleiner Strich in dem Feld für außerschulische Aktivitäten stand.[br]"Ja." sagte Ramsey. Er holte einen zusammengehefteten Stapel Blätter aus dem Wirrwarr vor ihnen. Es waren die jährlichen Berichte der Sozialarbeiter, welche alle Kinder in Waisenheimen bis zum Erreichen der Volljährigkeit beaufsichtigten. Die Frau, welche für Junker Alfrir zuständig war hatte anständige Arbeit geleistet und sogar regelmäßig Psychologen eingeschaltet. Der Grund dafür war die 'Zurückgezogenheit und ausgeprägte Scheu vor anderen Menschen'. Zwar hatte sie einen Missbrauch des Kindes vermutet, allerdings keinerlei Beweise dafür gefunden und den Verdacht nach fünf Jahren aufgegeben. "Nelia ist schweigsam und zurückhaltend. Ihre Scheu vor anderen Menschen äußert sich in Unwohl sein bei kleineren, oder leichten Angstzustände bei größeren Gruppen. Dies kann auf ein Traumata in der frühen Kindheit hinweisen. Keiner der Psychologen konnte jedoch etwas konkretes feststellen. In den Aufzeichnungen des Waisenhauses, den Berichten der Betreuer, Erzieher und Lehrer wird Nelia, als zurückhaltend aber höfflich beschrieben.", las der Spezialist vor. "Damals war sie Zehn."[br]Er blätterte ein wenig weiter. "Dieser Bericht beschreibt sie als Fünfzehnjährige: Ihre Intelligenz stellt alle in den Schatten. Sie verfügt über ein fotographisches Gedächtnis und hat ein ungeheures Wissen angesammelt. Dies kommt vermutlich dadurch zu Stande, dass sie ihre Freizeit ausschließlich alleine und mit Büchern oder dem spielen ihrer Violine verbringt. Ihre Scheu wurde zwar weniger, allerdings nicht ihre Zurückhaltung. Sie vermeidet Augenkontakt und ergreift nie das Wort. Auf Fragen antwortet sie knapp aber höfflich. Ein soziales Umfeld ist so gut wie nicht vorhanden. Andere Jugendliche nehmen sie kaum wahr oder befinden sie für unheimlich." Ramsey legte den Stapel wieder beiseite. "Ist mir allerdings ein Rätsel, wie ein solches Mädchen nicht auffallen kann." Dabei tippte er auf ein Schulfoto der Junker. Ihre Figur unterschied sich kaum von der heutigen Frau. Schmale, feine Züge, grüne Augen, schwarze Haare und schneeweiße Haut. Dazu einen wohlgeformten, schlanken Körper. Kehle zuckte mit dem Schultern. "Was wissen wir über die Eltern der Junker?" "Nicht viel.", entgegnete Abraham. "Ihre Mutter hatte sie gleich nach der Geburt weggegeben. Leider Anonym, sodass es keine brauchbaren Informationen in dieser Richtung gibt. Über einen Vater weiß man gar nichts und weitere Verwandte haben sie nie gemeldet."[br]"Was kann uns der Spezialist über die Ausbildung der Junker berichten?" Ramsey lächelte auf einmal wölfisch. "Jetzt wird es richtig interessant.", deutete er geheimnisvoll an. "Laut dem offiziellen Bericht, wurde sie zusammen mit allen anderen aus ihrer Klasse von Leutnant Scorn Harbinger von Kelthos geholt. Aufgrund ihrer schulischen Leistungen absolvierte sie den Test für Offiziersanwärter und wurde nach erfolgreichem bestehen in den Rang einer Junker befördert." "Und was ist daran interessant?", fragte Iris, von ihrem Sofa herunter. Wenn Ramsey in der Nähe war hörte sie unterbewusst auf, Kehle in seiner Sprechweise zu imitieren und nahm eher den Ton des Spezialisten an. "Laut der Aussage ihres Magisters, welchen ich unter falschem Namen und Vorwänden kontaktiert habe, befragte Leutnant Harbinger jeden einzelnen Schüler. Interessanterweise fertige er keinerlei Berichte an, oder vermerkte dieses Vorgehen in seinem Missionsbericht." Kehle hob eine Augenbraue an, sagte jedoch nichts. Iris ließ ihren Handcomputer sinken und schaute zu den Beiden.[br]"Aufgepasst, jetzt wird es richtig seltsam: Laut dem Bericht des Psychologenteams, welches die Junker nach dem schriftlichen Teil ihres Testes befragt hat, eignete sich Rekrutin Alfrir: 'In keinster Weise für einen Führungsposten. Sie ist nicht durchsetzungsfähig und kann psychischem Druck nicht lange Standhalten, geschwiege denn klare Entscheidungen treffen. Obwohl sie einhundert Prozent in ihrem theoretischem Test erreicht hat befinden wir sie für Untauglich eine Offizierslaufbahn einzuschlagen und empfehlen sie für den Bereich der Forschung.'"[br]Ramsey machte eine dramatische Pause und trank ein Glas Wasser. Kehle hatte die Augen leicht verengt und schien ins nichts zu starren. 'Nach einer solchen Bewertung, hätte sie niemals in den Rang einer Junker erhoben werden dürfen.', wisperte es in seinem Kopf. 'Ja aber sie wurde.' Warum?' 'Besser gefragt, durch wen und dann, warum.' "Der Leitende Offizier, Stabsleutnant John Taylor, hat diesen Bericht erhalten.", fuhr Ramsey fort. "Und dennoch wurde sie befördert." "Wir nehmen an, Leutnant Harbinger gab eine Empfehlung für die Junker ab?", fragte Kehle. "Seine einzige Empfehlung", antwortete Ramsey.[br]"Warum?", warf Iris ein. Sie hatte sich aufgesetzt und hatte die Stirn gerunzelt. Kehle stand auf und kam zu ihr herüber. "Taylor und Harbinger sind Freunde", sagte Abraham. "Taylor tut, was der Leutnant ihm sagt." "Ja, aber warum sprach der Leutnant überhaupt erst die Empfehlung aus?", wollte Iris wissen. "Das wird der Spezialist für uns herausfinden." Kehle strich ihr sanft über den Kopf, wie er es so oft tat und machte sich auf den Weg zur Tür. "Wir müssen erst einmal mit dem Leutnant über die Freistellung des Gefreiten Argenteum reden."[br]Stabsleutnant Taylor saß zusammen mit dem Ersten Leutnant Harbinger in dessen Büro im Palast zu Sterra und genoss seinen Kaffee. Es war ein hoher Raum, mit Möbeln aus dunklem Eichenholz, einem weichen, weinrotem Teppich und mit Regalen voller Bücher an den Wänden. Eine Hand voll Gewächse versuchten den Raum Leben einzuhauchen. Scorn las den Einsatzbericht der 'Wolfswelpe' gerade noch einmal durch, da ihm einige Details entfallen waren. "Hast du schon gehört, dass der Geheimdienst Zweifel an der offiziellen Version des Frachtschiff-Vorfalls hat?", Fragte Taylor in die Stille hinein. "Es ist der Geheimdienst, John. Sie werden dafür bezahlt, Zweifel zu haben.", entgegnete Scorn und legte seine Datentafel weg, um nach seiner Tasse zu greifen. Er führte das Porzellan zum Mund und verzog angewidert das Gesicht.[br]"Kalt?", fragte Taylor. Zur Antwort kippte der Leutnant das Getränk kurzerhand in eine Topfpflanze und stand auf, um sich einen neuen zu holen. Doch bevor er sich ganz von seinem Sessel erhoben hatte, schwang die eichene Doppeltür zu seinem kleinen Reich auf und ein kleiner Mann in dunkelblauer Uniform trat ein. Er hielt eine dampfende Tasse in der Linken und eine Datentafel in der rechten Hand. Obwohl er mit seinen Augenringen und der kränklichen Hautfarbe so wirkte, als habe er Tage lang nicht geschlafen, war sein Blick wach und aufmerksam. Die beiden Offiziere starrten ihn an. 'Ich glaube, du hast sie überrascht‘, säuselte die leise Stimme wieder in Kehles Ohr. Mit einem unergründlichen Lächeln, stellte er das Gefäß vor dem Leutnant ab und wandte sich an Taylor. Zufall oder nicht, nur eine Sekunde später piepte der Kommunikator des Stabsleutnants. Er hielt ihn sich an das Ohr, nickte und sprach: "Ich bin auf dem Weg." Dann stellte er seine Tasse auf den Schreibtisch, schmunzelte über Scorns vielsagenden Blick, salutierte kurz vor Harbinger und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Der Neuankömmling wartete, bis die Tür hinter dem Mann ins Schloss gefallen war.[br]"Wir wünschen dem Leutnant einen guten Tag", sagte der Agent. "Guten Tag", sagte Scorn, bevor er sich übertrieben vorbeugte und die Augen ein wenig verengte, um das Namensschild auf der Uniform seines Gegenübers zu lesen. "Stabsadjutant R. Dorn" las er betont langsam vor. "Wie kann ich ihnen helfen?" Kehle strich sich kurz über die Uniform und innerhalb eines Herzschlages wurde sie schwarz. Das Namensschild verschwand ebenfalls spurlos und dafür traten silberne Abzeichen, in Form von Augen an seinem Kragen hervor. "Sie können uns Kehle nennen, wie immer." Er deutete auffordernd auf die neue Tasse Kaffee und setzte sich unaufgefordert dem Leutnant gegenüber an den Tisch.[br]Dann legte er seine Datentafel auf die Platte und schob sie Scorn entgegen. "Wir bitten um die Freistellung und Versetzung des Gefreiten Hiems Argenteum." Scorn griff in seine Schreibtischschublade, holte eine kleine Dose mit Entgiftungstabletten hervor und warf eine davon in die Tasse. Nach kurzem Zögern folgte eine zweite, bevor er das Getränk mit einem Löffel umrührte und betont langsam davon trank. Dann stellte er die Tasse wieder zurück, legte seine Fingerspitzen aneinander und schaute dem Agenten direkt in die Augen. "Warum?" Kehle hatte diese offene zur Schaustellung von Mistrauen ungerührt mit angesehen. 'Er vertraut dir immer noch nicht' "Wir benötigen ihn, für eine Untersuchung des Frachtschiff-Vorfalls und sind zwingend auf seine Mitarbeit angewiesen."[br]Scorn zog leicht die Augenbrauen in die Höhe. "Ist das so ja?" "Wir würden uns über die Mitarbeit des Leutnants ebenfalls sehr freuen. Aber wir wissen um die Wichtigkeit seiner Aufgaben und wollen ihn nicht mit weiteren Pflichten belasten." Bei der letzten Bemerkung konnte Scorn eine leichte Spur Sarkasmus heraushören, da der Agent ebenso wie er selbst wusste, dass der Zwischenfall mit der 'Wolfswelpe' das spannendste Ereignis des Monats gewesen war. Die Sternenreiche lagen in angespannten Waffenstillstand miteinander und Momentan wurde die Schlachten in den Botschaften und Parlamenten ausgetragen.[br]"Für wie lange benötigen sie die Mitarbeit des Gefreiten? Und ab wann?" Kehle fuhr mit seinem Zeigefinger über die Holzkante des Tischen. 'Sag ihm einen Teil der Wahrheit' "Wir wissen nicht, wie lange die Ermittlungen andauern werden und würden den Gefreiten noch heute mitnehmen." "Sie wissen allerdings schon, dass Argenteum morgen eigentlich zusammen mit Junker Alfrir auf den großen Ball gehen wollte oder?" 'Jetzt wird er beleidigend' "Wir weisen darauf hin, dass sich die Anzahl der Dinge, die wir nicht wissen an einer Hand abzählen lässt und betonen, dass die Privatleben von Junker Nelia Alfrir und dem Gefreiten Hiems Argenteum nicht dazu gehören. Wir sind allerdings überrascht, dass der Erste Leutnant davon in Kenntnis gesetzt ist."[br]Scorn ließ ein zufriedenes Lächeln über seine ernsten Züge blitzen, machte sich aber nicht die Mühe das Rätsel zu lüften. "Nun", er hob die Datentafel auf und überflog den Versetzungsantrag bevor er ihn kopfschüttelnd unterschrieb. "Sie müssen sich dem Zorn einer enttäuschten Frau stellen." Der Agent zeigte sich gespielt besorgt, als wenn er sich ernsthafte Gedanken über die Konsequenzen seines Handelns machen würde. Dann trat jedoch wieder ein raubtierhaftes Lächeln auf sein Gesicht und er nahm die Tafel wieder auf, bevor er behände von seinem Stuhl aufsprang und ohne ein weiteres Wort das Büro verließ.[br]'Das war einfach' bemerkte die Stimme vergnügt und pfiff eine leise Melodie. Kehle versendete im Gehen eine Nachricht an Ramsey, in der er ihn aufforderte Argenteum sofort abzuholen und ihn zum angegebenen Flugfeld zu bringen. Er hängte eine Kopie des Versetzungsantrages an und schickte die Nachricht ab.
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#28 24.03.18 00:29:47
[ctr]-27-[/ctr][br]Spezialist Abraham Ramsey empfing die Nachricht und machte sich sofort zu der angegebenen Adresse. Inzwischen war es spät in der Nacht und nur einige Laternen spendeten Licht in diesem Teil der Stadt. Der Horizont war vom Schein der Kernstadt und der Vergnügungsviertel hell erleuchtet, aber in diesem Wohnbezirk herrschte Dunkelheit. Die Gegend war zwar einfach, aber nicht heruntergekommen. Die Anwohner versuchten aus ihren begrenzten Mitteln das Beste zu machen und so zogen sich ordentliche, aber keineswegs extravagante Blumenbeete an den gepflegten Wegen entlang, welche einige Beschädigungen aufwiesen. Der Mann lenkte sein Fahrzeug vor einen Wohnblock und stieg aus. Leise seufzend streckte er seine breiten Schultern und ließ die Halswirbel knacken.[br][br]Mit geübten Fingern und einer Geschicklichkeit, die man ihm nicht zugetraut hätte, öffnete er das mechanische Schloss flink mit einem Dietrich und überlistete die elektronische Sicherung mit einer universal Schlüsselkarte. Schnell und leise nahm er Stufe um Stufe, bevor er vor der gesuchten Tür anhielt. Ramsey betätigte die Türklingel und wartete. Nach einer Minute wurde die Tür halb geöffnet und ein verschlafener Mann stand vor ihm, eine Seite hinter der Tür verborgen. An der Körperhaltung erkannte Ramsey, dass er eine Waffe in der verborgenen Hand hielt.[br][br]"Gefreiter Hiems Argenteum?", fragte er, obwohl er seinen Gegenüber schon seit mehreren Wochen beschattet hatte. Der Angesprochene musterte ihn misstrauisch. "Nein.", antwortete Hiems. "Sehr witzig, Argenteum.", entgegnete Abraham. "Ich werde jetzt in meine Jacke greifen und eine Datentafel herausholen. Darauf werden sie den Grund meines Erscheinens lesen. Ich bitte sie mich nicht zu erschießen." Vorsichtig zog er die Tafel langsam aus einer seiner Innentaschen und hielt sie dem Gefreiten hin.[br][br]Misstrauisch nahm Hiems die Tafel entgegen und las was dort stand. Es war ein unverzüglicher Versetzungsbefehl nach Wilgo und unter das Kommando eines gewissen Geheimdienstagenten mit dem Decknamen Kehle. Unterschrieben war der Befehl von Leutnant Scorn Harbinger persönlich und der virtuelle Fingerabdruck des Leutnants ließ keinen Zweifel an der Echtheit des Dokumentes. "Ich muss einige Sachen zusammen packen", sagte Argenteum zerknirscht und trat von der Tür zurück.[br][br]Keine Zehn Minuten später saß er auf dem Beifahrersitz des Gleiters, mit dem der Spezialist angekommen war. Während das Gefährt schnell durch die nächtlichen Straßen der Stadt schoss, las Hiems seine Einsatzpapiere. Nach Wilgo, auf Piratenjagd, dachte er sich und verfluchte sich stumm für sein Pech. Wieso ausgerechnet heute? Er dachte an Nelia und das Kleid, welches sie tragen würde. Er reichte Ramsey einen Zettel. "Würden sie zu dieser Adresse fahren?", fragte er ihn. "Ich würde mich gerne verabschieden." Der Spezialist sah nicht einmal auf das Geschriebene, sondern lenkte den Gleiter auf die entsprechende Straße. "Die Junker wird Verständnis dafür haben, Argenteum. Aber sie werden kein Wort über ihren Auftrag verlieren." Halb verwundert, halb verärgert, fragte sich Hiems, woher der Kerl wusste, zu wem er wollte. "Es scheint etwas an den Gerüchten über euch Jungs vom Geheimdienst dran zu sein.", sagte er nur und lehnte sich in den Sitz zurück.[br][br]Hiems erreichte das Stockwerk, auf dem Nelias Wohnung lag und marschierte mit schnellen Schritten durch den Gang. Er zögerte kurz, bevor er auf die Klingel drückte und wartete dann.[br]"So schnell wird sie nicht wach. Ihr Schlaf ist ausgesprochen tief.", fühlte sich Ramsey verpflichtet ihm mitzuteilen und lehnte sich an Hiems vorbei um erneut die Klingel zu betätigen. "Wie zum...?", begann der Gefreite ärgerlich. "Wir wissen alles über sie und die Junker. Alles was sie jemals gesagt, getan oder aufgeschrieben haben." antwortete Abraham kühl und trat einen halben Schritt zurück.[br][br]Nelia erwachte schlagartig. Sie lag im Dunkeln in ihrem Bett und überlegte, was sie aufgeweckt hatte. Ein elektrisches Summen durchschnitt die Stille. Die Türklingel? "Licht, Uhrzeit.", sagte sie leise. Die Lichter in der Wohnung erwachten zum Leben und versetzten den Raum in ein dämmriges Licht. "Guten Morgen, Junker Alfrir. Es ist drei Uhr fünfunddreißig morgens.", meldete sich die melodische Stimme der Haus-KI. Das Summen wiederholte sich. Seufzend stand Nelia auf und schlüpfte in einen Morgenmantel, bevor sie zur Tür schlurfte. "Tür scannen.", befahl sie der KI und wartete kurz. "Zwei Personen, männlich. IDs: Gefreiter Hiems Argenteum und 'Zugriff-Verweigert'." Nelia zog eine Augenbraue hoch.[br]Die Tür öffnete sich vorsichtig und eine sehr müde aussehende junge Frau stand vor ihnen. Sie war in einen dunklen Morgenmantel gekleidet und ihre helle Haut schien im halbdunkeln des Flures zu leuchten. "Morgen", nuschelte Hiems. "Ich wurde abkommandiert.", sprach er schnell und leise. "Leutnant Harbinger verlangt meine sofortige Versetzung." "Wohin?", fragte die Junker. "Wilgo", antwortete er ihr und verzog angewidert das Gesicht. Nelia wirkte tief bestürzt. "Wieso?", fragte sie. Er wollte ihr antworten, doch bemerkte, genau wie Nelia, wie sich sein Begleiter versteifte. "Ich darf es dir nicht sagen. Wichtig ist nur, dass ich für einige Zeit unerreichbar sein werde. Ich...", er brach ab und suchte ihren Blick. Er wollte sich jeden Millimeter ihrer schneeweißen Haut genau einprägen. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. An ihren Augen blieb er kurz hängen, doch er schaffte es nicht den Blick zu halten. "Wir sehen uns wieder" versprach er und drückte sie kurz an sich. Sie erwiderte seine Umarmung. "Pass auf dich auf", hauchte sie und trat dann zurück.[br]Sie fuhren schon seit einer halben Stunde durch die Nacht, bevor der Spezialist das Wort ergriff. "Wir sind fast da." Kurz darauf hielten sie an einem kleinen Flugfeld, an den Randbezirken der Wohnsiedlungen an. Ein Shuttle stand dort bereit und Ramsey stieg aus. Hiems folgte ihm kurz darauf mit seiner Tasche über der Schulter und umrundete das kleine Raumschiff, um zur Einstiegsrampe zu gelangen. Ein kleiner Mann stand am oberen Ende der Rampe. Er trug eine schwarze Uniform und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. "Wir begrüßen den Gefreiten Argenteum und entschuldigen die nächtliche Störung." Dann schaute er über Hiems hinweg. "Der Spezialist Ramsey hat seine Tätigkeit gut ausgeführt und wir bedanken uns. Er kann jetzt wegtreten." Argenteum hörte kurz das zusammenschlag von Hacken, als der Mann hinter ihm salutierte und mit leisen Schritten verschwand.[br][br]"Wir möchten uns vorstellen.", fuhr der Mann fort. "Agent Kehle." Dann zeigte er in den hinteren Bereich des Shuttles und einen Herzschlag später stand ein kleines blondes Mädchen neben ihm. "Adeptin Iris" Das Mädchen legte den Kopf schief "Wir freuen uns, mit dem Gefreiten Bekanntschaft zu machen." Hiems starrte die beiden an. "Redet ihr immer so?", fragte er. Kehle und Iris lachten gleichzeitig los. "Wir befürchten, ja", antworteten sie unisono, bevor beide aus seinem Sichtbereich verschwanden und Hiems kopfschüttelnd in das Shuttle einstieg.[br]
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#29 24.03.18 00:30:08
edit: 24.03.18 00:30:33
[ctr]-28-[/ctr][br]Ihr Shuttle landete genau in dem Raumhafen, in dem das Beiboot der 'Wolfswelpe' angekommen war. Da dies eine verdeckte Unternehmung war, hatten sie sich während des Fluges umgezogen. Kehle und Iris trugen nun lange Mäntel aus schwarzem Leder, dazu passende Stiefel und Handschuhe. Kehle hatte sich noch einen schwarzen Filzhut mit einer breiten Krempe aufgesetzt und das Mädchen trug ein dunkles Kopftuch. Hiems hingegen trug unauffällige graue Hosen, wie es die Minenarbeiter taten. Dazu ein ebenso graues Hemd und eine braune Lederjacke. Während die Geheimdienstmitarbeiter wie dunkle Gestalten wirkten, mit denen man lieber nichts zu tun haben will, sah er aus wie ein Allerweltskerl und würde perfekt in der Menge untergehen[br][br]"Wir werden zuerst unsere Operationsbasis einrichten. Dann werden wir uns hier im Raumhafen umsehen.", beschloss der Agent und hob seine Tasche auf. Hiems und Iris folgten seinem Beispiel und gingen hinter ihm durch das dichte Gedränge der Menschen. Hiems nutze die Gelegenheit um sich umzusehen. Der Raumhafen war durch ein Kraftfeld vom Weltall und mit einem dicken Panzerschott vom Rest des Planeten getrennt. Hinter dem Schott verschlug es ihm beinahe den Atem. Es roch übel nach Müll und Ausscheidungen. Menschen drängten sich durch die künstlich ins Felsmassiv des Asteroiden gegrabenen Gänge. Schummriges Licht kam von dreckigen Lampen, welche in unregelmäßigen Abständen in den Wänden und der Decke eingelassen waren. Viele davon funktionierten nicht mehr, aber keinen schien es zu kümmern. Obdachlose und verwahrloste Menschen saßen in Nischen und hielten die Hand nach ein paar Almosen auf oder lagen auf schmutzigen Decken, schlafend oder das Treiben beobachtend.[br][br]Nach einer kurzen Weile verbreiterte sich der Gang von seinen Anfängliche zehn Metern Breite und nahm die Ausmaße eines großen Platzes an. Tatsächlich fanden sie sich kurze Zeit später am Eingang einer Höhle wieder, welche mehrere Kilometer Durchmesser besitzen mochte und hunderte Meter in die Höhe ging. Eine ganze Stadt breitete sich vor ihnen aus und kein einziger Zoll Platz schien verschwendet worden zu sein. Die Häuser erstreckten sich in quadratischen Formationen links und rechts von ihnen bis zum anderen Ende der Höhle. Manche reichten bis zur Decke, hatten gerade einmal eine Etage und wirkten klein und verloren.[br][br]"Fast Zweiundfünfzig Milliarden Menschen leben auf diesem Planeten.", bemerkte Iris. "Wir können uns das gar nicht vorstellen, wie es ist, so zu leben." "Wie viele dieser Städte gibt es?", wollte Hiems wissen und beugte sich leicht zu dem Mädchen herunter, um sie durch den Lärm der Menge zu verstehen. "Wir wissen von insgesamt neunundzwanzig dieser Höhlen, alle in etwa gleich groß." Der Gefreite sah gerade, wie fünf Männer einen sechsten mit Holzlatten niederknüppelten. Es geschah auf offener Straße aber Keinen schien es zu stören. Es wurde lediglich ein Bogen um die Szenerie gemacht, aber Niemand blieb stehen oder griff ein. "Das sollte der Gefreite gleich wieder vergessen." Kehle ging mit einem mal neben ihm und hielt Hiems Arm unauffällig fest, mit welchem er seine Pistole ziehen wollte. "Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen." "Der Gefreite sollte nicht zu viel Mitleid haben.", fügte Iris an. "Der Mann wurde wegen Brandstiftung und Mordes in fast dreihundert Fällen verurteilt. Er hat seine Opfer immer zusammen mit ihren Häusern verbrannt." "Und warum ist er dann nicht im Gefängnis?", stieß Hiems wütend hervor. Kehle und Iris lachten wieder gleichzeitig. "Wir sind im Gefängnis."[br][br]Nach fast einer Stunde marsch, durch die Abgründe der menschlichen Gesellschaft erreichten sie ein heruntergekommenes, nichtssagendes und unauffälliges Haus. Kehle zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Im inneren fanden sie einen kleinen Flur, welcher in einen großen Raum mündeten. In diesem Raum befanden sich allerlei Tische, welche beinahe überladen waren mit Computern, Bildschirmen, Akten und Allerlei technischen Gerätschaften, deren genauer Zweck Hiems verschlossen blieb. "Wie ich sehe, haben sie an alles Gedacht.", sagte er leicht beeindruckt und warf seine Tasche auf ein Sofa. "In der Tat.", Kehle stellte seine Tasche auf den Boden und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Mehrere Türen gingen davon ab und eine Treppe führte nach oben. Iris übernahm es den Gefreiten einzuweisen. "Wir haben eine Küche, zwei Waschräume, drei Schlafzimmer, ein chemisches Labor und.", sie öffnete dramatisch eine Tür. "Diesen Raum hier." Hiems staunte nicht schlecht als er auf ein ganzes Arsenal Waffen blickte, welche sauber in Schränken, auf Regalen und an Wandhalterungen gelagert waren.[br][br]"Präzisionsgewehre, Sturmgewehre, Schrotflinten, Panzerabwehrwaffen und Sprengstoff. Dazu noch alle Arten von Kurz und Nahkampfwaffen.", zählte Iris auf und strich liebevoll mit ihrem Zeigefinger über die Konturen eines Raketenwerfers. "Wir werden sicherlich nicht einmal die Hälfte davon benötigen, aber wir haben gerne Optionen offen", sagte Kehle, welcher sich an den Türrahmen lehnte. "Die Adeptin sollte nun mit der Datensammlung und Verarbeitung beginnen. Wir werden uns inzwischen auf den Rückweg machen, um etwas über unser verschollenes Beiboot zu erfahren." Hiems nickte nur und ging zurück in den Hauptraum. Kehle sah ihn verwirrt an, als er sich anschickte zur Eingangstür zu gehen. "Was genau denkt der Gefreite da zu machen?" Hiems entgegnete nicht minder verwirrt: "Na, ich dachte wir fangen an herum zu schnüffeln." Iris kicherte. "Der Agent meint damit sich selber. Der Gefreite kann eine Inventur unserer Vorräte vornehmen." Sie warf ihm ein Klemmbrett und einen Stift zu. Argenteum warf entnervt die Hände in die Höhe und stapfte die Treppe nach oben. Kehle schüttelte den Kopf und Iris hörte nicht auf zu lachen.[br][br]Als Kehle wieder in der Nähe des Raumhafens war, sah er sich um. Unter seinem Mantel trug er eine Mappe mit Zeichnungen der unbekannten Angreifer an Bord des Gilde Transporters. Sie wurden anhand der Aussage von Argenteum angefertigt und der Agent war sich sicher, solche auffälligen Fremden konnten nicht einmal hier ungesehen untertauchen. Dennoch musste er Vorsichtig sein, wen er befragte. Die wenigen Angestellten des Imperiums, welche unteranderem die Flugsicherung übernahmen standen mit Sicherheit auf den Gehaltlisten der ansässigen Verbrecher Syndikate und es galt als gesicherte Theorie, dass mindestens eines davon seine Finger im Spiel hatte. Sein Blick fiel auf eine abgerissene Gestalt, welche ihr Lager direkt neben dem Tor zum Raumhafen in einer Nische aufgeschlagen hatte. Es handelte sich um eine verwahrloste Frau, die bestimmt irgendwann einmal sehr hübsch gewesen war, aber die Lebensumstände und ein gewiss seit Jahrzehnten andauernder Drogen Konsum, hatten sie verunstaltet.[br][br]Kehle ging auf sie zu und hockte sich direkt vor sie hin. Mit trüben Augen versuchte sie ihn anzuschauen, aber ihr Blick driftete immer wieder ins Leere ab. Der Agent holte eine kleine Ledermappe aus einer seiner unzähligen Innentaschen und schlug sie auf. Darin befanden sich drei Spritzen mit einer klaren Flüssigkeit. Als er sah, wie die Augen der Frau plötzlich etwas klarer schauten und sich komplett auf die Spritzen konzentrierten, wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war. Er holte die Zeichnungen der unbekannten Angreifer hervor und hielt sie der Frau hin. In ihrem Blick las er ein wieder erkennen. "Wir bemerken, dass die Dame uns weiter helfen kann.", sagte er ruhig und leise. Die Angesprochene nickte nur und richtete den Blick wieder auf die Spritzen. Kehle nahm eine davon heraus und führte die Nadel vorsichtig in ihre Armbeuge ein. Mit gleichmäßigem, sanften Druck injizierte er ihr die Chemikalie und sah fasziniert zu, wie sich die Züge der Frau fast augenblicklich entspannten und verklärten. "Die Dame muss uns erzählen, was sie weiß", forderte Kehle, bevor sie endgültig im Drogenrausch abtauchte. "Ich habe diese Männer gesehen", antwortete sie undeutlich. Ein gefährliches Lächeln zeichnete sich auf den Zügen des Agenten ab. "Wir wollen alles wissen."
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#30 24.03.18 00:30:45
[ctr]-29-[/ctr][br]Iris saß an einem Arbeitstisch und überflog die Akten der bekannten, ortsansässigen Verbrecherbanden. Kehle war noch nicht zurückgekehrt und Hiems inspizierte noch ihre Ausrüstung. Sie seufzte und rieb sich müde die Augen. Von all diesen finsteren Gestalten konnte jeder ein möglicher Kooperationspartner für ihre mysteriösen Angreifer sein. Sie hoffte inständig, Kehle würde wenigstens einen Anhaltspunkt finden. Verstohlen sah sie sich um. Sie hörte Hiems Schritte in der oberen Etage. Schnell griff sie in die Innentasche ihres Mantel, welcher über der Stuhllehne hing und fingerte eine Zigarette und ein Feuerzeug hervor. Sie entzündete die Spitze und tat einen tiefen Zug. Entspannung breitete sich augenblicklich in ihr aus. Langsam stieß sie den Rauch durch den Mund aus und betrachtete ihre bisherige Arbeit. Gut dreiviertel hatten sie schon sortiert, genug für heute.[br][br]Als sie ein räuspern in ihrem Rücken hörte verschluckte sich Iris an ihrem Tabakqualm und fing an zu husten. Mit hochrotem Kopf wandte sie sich um und sah Hiems, welcher ihr ein Glas Wasser reichte. Hastig trank sie und beruhigte sich langsam wieder. "Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber bist du nicht zu jung dafür?", fragte er. Iris sah ihn giftig an. "Es geht den Gefreiten in der Tat nichts an." Der Mann hob beschwichtigend die Hände. "Schon gut, schon gut." Eine unangenehme Stille trat ein. "Wie alt bist du eigentlich?", fragte Hiems. Iris zog an ihrer Zigarette "Dreizehn.", antwortete sie und sah ihn herausfordernd an. "Aja", machte der Gefreite. "Und Kehle ist dein Vater?" Sie zögerte. "So etwas in der Art." Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. "Er hat mich aufgenommen, nachdem meine Eltern starben." Sie überlegte kurz. "Ich war damals Zwei Jahre alt. Zumindest sagte er mir das." Hiems nickte. "Und diese Art zu sprechen?" Das Mädchen zuckte mit den Schultern. "So redet er nun einmal." Hiems ließ sich auf einen Stuhl nieder. "Und wie ist das so, mit einem Spion zusammen zu leben?" Iris lächelte verträumt. "Kehle ist der führsorglichste Vater, den es geben kann. Wenn er mich abends ins Bett bringt achtet er immer darauf, dass ich meinen Hasen dabeihabe und außerdem sorgt er immer dafür, dass ich sicher und versorgt bin. Manchmal sitzt er neben mir, wenn er denkt, dass ich schlafe." Ihre Stimme wurde etwas belegter, da sie sich sehr wohl erinnerte, dass der Agent dann meistens zu weinen pflegte, aber das musste Argenteum nun wirklich nicht erfahren. [br][br]Hiems merkte wohl etwas, denn er fragte: "Darfst du mir sagen, wie er wirklich heißt? Kehle ja wohl kaum. Und du heißt doch auch bestimmt nicht Iris oder?" Das Mädchen reckte stolz das Näschen, als sie ihm mit wichtigtuerischer Miene antwortete. "Selbstverständlich darf ich das nicht. Und unsere Namen leiten sich von unseren Aufgaben ab. Ich sehe für ihn zum Beispiel." Hiems musterte sie mit fragendem Ausdruck. "Wäre dann 'Auge' nicht besser?" Iris drückte den Stummel ihrer Zigarette aus. "Aber ich bin doch hübsch. Deswegen trage ich auch einen hübschen Namen." "Bestechend logisch." Hiems stand auf und machte sich auf den Weg Richtung Küche.[br][br]Kehle sah zu, wie sich die Frau vor ihm vor Schmerzen wandte. Sie hatte ihm alles erzählt, was er wissen wollte und nun hatte sie ihre Belohnung bekommen. Sie tat ihm leid, aber ihr Tod war nötig. 'Sie hätte uns verraten.', versuchte ihn die Stimme zu beruhigen. Der Agent kniete sich neben die Gestalt und drückte den Kolben der Spritze ganz herunter. Die mit Gift und Säure gestreckte Droge flutete ihren Organismus und zerstörte sie vollkommen. Schaum bildete sich vor ihrem Mund und sie zuckte krampfartig, bevor ihr Körper erschlaffte. 'Keine Zeugen', dachte der Agent. 'Keine Zeugen', wiederholte die Stimme. Kehle atmete durch und verließ unauffällig den Tatort. Er hatte herausgefunden, dass die Fremden abgeholt wurden. Jetzt galt es herauszufinden, von wem. Er bewegte sich durch die Menge und steckte sich einen Kommunikator ins Ohr. Ein langer Pfeifton bestätigte ihm eine gesicherte Verbindung. "Wir senden der Adeptin nun eine Personenbeschreibung." Danach gab er wieder, was er von der Zeugin erfahren hatte. "Wir begeben uns nun zurück nach Sterra. Ein anderes Unternehmen erfordert unsere Aufmerksamkeit." Er steckte den Kommunikator zurück in die Tasche und machte sich auf den Weg zum Shuttle.[br][br]Als sein Raumschiff in die Atmosphäre Sterra's eintrat schlug Kehle die Mappe zu. Nach seiner Landung öffnete sie die Rampe. Leichter Nieselregen schlug ihm entgegen und brachte das Shuttle zum Dampfen. Ein Regenschirm schob sich über ihn, bevor er richtig nass werden konnte. Kehle nickte Ramsey zu und folgte ihm zum Rand des Landefeldes. "Wir haben eine Aufgabe für den Spezialisten", sagte Kehle und Ramsey musste sich herunter beugen um den zwei Köpfe kleineren Agenten zu verstehen. "Ich habe die Einladung organisiert.", Meldetete Ramsey und zog pflichtbewusst ein mit Blattgold beschriebenes Stück Pergament hervor. "Keine Probleme.", merkte er noch an und der Agent neigte anerkennend den Kopf.[br]Kehle überreichte dem Mann seinerseits einen Zettel mit einer Adresse. "Der Spezialist muss diese Wohnung durchsuchen und alles dokumentieren. Seine Anwesenheit darf in keinem Fall bemerkt werden. Sie haben den Beutel mit ihrer Spezialausrüstung erhalten?" Ramsey nahm dem Zettel an und studierte die Adresse. Danach Stecke er das Stück Papier kurzerhand in den Mund und schluckte es herunter. "Ja habe ich. Das Fahrzeug befindet sich dort drüben." Sagte er und wies in die entsprechende Richtung.[br]Zusammen fuhren sie durch die abendlichen Straßen der Hauptstadt. Je näher sie dem Palast kamen, desto voller wurden die Straßen, bis Ramsey nur noch mit Schrittgeschwindigkeit vorwärts fahren konnte. Kehle wies seinen Spezialisten an in einer Seitengasse zu halten. Der Agent stieg aus, nickten seinem Untergebenen kurz zu und verließen die Gasse in Richtung Palast.[br][br]Erneut erwachte Nelia. Doch dieses Mal konnte sie das Signal ihres Weckers dafür verantwortlich machen. "Guten Morgen, Junker Alfrir. Sie haben einen Termin heute: Imperialer Ball." Lustlos saß Nelia auf der Bettkante und lauschte den Klängen des Radios, welches von der KI eingeschaltet wurde. Eine Sondersendung berichtete über den festlichen Anlass und die beiden Moderatoren überschütteten die Zuhörer mit einer Flut aus nutzlosen Informationen. "Radio abschalten", befahl Nelia missmutig und raffte sich auf. Sie brauchte fast den gesamten Tag, um sich zurecht zu machen. Ihre Haare hatte sie mit goldenen Bändern zu einem aufwändigen Zopf geflochten. Dunkelroter Lippenstift und schwarz nachgezogene Augenlieder betonten dezent ihre feinen Gesichtszüge. Das silberne Glöckchen befestigte sie mit einer roten Samtschnur an ihrem linken Fußknöchel, sodass es jedes Mal erklang, wenn sie einen Schritt tat. [br][br]Über ihr Kleid zog sie einen Fellmantel, den sie von ihrer Heimatwelt mitgebracht hatte. Als geladener Gast wurde sie selbstverständlich von einem Fahrzeug abgeholt und Richtung Palast gefahren, um den ein hektisches Treiben herrschte. Journalisten und Schaulustige verstopften die Straßen und belagerten die Eingänge, um einige Blicke auf die Berühmtheiten des Imperiums zu werfen, die sich hier versammelten. Bekannte Menschen aus Kunst und Kultur unterschrieben Fotos mit ihren Gesichtern darauf und Politiker winkten in die Menge. Nelia war recht froh darüber, dass sie hinter einer Abordnung des Militärs durch die Menge schlüpfen konnte, da den Soldaten respektvoll Platz gemacht wurde. [br][br]Dennoch konnte sie die Blicke der Menschen auf ihr fühlen und es gefiel ihr gar nicht. Schweigend und mit gesenktem Blick fielen ihre Augen auf ein Paar schwarze Stiefel, direkt vor ihr. Erschrocken blickte sie auf und erkannte Leutnant Harbinger, welcher sie unergründlich anlächelte. „Sieh an, ein Mitglied der Flotte, welches sich nicht in Selbstherrlichkeit badet.“ Er zwinkerte ihr zu. „Leutnant Harbinger“, Nelia salutierte vor ihm und Scorn lachte. „Heute Abend werden sie das schön sein lassen. Bei solchen Anlässen, nehmen wir es nicht so genau mit dem Protokoll.“ Nelia nickte und entspannte sich ein wenig. „Sind sie ganz alleine hier?“, fragte Scorn und schritt neben ihr her. Nelia nickte. Scorn sah sich kurz um, ob sie auch außer Hörweite neugieriger Ohren waren. [br][br]„Es tut mir leid, dass ich Argenteum abziehen musste. Mir wurde klar gemacht, dass diese Angelegenheit, in die er verstrickt ist, keinen Aufschub duldet.“ Nelia war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Auf der einen Seite fand sie es erstaunlich, dass sich der Leutnant offenbar mit ihrem Privatleben befasst hatte und sich sogar bei ihr entsuildigte, auf der anderen Seite fragte sie sich, wieso er das tat. „Wissen sie eigentlich irgendetwas über den heutigen Abend?“, fragte Harbinger. „Nun, wir feiern den Baubeginn der Walhalla.“, antwortete Nelia etwas unbeholfen. [br][br]Der Leutnant lachte schon wieder. „Ja, dass erzählen wir den anderen. Doch in Wahrheit geht es hier um zwei Dinge. Macht und Ansehen. Mächtige Männer und Frauen sind heute mehrere Stunden lang in einen Raum gesperrt und werden dazu gezwungen, sich miteinander zu beschäftigen. Lügen, Intrigen und Partnerschaften werden wie Pilze aus dem Boden sprießen. Eines werden sie sehr schnell feststellen, Frau Alfrir. Die Flotte ist eine verdammte Schlangengrube und dieser Abend ist eine wunderbare Vorbereitung darauf.“ Sie hatten den Eingang zum Festsaal erreicht.[br][br] Die goldenen Türen waren weit geöffnet und erlaubten einen Blick auf den Raum. Es war ein großer Saal, mit einer Tanzfläche in der Mitte und Sitzgelegenheiten mitsamt Tischen an den Rändern. Die Wände wurden von drei Seiten durch Türen unterbrochen und die vierte Seite war eine Glasfront, mit Blick auf eine weitläufige Parkanlage. Durch eine Glastür konnte man einen Ausflug ins Grüne machen und frische Luft schnappen. Entlang der Wände waren Tische voller Köstlichkeiten aufgestellt. Während Nelia aus dem Staunen nicht mehr herauskam, wirkte Scorn recht gelangweilt und warf nur der einen oder anderen leicht bekleideten Frau einen Blick zu. [br][br]Ein Mann im Frack kam auf sie zu und nahm Scorns Mantel entgegen. Darunter trug er eine weiße Seidenuniform, die voller Abzeichen und Orden war. Er schenkte Nelia einen anerkennenden Blick, als sie Ihren Mantel ablegte und bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung ihm zu folgen. Sie bemerkte, dass er es dieses Mal war, der ihrem Blick auswich und verwundert darüber folgte sie ihm durch die Menge. Scorn zeigte auf einige Personen und flüsterte ihr die Namen zu. Er entdeckte eine Gruppe aus fünf Flottenmitgliedern. „Wollen sie ihren Zukünftigen Kommandanten kennen lernen?“, fragte er grinsend. Nelia nickte leicht und folgte dem Leutnant.[br][br] Die Fünf bemerkten sie bald darauf und ein braunhaariger Mann hob grüßend die Hand. „Leutnant Scorn ‘Iron‘ Harbinger.“ Er streckte die Hand aus und Scorn schlug ein. „Erster Leutnant, bitte.“, sagte er lachend. „Oh, hat die gute Karelien ein Opfer gefunden?“, schmunzelte der Andere. Scorn zuckte nur mit den Schultern und trat einen Schritt beiseite, um den Blick auf Nelia frei zu geben. „Das ist Admiral Skuld Waalstrom, Kommandant der Hel“. Der braunhaarige Mann verbeugte sich leicht. Er war etwas kleiner als der Leutnant, und hatte einen wachsamen Ausdruck in den braunen Augen. „Das dort ist Kapitän Jatmund Lindström, Kommandant der Naglfar.“ Ein wahrer Bär von einem Mann nickte leicht. Er hatte feuerrotes Haar und einen langen, ebenso roten Bart. Nelia meinte leichten Wahnsinn in seinen Augen zu lesen, die von unzähligen roten Äderchen durchzogen waren. „Dieser strahlende Stern der Schönheit ist Kapitänin Saskia Lebedew, Kommandantin der Mijölnir.“ Die blonde Frau lachte über das Kompliment und verbeugte sich ebenfalls. [br][br]"Vize-Admiral Vertras Vergil, Kommandant der Tyr und zukünftiger Kommandant der Walhalla und sein XO, Alan Heth." Die beiden Männer nickten ihr freundlich zu. "Meine Herren und meine Dame: Junker Nelia Alfrir, zukünftige Offizierin für Sensorik und Kommunikation auf der Walhalla." Nelia verneigte sich tief und vermied es wie immer, irgendjemanden länger als wenige Herzschläge anzusehen. "Ich freue mich schon auf unsere zukünftige Zusammenarbeit.", sagte Vergil und Scorn entgingen weder seine Blicke, noch der Unterton. Der Mischung aus schmunzeln, Augen rollen und unterdrückter Heiterkeit seiner Gesellschaft entnahm er, dass der Ruf des Vize-Admirals bezüglich Frauen gerechter war als sonst üblich. Nelia hingegen schien nichts bemerkt zu haben. "Wir waren gerade dabei, uns über die Schlacht von Carnage zu unterhalten.", fuhr Skuld fort und ließ seinen Blick auf Scorn ruhen. "Wenn ich mich recht erinnere, kanntest du Kommandant Shadowfire?" Der Leutnant schwieg einen Augenblick. Shadowfire war der beste Kommandant des Bruderimperiums gewesen. [br][br]Er hatte ihn auf Wilgo kennengelernt, wo er die Befreiungstruppen des Imperator Gnadolins angeführt hatte. "Ja, ich kannte ihn.", sagte er nur knapp und versuchte seine Laune nicht einbrechen zu lassen. Skuld schien zu spüren, dass die Erinnerungen an den gefallenen Freund Scorn belasteten und so schwenkte er auf ein anderes Thema ein: "Die Antiday ist beinahe geschlagen. Snoopy hat aufgegeben und sich zurückgezogen. Sein Reich zerfällt in Anarchie und Chaos. Solange die Nachfolge ungeklärt ist, wird es der Antiday kaum möglich sein, auf Bedrohungen angemessen zu reagieren." Vergil räusperte sich. "Ich denke, wir sollten die Gelegenheit nutzen, um endlich Frieden zu schließen. Snoopy ist Vergangenheit. Seine Hetzreden und Beleidigungen wurden angemessen gesühnt. Es besteht keine Notwendigkeit noch mehr Leben zu riskieren.“ Scorn verdrehte innerlich die Augen. Politik und Leute die nichts davon verstehen aber darüber redeten. Er schaute sich in dem großen Raum um und war nicht verwundert, keinen einzigen Vertreter des Heeres zu sehen. Nur ihn. Während die Kapitäne über Taktiken zur schnellen Unterwerfung der Antiday fachsimpelten, zwinkerte Scorn Nelia zu. "Ich überlasse euch in die guten Hände unserer Flotte." Damit wandte er sich um und hielt auf ein großes Büfett zu.[br][br]Abraham fuhr mit dem Fahrzeug in eine gehobene Gegend und stellte es unauffällig ab. Er griff nach hinten auf die Rückbank und zog einen unscheinbaren Stoffbeutel nach vorne. Kurz wühlte er herum und fand ein Gerät, welches einer normalen digitalen Armbanduhr zum Verwechseln ähnelte. In Wirklichkeit sendete es ein Störsignal aus, welches Scanner in seiner Nähe praktisch blind machte. Schnell legte er es an, band den Beutel an seinen Gürtel und verließ das Fahrzeug. Die Straßen waren wie ausgestorben, da der Ball die Aufmerksamkeit der Bewohner Sterras uneingeschränkt in Anspruch nahm. Die Tür erforderte zwar etwas mehr Raffinesse als der Wohnblock des Gefreiten Argenteums, aber kein Schloss konnte den Spezialisten auf Dauer aussperren.[br][br]Er betrat den Aufzug und fuhr die Zweihundert Stockwerke nach oben, bis er auf dem Obersten angekommen war. Dort befand sich nur eine Wohnung und der Spezialist las neugierig das Namensschild. 'Scorn Harbinger'. Er prallte einen halben Schritt zurück und starrte ungläubig auf die Tür. Nicht zum ersten Mal fragte sich der Spezialist ob sein Vorgesetzter besonders mutig oder schlicht geistesgestört war. "So viel Mut hat er scheinbar nicht, wenn ich die Drecksarbeit erledigen muss", dachte sich Abraham und seufzte leise, bevor er die Tür in Rekordzeit öffnete. Die Haus-KI schaltete sich dank seines vom Geheimdienst bereitgestellten Störsenders nicht ein. Da es bereits dunkel war und ihm Licht einschalten aufgrund der riesigen Glasfront des Wohnzimmers als zu gefährlich erschien griff er erneut in seinen Beutel und zog ein Nachtsichtgerät, sowie eine Kamera heraus. Die Wohnung wurde in grünes Licht getaucht. Er erkannte teure Möbel, feine Teppiche und allerhand Bücher, welche ordentlich in Wandregalen abgestellt waren. Der Mann machte sich an die Arbeit. Er fotografierte jedes Stück Papier, welches der Leutnant in seinem Schreibtisch hatte. Danach blätterte er einige Bücher durch, fand jedoch nichts, was von Relevanz gewesen wäre.[br][br]Als er das Schlafzimmer betrat fiel sein Blick fast augenblicklich auf ein Wandschränkchen. Schnell durchschritt er das Zimmer und streckte seine Finger nach dem Türknauf aus. Doch er hielt inne. Zwar war die Wiedergabequalität des Nachtsichtgerätes sehr gut, aber dennoch hätte er fast den Staub übersehen, welcher sich auf den runden Knäufen abgesetzt hatte. Leicht verärgert über seine Fahrlässigkeit holte er einen dünnen Draht aus seiner Tasche und hebelte die Türen des Schränkchens auf. Zum zweiten Mal an diesem Abend stockte der Spezialist. Er starrte auf einen Altar. Lange verloschene Räucherstäbchen standen in Halterungen. Eine Medaille hing an der linken Innenseite. Ramsey kannte diese Auszeichnung. Sie wurde posthum für Tapferkeit verliehen. Sein Blick wanderte zur rechten Innentür. Dort hing ein Respirator, auf dem das Biogefährdungssymbol prangte. Der Mittelteil des kleinen Altares wurde von einem Bild in einem wunderschön gefertigten Rahmen eingenommen. Eine junge Frau war darauf zu sehen. Schnell fotografierte Ramsey den Inhalt des Schränkchens und schloss vorsichtig die Türen. Er hatte genug gesammelt und machte sich schnell aus dem Staub.[br]
LordKamar U1





#31 24.03.18 00:31:14
[ctr]-30-[/ctr][br][br]Kehle betrat so unauffällig wie immer das Innere des Palastes. Obwohl er seine schwarze Uniform trug, welche ihn als Mitarbeiter des Geheimdienstes auswies, beachtete ihn keiner der Anwesenden. Alle waren zu sehr damit beschäftig selbst gesehen zu werden. Zielsicher suchte er seinen Weg durch die Menge. „Sieh an, ein Mitglied der Flotte, welches sich nicht in Selbstherrlichkeit badet.“ Er erkannte die Stimme sofort und bewegte sich schnell und verdeckt in ihre Richtung. Er sah den Ersten Leutnant Harbinger, welcher vor der Junker Alfrir stand. Es schien ihm zu entgehen, das sein Ruf einige tödlich verstimmte Blicke mit sich brachte, welche sich in seinen Rücken bohrten und von Angehörigen der Flotte stammte. Das sich die Flotte und das Heer nicht besonders mochten, war ein offenes Geheimnis. Die Mitglieder der Flotte galten beim Heer als weich, eingebildet und eitel. Andersherum wurde das Heer als primitiv, brutal und im allgemeinen barbarisch angesehen.[br][br]Dennoch traute sich keiner der Anwesenden das Wort gegen den Leutnant zu erheben. Und als sich dieser mit der jungen Frau in Bewegung setzte folgte ihnen Kehle. Leider war er zu weit entfernt, um die Worte des Leutnants zu verstehen, als sich dieser leise mit der Junker unterhielt. Als sie den Festsaal erreicht hatten und die Beiden in Richtung des Flottenadmirals verschwanden, lies sich Kehle zurück fallen. Er lehnte sich an eine Säule und beobachtete das bunte Treiben der Menge. Die Stimme in seinem Kopf summte eine leise Melodie. 'Da kommt unser Freund' Kehle schaute auf und sah den Leutnant durch den Saal gehen.[br][br]"Erster Leutnant Scorn "Iron" Harbinger." Der Angesprochene erkannte die Stimme. Er wandte sich langsam um. "Und welchen Rang tragen wir heute? Oder welchen Namen?" Der Andere lachte leise. Er stand an eine Säule gelehnt und betrachtete den Leutnant. Es war ein recht kleiner Mann, mit dunklen Haaren. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen, als hätte er Tage nicht geschlafen. Gekleidet war er ihn eine schwarze Uniform, mit silbernen kleinen Augen an den Kragenrändern. Geheimdienst. "Sie können uns Kehle nennen. Wie immer." "Und was suchen sie hier Kehle?" "Interessante Dinge. Zum Beispiel, ihr Verhältnis zu Junker Alfrir. Argenteum wird am Boden zerstört sein, wenn er wüsste, dass sie sein Liebchen verführen."[br][br]Falls er gehofft hatte, den Leutnant zu einer ärgerlichen Reaktion zu provozieren, wurde er enttäuscht. Harbinger blieb ruhig wie immer. "Vielleicht sollten sie sich ihrer annehmen? Wie man hört, helfen sie gerne." sagte der Leutnant und legte eine extra Portion Verachtung in seine Worte. 'Das hat gesessen' Kehle lachte gespielt und schaute zu der Frau. Sie wirkte ein wenig verloren und ihm entgingen die Blicke des Vize Admirals im Gegensatz zu ihr nicht. Oder aller Anderen. "Leider fehlt uns für solches Vergnügen die Zeit. Außerdem“, er nickte in die Richtung von Vize-Admiral Vergil, “ist die Konkurrenz zu groß.“[br][br]'Außerdem spielt sie weit außerhalb unserer Liga' merkte die Stimme melancholisch an und seufzte bedauernd. Kehle zuckte kurz mit den Schulter. 'Mag sein. Aber eine Frau in unserem Leben reicht völlig.' 'Meinst du nicht, Iris würde gerne eine Mutter haben?' Kehle ging nicht weiter darauf ein, sondern beschloss den Leutnant noch ein wenig zu reizen.[br]"Wir fragen uns, ob der Leutnant seine Empfehlung aufgrund der körperlichen Reize der Junker ausgesprochen hat, oder ob es ein intensiveres Gespräch auf Wilgo gab?" Die Stimme in seinem Kopf lachte schallend und Kehle verzog den Mund zu einem leichten lächeln.[br]Scorn zog die rechte Augenbraue in die Höhe und sah Kehle skeptisch an. "Das klingt ja fast nach blankem Neid. Sollten sie allerdings meine Methoden oder meine Integrität in Frage stellen, können wir das gerne zusammen mit der Lordkommandantin besprechen. Im Gegensatz zu ihnen, hab ich so etwas wie einen guten Ruf und Vertrauenswürdigkeit"[br]'Autsch' Der Agent ließ sich nichts anmerken. 'Schauen wir mal, was Ramsey bei ihm findet.' 'Wer zuletzt lacht?' Kehle nickte, mehr zu sich als zum Leutnant. "Wir denken, solche Schritte werden vorerst", er betonte das Wort absichtlich, "nicht nötig sein."[br]Dann wandte er sich um und verschwand in der Menge.[br][br]Scorn schnaubte und setzte seinen Weg fort. Er lud sich einen Teller voll mit erlesen Köstlichkeiten aus allen Teilen des Imperiums. Es war nicht so, dass er kein verlangen nach der jungen Frau verspürte, aber er war diszipliniert genug, um seine Aufgaben verantwortungsvoll auszuführen. Außerdem war er nicht die Art von Mann, die einer naiven Waisen das Blaue vom Himmel versprach um seinen Spaß mit ihr zu haben. So etwas hatte er nicht nötig. Und dann waren da noch ihre Augen. Ein Blick voller Trauer, die in der Seele schmerzte.[br]"Was sucht ein Wolf, unter Adlern?" Dieses Mal kannte er die Stimme nicht. Er wandte sich um und sah eine Frau vor ihm stehen. Sie hatte lange, blonde Haare und feine Gesichtszöge, welche ihm bekannt erschienen. Er kannte den Ausdruck in ihren hellen, blauen Augen sehr gut und setzte ein charmantes Lächeln auf. "Ich dachte, hier sei nur eine Herde eitler Pfauen. Aber zumindest einen Schwan scheint es hier zu geben. Erster Leutnant Scorn Harbinger." stellte er sich vor und verneigte sich. Die Frau lachte über sein Kompliment und stellte sich ebenfalls vor. "Botschafterin von Holmburg, Darja Lebedew .“ Jetzt fiel es Scorn wie Schuppen von den Augen. Er schaute kurz zurück, zu der Gruppe der Kapitäne und konnte seine Vermutung bestätigen. „Sie sind die Schwester von Saskia?“ Darja nickte. „Sie haben allerdings meine Frage noch nicht beantwortet.“ Sie nippte an ihrem Weinglas. Scorn musterte sie. Sie wirkte wie eine jüngere Ausgabe ihrer Schwester. Dieselben blonden, schulterlangen Haare. Hübsche, blaue Augen und ein schmales Gesicht, mit einer spitzen Nase. Scorn hob vielsagend seinen Teller. "In Erster Linie etwas zu essen. Und sie?" Darja schenkte ihm einen Augenaufschlag. "Gute Gesellschaft." "Dann können wir beide unsere Suche wohl beenden.", meinte Scorn und bot ihr seinen Arm an. Sie hakte sich unter und schlenderten zu einem Tisch. [br]Kehle verschwand keineswegs, sondern beobachtete den Leutnant aus sicherer Entfernung. Eine junge, blonde Frau sprach ihn an, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Aus der Art wie er reagierte und der Tatsache, dass sie sich nach wenigen Worten bei ihm einhakte und zu einem Tisch verschwand, gab es nur einen Schluss zu ziehen. Ein wenig neidisch beobachtete er die Beiden, bis der Leutnant ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie errötete leicht und fing an zu kichern, während beide aufstanden und den Saal verließen. [br]Kehle holte seinen Kommunikator aus der Jackentasche und rief seinen Spezialisten. "Hier Ramsey.", meldete sich der Mann pflichtbewusst. "Der Leutnant hat den Palast in Richtung seiner Wohnung verlassen. Der Spezialist sollte von dort verschwinden.", teilte ihn der Agent mit. "Bin gerade zur Tür raus." "Hat der Spezialist etwas gefunden?" erkundigte er sich. "Ja und es wird sie brennend interessieren." Kehle nickte, obwohl ihn Ramsey nicht sehen konnte. "Wir treffen den Spezialisten beim Shuttle." Damit nahm er den Kommunikator wieder aus seinem Ohr und verließ ebenfalls den Saal.
LordKamar U1





#32 24.03.18 00:31:36
[ctr]-31-[/ctr][br]Nelia drehte geistesabwesend ihr Glas in der Hand. Mittlerweile saß sie mit Vize-Admiral Vergil und seinem XO Heth an einem Tisch. Die beiden Männer redeten angeregt über einen möglichen Frieden mit dem Universum. „Was halten sie davon, Frau Alfrir?“ Nelia fokussierte ihre Aufmerksamkeit auf Vertras. „Frieden ist ein erstrebenswertes Ziel. Ein Ziel, dass wir versuchen sollten zu erreichen. Ja Frieden würde mir gefallen.“ Vertras nickte ihr erfreut zu. „Frieden ist für die Toten und die Sieger.“ Vergils lächeln gefror in Sekunden. Er schaute langsam auf. Ein Neuankömmling stand an ihrem Tisch und schaute verächtlich auf den Vize-Admiral. „Kapitän Nefon. Wie immer ist es eine Freude.“ „Vergil“, nickte Nefon. Heth beugte sich an Nelias Ohr. „Kapitän Nefon Nefratis. Kommandant der Thor.“ Nelia nickte leicht und beobachtete Vergil und Nefratis. Nefratis war gut einen Kopf kleiner und nur halb so breit wie der Vize-Admiral. Er bemerkte, das die Junker ihn musterte. „Ich glaube wir kennen uns noch nicht.“ Er verbeugte sich leicht. „Nefon Nefratis.“ Nelia schlug die Augen nieder und neigte den Kopf. „Nelia Alfrir.“ „Und welchen Rang bekleiden sie innerhalb der Flotte?“ „Ich werde als Kommunikationsoffizierin für die Walhalla ausgebildet.“ „Aha. Nun dann werden sie wohl bald auf die Tyr versetzt, um unter ihrem neuen Kommandanten dienen zu können.“ Er zwinkerte ihr zu „Wenn sie wollen, dann zeige ich ihnen die Thor. Ich habe dort eine Interessante Sammlung an Gemälden in meiner Kabine, allerdings ist keines davon so ansprechend und wundervoll wie ihr lächeln.“ Nelia lächelte tatsächlich schüchtern. „Möchten sie etwas zu unserem Gespräch beitragen Nefon?“, fragte Vertras leicht gereizt. „Ich bin mir sicher, die Junker würde sicherlich gerne von ihren Weisheiten hören.“ Nefon warf ihm einen kurzen Blick zu. „Wir müssen die Gelegenheit nutzen und die Antiday zerschlagen. Es wäre sträflich nachlässig jetzt aufzuhören. Ihre Flotte liegt in Trümmern und ihre Imperien sind instabiler denn je. Zweifel ist aufgekommen. Zweifel und Schwäche.“ Vertras schnaufte verächtlich. „Und damit würden wir Milliarden Menschen vernichten.“ „Wir sind Soldaten Vergil. Ausgebildet um zu töten.“ „Wir sind Wächter des Imperiums, Nefratis. Und als Wächter beschützen wir Menschen.“ Nefratis lachte „Und wie wollen sie das anstellen? Wir beschützen das Imperium seiner Lordschaft und deswegen müssen wir alle Feinde auslöschen. Nennen wir es Präventivschlag.“ Vertras wollte noch etwas erwähnen, doch Nelia spürte, wie Heth ihm unter den Tisch einen Stoß versetzte. Nefratis schüttelte noch einmal den Kopf und wandte sich dann ab. „Danke, Alan.“ Heth nickte kurz und nahm einen Schluck aus seinem Glas.[br]Nelia fühlte sich in der Gegenwart von Vertras ausgesprochen wohl. Er erzählte ihr von seiner Heimatwelt, Golboss und brachte sie mit seinen Geschichten zum Lachen. Heth hingegen lächelte nur wissend und warf Vertras oder Nelia kurze Blicke zu, bevor er wieder leicht den Kopf schüttelte und weiter lächelte. Nach einer kleinen Ewigkeit, so schien es, machte sich die Müdigkeit bei Nelia bemerkbar. Sie verabschiedete sich von den beiden Männern. Vertras begleitete sie aus dem Palast und rief ein Fahrzeug für sie. „Wir sehen uns dann nächste Woche im Orbit, Junker Alfrir.“ „Ich danke ihnen Vize-Admiral Vergil.“ Als Nelia in ihrem Haus angekommen war, streifte sie ihr Kleid ab. Es war verwirrend. Immer wenn sie an Vertras dachte, tauchte kurz ein anderes Gesicht in ihren Gedanken auf. Vor dem Einschlafen dachte sie noch einmal an Hiems. Sie hoffte, dass er sicher zurück kommen würde.[br]Scorn schloss die Tür zu seinem Apartment auf. Darja löste sich von seinem Arm und betrachtete die Wohnung. Sie schlenderte zu der große Glasfront und genoss den atemberaubenden Ausblick auf die Stadt. Unzählige Lichter funkelten in der Dunkelheit. „Leutnant zu sein, scheint sich auszuzahlen.“ Scorn lachte. „Nicht genug, das steht fest.“ Er stellte sich hinter sie und legte seine Arme um ihren Körper. Darja legte den Kopf zur Seite, als er sie in den Nacken küsste und schloss die Augen. Scorn drehte sie zu sich um und gab ihr einem Kuss auf die Lippen und sie schlang die Arme um seinen Nacken. Sie lösten ihre Lippen voneinander. Darjas Finger wanderten an seinem Oberteil entlang und lösten geschickt jeden Knopf, bevor sie es abstreife, und Scorn mit einem leichten Schubs auf ein Sofa drückte. Sie griff hinter Rücken und öffnete den Reißverschluss ihres Kleides. Er hob neckend die Augenbrauen, als sie es beton langsam und aufreizend ablegte. "Viel Übung?", fragte er sie. Sie zwinkerte ihm zu. "Vielleicht? Wollen wir es herausfinden?[br] Anschließend kniete sie sich vor ihn und zog seine Hose aus. Er zog sie an sich heran, küsste sie verlangend und biss ihr sanft auf die Unterlippe. Sie gab ihm eine spielerische Ohrfeige "Vorsicht Leutnant, diplomatische Immunität." Er grinste und zog ihr an ihren Haaren, den Kopf in den Nacken. "Hier nicht."[br]Kehle betrat den Innenraum des Shuttles. Abraham saß an dem kleinen Tisch im Passagierbereich und hatte seine Kamera mit dem im Tisch integrierten Computer verbunden. Sein Vorgesetzter nickte ihm zu und ließ sich auf den Platz neben ihm nieder. Ramsey drehte den ausklappbaren Bildschirm ein wenig, um dem Agenten einen besseren Blick zu gewähren. Stillschweigend ließ sich Kehle die Bilder zeigen. 'Wer ist diese Frau?' 'Woher soll ich das wissen?' "Diese Frau", sagte er urplötzlich und Ramsey zuckte zusammen. "Wir möchten erfahren, wer sie ist. Und was sie mit dem Leutnant zu tun hat" "Geht klar, Boss." "Wir begeben uns erst einmal zurück nach Wilgo. Der Spezialist hat gute Arbeit geleistet, wir sind zufrieden.", sagte er und streckte Ramsey die Hand entgegen. Dieser schlug ein und verließ dann das Shuttle.[br]Scorn erwachte am nächsten Morgen. Blonde Haare kitzelten seine Nase. Darja lag ruhig atmend da und hatte ihren Kopf auf seine Brust gelegt. Er streichelte abwesend ihren Kopf und lauschte in sich hinein. Sein Blick wurde wie von Geisterhand zu seinem Nachttisch gelenkt. Darauf lag Vanessas Anhänger und reflektierte das Licht der aufgehenden Sonne. Sein Gewissen führte einen zwiespältigen Konflikt gegen sich selbst, ob die Frau in seinen Armen nur eine Ablenkung von vielen war oder nicht. Er streckte seine freie Hand aus und berührte den Anhänger mit einem Finger. Andächtig strich er darüber und ließ seine Gedanken schweifen. Er schob Darja sanft von sich herunter und stand vorsichtig auf. Nachdem er eine Hose angezogen hatte, nahm er den Anhänger in beide Hände und trug ihn zu einem kleinen Schränkchen, welcher an der gegenüber liegenden Wand hing. Er streckte eine Hand nach einem der Türgriffe aus und zögerte. Das Schränkchen bestand aus dunklem Holz, hatte zwei Türen mit goldenen Griffen daran. Fast unsichtbar waren kleine Runen in den Rahmen eingeritzt. Staub lag auf den Griffen und verdeutlichte ihm, wie lange er die Türen nicht geöffnet hatte. Vier Jahre lang und das auch nur, um seine Vergangenheit wegzuschließen. Außerhalb seines Sichtfeldes und außerhalb seiner Gedanken. Obwohl er es sich selbst nicht eingestehen wollte, hatte ihn die Begegnung mit Nelia auf Kelthos verändert. Er hatte die Traurigkeit in ihren Augen gesehen, eine Traurigkeit wie er sie selbst nur einmal gefühlt hatte. Dieser Rückfall hatte ihm klargemacht, dass er sich seiner Vergangenheit nicht auf ewig verschließen konnte. Scorn holte tief Luft und öffnete die Türen. Das Schränkchen entpuppte sich als kleiner Altar. Ausgebrannte Räucherstäbchen hingen in ihren Halterungen. Eine Silberne Medaille mit rotem Samtband hing an der Linken Innenseite. An der Rechten befand sich eine schwarze Halbmaske mit rotem Biogefährdungssymbol darauf. Die Mitte zierte ein Bild in Goldenem Rahmen. Es zeigte eine junge Frau mit roten Haaren und Augen. Er umwickelte den Anhänger sorgfältig mit der Halskette und legte ihn unter das Foto. Dann strich er Liebevoll über das Gesicht der Fotografie. Er schloss das Schränkchen wieder und wandte sich dem Bett zu. Darja schlief immer noch ruhig. Er betrachtete nachdenklich ihr schönes Gesicht. [br]Nelia saß an Bord eines Shuttles und beobachtete die Stadt, die unter ihr immer kleiner und kleiner wurde. Erneut war sie erstaunt, wie die Stadt einen ganzen Kontinent bedeckte und sogar so riesig war, dass sie eine Tag und eine Nachtseite hatte. Der Palast befand sich Momentan auf der Schattenseite, war jedoch noch aus dieser großen Höhe durch die Beleuchtungen der Plätze erkennbar. „Wir fliegen zum Systemsammelpunkt. Die Tyr liegt dort bereits vor Anker und wird uns aufnehmen, bevor wir uns zum Flottensammelpunkt begeben.“, sagte Vergil und Nelia nickte kurz, zum Zeichen das sie verstanden hatte. Er und Heth waren mit an Bord des Gefährts und unterhielten sich weiter. Nach wenigen Minuten, nährten sie sich einer flachen Kontur im Weltall. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurde die Silhouette der Tyr sichtbar. Hatte Nelia geglaubt der Transporter der Gilde wäre groß gewesen, so wurde sie eines Besseren belehrt. Die Tyr war sechzehn Kilometer lang, viertausend Meter hoch und sechstausend Meter breit. Während sie das Schiff umkreisten wurden Massive Waffenbatterien sichtbar, welchen sie zutraute, Planeten zu verwüsten. Einhundert Deathray Batterien mit je fünf Strahlern waren Systematisch an den Flanken des Schiffs angebracht. Maschinengewehre für die Nahbereichsverteidigung bewegten sich unablässig hin und her, immer auf der Suche nach Feinden. Das Shuttle schwenkte in eine Kurve ein und näherte sich einem Hangar Tor aus meterdickem Panzerstahl, welches langsam zurückglitt und ihnen eine Landung ermöglichte. Heth erhob sich und Nelia tat es ihm hastig nach. Vergil stand bereits vor der Landerampe und wartete ungeduldig. Das Shuttle setzte sanft auf, öffnete die Rampe und entließ die Insassen nach draußen. Vergil Schritt voran, Heth hinter ihm und Nelia, mit ein wenig Abstand, als Letzte. Der Hangarbereich war voller Menschen, welche alle sofort Haltung annahmen. „Kapitän an Deck!“ meldete sich ein Lautsprecher zu Wort. Vergil ging durch die Formation seiner Crew und lächelte ihnen leicht zu. Erst als er am Ende angekommen war, drehte er sich um. Heth bedeutete Nelia zu einem Transportaufzug zu gehen, während der Vize-Admiral vor seiner Mannschaft salutierte. „Rührt euch!“ Dann ging er zu dem Aufzug und drückte auf das Symbol für die Brücke. [br]Ein ziehen ging Nelia durch den Magen, als der Aufzug beschleunigte. Er fuhr erst in rasanter Geschwindigkeit nach oben, wo er abrupt abbremste und in eine waagerechte Bewegung überging. Nach nur wenigen Minuten hielten sie an und die Türen öffneten sich. Heth stieg als erster aus „Kapitän auf der Brücke!“, rief er und alle Anwesenden nahmen Haltung an und salutierten kurz, bevor sie mit ihren Tätigkeiten fortfuhren. Vergil drehte sich zu Nelia. „Junker Alfrir, willkommen auf der Brücke der Tyr. Heth wird ihnen ihren neuen Posten zeigen und sie mit den Gerätschaften vertraut machen. Nelia und Heth salutierten. „Jawohl Kapitän.“, antworteten sie wie aus einem Munde. [br]Der Flug der Tyr dauert nur einige Minuten, bevor sie durch ein Sprungportal abgebremst wurden. Sowie sie außerhalb der Reichweite des Portals waren, gaben die Antriebe der Tyr vollen Gegenschub und das riesige Schiff brachte sich in einen sanften Orbit um einen Planeten. Seine Oberfläche schimmerte in einem angenehmen, metallischen Grau. „Das ist Silber.“, erklärte Heth. „Hier befindet sich der Flottensammelpunkt. Zumindest zurzeit. Dort drüben befindet sich unsere Flotte.“ Nelia schaute auf den großen Bildschirm, welcher die gesamte Brückenfront einnahm. Hunderte von Schiffen zogen langsam ihre Kreise um den Planeten, aber der Blickfang war ganz eindeutig nur ein Schiff. Die Hel. Fünfundsechzig Kilometer hoch, fünf Kilometer breit und zehn Kilometer tief Stand es wie ein Schwert in mitten der Flotte. Sogar ihre beiden Begleitschiffe, die Naglfar und die Mjölnir mit ihren jeweils vierundvierzig Kilometern Länge wirkten lächerlich klein. Während die Tyr sich langsam näherte wurden immer mehr Schiffe sichtbar. Flottenträger, um die Jäger patrouillierten, Transportschiffe, Schlachtkreuzer und Kreuzer. Alle zusammen wirkten sie wie der Gürtel eines Riesen, der sich um die Hel gelegt hatte. Es war atemberaubend.[br]Nelia lebte sich langsam ein. Die Sensorsysteme der Tyr unterschieden sich kaum von denen der 'Wolfswelpe'. Nach der ersten Woche ließ ihr Heth weitgehend freie Hand. Er überließ ihr mit Zustimmung durch Vergil nach und nach die Kontrolle über die Sensoranlagen und die Kommunikationscrew, da sie an immerhin auf dem guten Weg war eine Deckoffizierin zu werden. Nach einigen Wochen leuchtete eine Anzeige auf ihrem Bildschirm auf. Ein eingehender Funkspruch, mit Admiralitätszertifikat und Prioritätsstufe Eins. Sie leitete den Funkspruch umgehend an Vergil weiter. „Die Flotte hat den Befehl, sofort zum Sammelpunkt zurückzukehren und sich Gefechtsbereit zu machen.“ Nelia wurde ein wenig schwindlig. Das klang, als würde sie ihren ersten Raumkampf miterleben. Die Flotte ging vollkommen synchron in den Hyperraum über. Obwohl sich Hunderte Schiffe gleichzeitig dem Sprungportal näherten, gab es weder Verzögerungen noch Zusammenstöße. Ohne die Formation aufreißen zu lassen Bremste die Flotte ab und flog die nun übermittelten Koordinaten an. „Wir werden zum Sammelpunkt der Furianer gerufen?“, fragte sie sich leise und tat ihr Bestes, um die Sensoren nach dem Hyperraumsprung wieder auszurichten und gleichzeitig die Kommunikation zwischen der Flotte und der Tyr aufrecht zu erhalten. Kaum angekommen löste sich die Formation auf. Kleinere Verbände begaben sich zum Systemsprungtor und verschwanden nacheinander erneut im Hyperraum. [br]Als die Tyr aus erneut aus dem Warp fiel, glaubte Nelia zuerst an eine Fehleinstellung der Sensoren. So viele Schiffe konnte es gar nicht auf einem Fleck geben. Die Nahraumüberwachung piepte beinahe durchgehend und meldete neue Signaturen im Orbit des Allianzsammelpunktes.
LordKamar U1





#33 24.03.18 00:31:59
[ctr]-32-[/ctr][br]Iris saß wieder an ihrem Arbeitsplatz und hackte in die Tasten. Kehle hatte ihr sehr detaillierte Beschreibungen gegeben und nachdem sie sich ausgeschlafen hatte, programmierte sie ein Suchprogramm, um die endlosen Karteien bekannter Verbrecher und Bandenmitglieder zu durchsuchen. Inzwischen hatte sie es aufgegeben heimlich ihrer Sucht nachzugehen, da Kehle nicht da war und es Argenteum scheinbar nicht interessierte. "Und er mich sowieso schon erwischt hat", dachte sie sich und zündete sich eine neue Zigarette an. Konzentriert schrieb sie Befehl um Befehl, bis sie endlich so weit war. "Fertig!", rief sie erfreut und schaute nach Argenteum. Dieser lag auf der Couch und schaute missmutig an die Decke. Seit ihrem kurzen Gespräch war er äußert schweigsam und missgelaunt geworden. "Was ist denn los mit dir?", fragte sie genervt. Der Gefreite sah kurz zu ihr. "Nichts. Du bist also fertig ja? Gut. Dann kannst du ja mit der Suche anfangen." Daraufhin schwieg er wieder. "Geht es um die Junker?", fragte Iris direkt und fixierte ihn. Hiems zuckte zusammen. "Was?!", fragte er aufgebracht. "Na der Ball, auf den du sie begleiten solltest. Wofür du ihr das Kleid organisiert hast." Der Mann rang sichtbar mit der Fassung. Doch er konnte sich fangen und versuchte möglichst abweisen zu antworten: "Davon verstehst du nichts." "Hey", sagte sie und zog an ihrer Zigarette. "Ich weiß sehr wohl, was Liebe ist." Diesmal war der Gefreite gefasster. Auch wenn das Mädchen mit erschreckender Zielsicherheit seine Emotionslage bombardierte, konnte er sich zusammenreißen. "Wir reden später darüber. In so etwa sieben Jahren."[br]Iris wollte wohl noch etwas sagen, wurde jedoch durch eine Stimme daran gehindert. "Wir dachten, wir hätten uns darauf geeinigt, die Adeptin wäre zu jung zum Rauchen?" Kehle war unbemerkt von beiden in ihren Unterschlupf gekommen und fixierte seine Adoptivtochter ungehalten. "Und wir können den Gefreiten beruhigen, die Junker ist alleine schlafen gegangen." 'Allerdings wissen wir nicht, ob das so bleibt, wenn sie Vergil dauerhaft ausgeliefert ist' 'Eher unwahrscheinlich.', gab Kehle traurig zurück. Er hatte in der Tat ein schlechtes Gewissen, weil er den Gefreiten angefordert hatte. Aber es gab wichtigere Dinge als die Liebeleien zweier Menschen. Argenteum versuchte sich nichts anmerken zu lassen und Iris drückte schuldbewusst die Zigarette aus und versuchte mitleidserweckend auszusehen. "Wie weit sind die Nachforschungen gediehen?", wollte Kehle wissen. "Wir haben das Suchprogramm erfolgreich eingerichtet und starten soeben den Durchlauf.", meldete Iris eifrig, um seine Laune zu bessern. Kehle neigte kurz den Kopf. Iris gab den Befehl und das Programm fing an zu arbeiten. "Würde uns der Gefreite kurz zur Hand gehen?", fragte der Agent und nickte in Richtung Treppe. Hiems kam langsam von der Couch hoch und folgte dem Anderen.[br]Oben angekommen wandte sich Kehle direkt an ihn. "Was bedrückt den Gefreiten?" "Ach das wissen sie noch nicht?", antworte Hiems verbittert. "Sie haben eine starke emotionale Bindung zu Junker Nelia Alfrir. Diese Bindung hofften sie durch ihre Begleitung der Genannten zu festigen, jedoch wurden sie zu einem, für sie sinnlosem, Unterfangen in die Gosse unseres Imperiums abkommandiert und haben damit die Chance einer Annäherung vertan. Außerdem wissen sie, dass die Junker sehr bald zu ihrem Raumschiff berufen wird und dann weit außerhalb ihrer Reichweite seien wird, von dem Kontakt zu vielen anderen Männern gar nicht erst zu reden." Hiems sah ihn mit einer Mischung aus Resignation und Trauer an. "Wieso fragen sie dann überhaupt?" Kehle legt ihm die Linke auf die Schulter und sah dem Gefreiten fest in die Augen. "Wir werden dafür sorgen, dass der Gefreite nach seiner Mission auf die Raumstation verlegt wird. Und in der Zwischenzeit muss er darauf vertrauen, dass die Gefühle der Junker stark genug sind, um den Gefreiten nicht zu vergessen." Hiems war sich nicht sicher, warum es dem Agenten so wichtig war, ihn wieder mit Nelia zusammenzubringen aber er war seltsam dankbar für die Worte. "Danke." sagte er nur und Kehle nickte.[br]Die Zeit verstrich quälend langsam. Iris klopfte nervös mit ihren Fingern auf den Tisch und sah ab und zu verstohlen zu Kehle, welcher ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug und gemütlich eine rauchte. Hiems ging auf und ab, warf immer wieder einen Blick auf den Bildschirm und summte eine leise Melodie. Endlich erlöste sie das Programm mit einem 'pling' Alle drei schauten gleichzeitig auf den Bildschirm, als das Profil eines Mannes angezeigt wurde. Es war ein kleiner Mann, mit einer Glatze, in dessen Mitte er einen grasgrün gefärbten Haarstreifen trug. Seine braunen Augen strahlten eine hinterlistige Bösartigkeit aus. Seine Nase schien mit einem Messer entfernt worden zu sein und er machte einen verwahrlosten Eindruck. "Jackson Kaido. Bekannt unter dem Namen 'Cricket'." las Iris vor. "Wurde wegen Illegalem Glücksspiel, Raubmord, Manipulation und schwerer Körperverletzung zu insgesamt siebzehn Jahren Haft verurteilt."[br] "Klingt doch ganz sympathisch", merkte Hiems an. "Und wie finden wir unseren Kumpel?" Natürlich sahen er und Iris sofort zu Kehle. 'Wir könnten Argenteum ein wenig benutzen.' 'Später' Kehle richtete sich auf. "Zuerst werden wir herausfinden, wo sich der Verdächtige Kaido aufhält."[br]Wie Kehle es geschafft hatte ihren Verdächtigen aufzuspüren würde Hiems wohl nie erfahren. Der Agent verschwand einfach für zwei Tage, bevor er vollkommen unerwartet wieder auftauchte. "Wir benötigen die Mithilfe des Gefreiten", sagte er schlicht und hielt Hiems einen Umschlag hin. Zögernd nahm Argenteum den Umschlag entgegen und öffnete ihn. Er hob eine Augenbraue an, als er die eintausend imperialen Kredits und einen Sträflingsinsignie herausfischte. "Ich bin ganz Ohr.", sagte er. Die Insignie war ein kleiner, als Anhänger zutragender Computerchip, auf dem sämtliche Daten vom Namen, über das begangene Verbrechen bis hin zur abzusitzenden Strafe eines Häftlings gespeichert wurden.[br]"Der Gefreite muss alle seine Waffen ablegen. Ab sofort sind sie Ruben Haber, geboren auf Letisamin, Ausbildung und Werktätig als Schürfer in den Kristallminen. Verurteilt wegen Diebstahls aufgrund von Schulden, angehäuft durch Spielsucht. Für den Rest seiner Geschichte überlassen wir dem Gefreiten freie Hand."[br][br]Hiems verzog skeptisch sein Gesicht, während er seine Pistole, seine Reservemagazine und sein Kampfmesser ablegte. Als er fertig war nickte Kehle nur zur Tür. Hiems folgte dem Agenten durch die engen Gassen voller Menschen. Schweigen liefen sie einige Minuten bevor Kehle vor einer heruntergekommenen Spelunke stehen blieb "Der Gefreite hat einen einfachen Auftrag. Verlieren sie alles Geld." "Wie bitte?" Hiems war sich sicher verhört zu haben. Ein Lächeln huschte über Kehles Gesicht "Der Verdächtige Kaido ist der Inhaber dieses Kasinos. Selbstverständlich verleiht er auch Kredite an seine Kundschaft." Jetzt verstand Hiems und zeigte ein böses Grinsen. "Und wenn ich Geld verliere, es mir bei ihm leihe aber nicht zurückzahle, kommt er zu uns." Der Agent nickte ihm zu.[br][br]Kehle saß auf der Couch, hatte die Augen geschlossen und rieb sich über das Nasenbein. Hiems stand mehr oder minder Schuldbewusst neben ihm. "Wir hatten dem Gefreiten einen einfachen Auftrag gegeben.", sagte er leise. Argenteum schielte auf die sechstausendvierhundert Kredits, welche er im Kasino gewonnen hatte. Eigentlich lief alles nach Plan. Er hatte beim Kartenspiel alles gesetzt und ein furchtbar mieses Blatt gehabt. Dummerweise hatten seine Mitspieler ein noch schlechteres Blatt und er gewann alles was sie hatten. Danach hatte Kehle die Mission wegen zu viel Aufmerksamkeit und zunehmender feindseliger Stimmung abgebrochen.[br][br]"Ich weiß auch nicht wie das passieren konnte." Die beiden Männer schwiegen und nur ein leises, unterdrücktes Kichern von Iris war zu hören. "Ich werde mir morgen weniger Mühe geben". versprach Hiems und konnte die Heiterkeit die er verspürte nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. Kehle schaute ihn missmutig an. 'Vielleicht sollten wir eine Anmerkung in Argenteums Akte anlegen, dass er ein verfluchter Glückspilz ist.' 'Wieso haben wir nicht einkalkuliert, dass er gewinnen könnte?' "Wir erwarten morgen eine unterirdische Leistung im Glücksspiel." "Verstanden." Der Agent verließ den Raum und als er die Tür hinter sich schloss hörte er das laute Lachen von Iris und Hiems.[br][br]Der nächste Tag verlief wie geplant. Hiems verlor alles an Geld, was er besaß und wurde beim Verlassen des Kasinos aufgehalten. "Kein Glück heute?", fragte ihn ein grobschlächtiger Mann. Seine kleine braunen Augen musterten den Gefreiten mit geübtem Blick. "Nein leider", seufzte Hiems gespielt deprimiert. "Jetzt muss ich zusehen, was ich heute Abend esse." Der Mann setzte eine Mitfühlende Miene auf und fasste Argenteum sogar auf die Schulter. "Wie wäre es, wenn ich dir etwas borge? Du siehst aus, wie jemand, dem das Schicksal übel mitgespielt hat." Hiems tat so, als müsse er nachdenken willigte allerdings ein. Sein gegenüber bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung zu folgen und führte den Gefreiten in ein Hinterzimmer. "Setzt dich doch." Hiems tat ihm den Gefallen und ließ sich auf einen der beiden Stühle nieder, welche von einem Schreibtisch getrennt waren. Der grobschlächtige setzte sich auf den anderen Stuhl. Er zog eine Schreibtischschublade auf und kramte darin herum. Dann legte er einen Bündel Geldscheine auf den Tisch, sowie einen kleinen Scanner. "Ich muss leider deine Marke scannen, Vorschriften, du verstehst?" Hiems nickte, löste seine Insignie vom Hals und reichte sie dem Mann. Nach wenigen Sekunden erhielt er den Chip zurück. "Also, Ruben. Wie viel brauchst du? Eintausend? Zweitausend?"[br]"Ich glaube nicht, dass ich so viel zurückzahlen kann. Ich denke einhundert sollten erst mal reichen", spielte Hiems den Zurückhaltenden und erreichte genau das was er wollte.[br][br]"Ach darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Wir setzten dir eine angemessene Frist. Und wenn du dann nicht flüssig bist, kannst du deine Schulden bei uns abarbeiten. Dafür haust du uns nicht ab oder versuchst uns zu linken. Klingt das Fair?"[br]Das klang nach einem gewaltigem Haken, aber Hiems wollte schließlich am Haken hängen. Er willigte ein und verließ die Spelunke mit zweitausend geliehenen Kredits und einer Frist von zwei Wochen.
LordKamar U1





#34 24.03.18 00:32:25
[ctr]-33-[/ctr][br][br]"Hat der Gefreite seinen Auftrag dieses Mal erfüllt?." Argenteum zuckte zusammen. Der in einen schwarzen Ledermantel gehüllte Agent löste sich von der Wand des Kasinos und bedeute Hiems mit einer unauffälliger Kopfbewegung ihm zu folgen. "Ja, ich habe zwei Wochen Zeit, zweitausend Kredits aufzutreiben." "Wir sind zufrieden." Kehle ließ einen kleinen Kunststoffbeutel fallen und bog dann in eine Seitengasse ab. Hiems hob den Beutel auf. Darin befand sich ein Schlüssel, welcher in einem Notizzettel eingewickelt war. Auf dem Zettel war eine Adresse zu lesen. Es dauerte eine Weile, bevor Hiems die richtige Gegend erreichte. Er stand vor einem herunter gekommenem Wohnblock und las mit Überraschung seinen falschen Namen auf einem der Briefkästen. Die Tür ließ sich einfach aufdrücken und der Gefreite stand in einem großem Treppenhaus. Verdreckte Lampen spendeten dämmriges Licht und beschienen eine alte Holztreppe mit einem rotem Geländer, von welchem der Lack abblätterte. Seufzend stieg er die Treppen nach oben und hielt auf jedem Stockwerk inne um die Namensschilder an den Wohnungstüren zu lesen.[br][br]Im dritten Stock wurde er fündig und schloss die Tür mit dem Schlüssel auf. Verwundert hielt er inne und sah sich um. Die Wohnung bestand aus einem kleinen Flur, welcher in ein großes Wohnzimmer angrenzte an das sich eine offene Küche anschloss. Zwei Türen lagen an der rechten und linken Wand des Raumes. Die Möbel waren zwar alle schon etwas älter, allerdings waren sie gut gepflegt und sauber. Ein Eindruck, welcher sich durch die gesamte Wohnung zog. Hinter der Linken Tür entdeckte er ein kleines Badezimmer, hinter der rechten ein Schlafzimmer, mit einem großem Kleiderschrank gegenüber der Zimmertür.[br][br]"Gefällt dem Gefreiten sein neues Heim?" Hiems zuckte zusammen und seine Hand fuhr instinktiv an die Stelle, wo er normalerweise seine Pistole trug. Wie aus dem Schatten geboren stand Kehle hinter ihm. "Bei den Göttern Kehle, erschrecken sie mich nicht so!" Hiems atmete tief ein um sich zu beruhigen. Der Agent machte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck, obwohl seine Worte einen heiteren Unterton hatten. "Wir wollten nur sicherstellen, dass der Gefreite einen angenehmen Aufenthalt hat. Der Gefreite wird die nächsten zwei Wochen hier wohnen und das Haus nicht verlassen." "Ich bin zumindest angenehm überrascht", sagte Hiems und ging zurück in das Wohnzimmer. Er breitete die Arme aus und drehte sich langsam um die eigene Achse. "Ich hatte schlimmeres Befürchtet." Kehle zwinkerte ihm zu und setzte sich auf das Sofa. Er griff in seinen Mantel und holte die Pistole des Gefreiten heraus, sowie einen Elektroschocker und ein Mini Funkgerät. "Wir haben uns einen Plan zurechtgelegt, wie wir den Verdächtigen Kaido in unsere Gewalt bringen können. Der Gefreite wird die nächsten zwei Wochen in dieser Wohnung verbringen und jeden Versuch der Kontaktaufnahme vermeiden.[br][br]Der Verdächtige Kaido wird nach einiger Zeit mit seinen Handlangern hier auftauchen und versuchen dem Gefreiten klar zu machen, dass er seine Schulden bezahlen muss. Wir werden uns zur fraglichen Zeit ebenfalls in dieser Wohnung befinden und dem Gefreiten beistehen." Hiems nickte, zog die Pistole, den Schocker und das Funkgerät zu sich herüber "Und dann legen wir ihn hiermit aufs Kreutz? Klingt gut." Er wog den Elektroschocker prüfend in den Händen. "Exakt." Der Agent stand auf. "Wir lassen den Gefreiten nun alleine. Eine andere Sache erfordert unsere Aufmerksamkeit."[br][br]Hiems winkte nur kurz und hörte kurze Zeit später die Tür ins Schloss fallen. Er nahm die Gegenstände, welcher der Agent ihm gebracht hatte, an sich und brachte sie in das Schlafzimmer. Sein Blick fiel auf etwas auf dem Nachtschrank. Verwundert legte er die Sachen auf das Bett und betrachtete es genauer. Es handelte sich um eine Fotographie. Hiems nahm sie in die Hand und lächelte traurig. Es war ein Bild von Nelia, welche warmes Lächeln zeigte. Hiems war sich sicher, dass es vorhin noch nicht dagelegen hatte. Stumm dankte er Kehle, drückte das Bild an sich und schlief bald darauf ein.[br]Als Kehle in den Unterschlupf zurückkehrte, warte Iris bereits auf ihn. "Der Spezialist Ramsey ist am Funkgerät." Der Agent nickte, strich ihr im Vorbeigehen durch die Haare und nahm den Anruf entgegen. "Hat der Spezialist etwas herausgefunden?" "In der Tat. Die Frau auf dem Bild in Harbingers Wohnung. Es handelte sich um Hauptmann Vanessa Curse. Gefallen bei der Eroberung von 04-34-25. Posthum ausgezeichnet für Tapferkeit. Ich sende ihnen die Akte." Kehle wartete einen Moment, bis der Computer ein leises 'pling' von sich gab. [br]Er rief die Datei auf und überflog sie. "In welcher Beziehung standen Hauptmann Harbinger und Hauptmann Curse?" fragte er. "Wenn ich ins Blaue raten müsste, dann würde ich auf Pärchen tippen." "Wir wollen es allerdings genau wissen." Ramsey schwieg für einige Herzschläge. "Es gibt jemanden, der es genau wissen könnte. Eine gute Freundin von Harbinger war auch auf Delbus stationiert. Die damalige Leutnant Karelien." 'Wir könnten sie einfach fragen.' Kehle schüttelte leicht den Kopf 'Nein, sie würde nur mit Harbinger sprechen und dann würde er wissen, dass wir ihn Untersuchen.' Die Stimme machte ein zustimmendes Geräusch. "Der Spezialist sollte nach Wilgo kommen, wir werden bald Hilfe benötigen."[br]Kehle hatte die Akte von Vanessa Curse genau studiert. Geboren als zweites Kind eines Baumeisters und einer Köchin auf Sterra durchlief sie eine sehr gute schulische Ausbildung, studierte Biologie und ging zur Grundausbildung. Dort wurde sie in die Truppe der heutigen Lordkommandantin Mary-Ann Karelien versetzt. Sie nahm an Weiterbildungen zum Thema biologische Kriegsführung teil und wurde schließlich Hauptmann des 1. Biowaffenregiments. Sie entwickelte eine hochwirksame Viruswaffe, welche ihr wohl einen Preis enigebracht hätte, wen sie den Einsatz überlebt hätte.[br][br]Nachdenklich lehnte sich der Agent auf dem Sofa zurück und schloss die Augen. Dann wurde sie bei der Invasion von Delbus vergewaltig und getötet. 'Ermittlungen wurden nicht aufgenommen, oder?' Kehle zog noch einmal die Akte zu rate. 'Nein. Vielleicht lebt der Täter noch.' Die Stimme machte ein schnalzendes Geräusch. 'Unwahrscheinlich. Bei der Erstürmung des Bunkerkomplexes wurden alle Verteidiger getötet.'[br][br]Es klopfte an der Tür. Kehle und Iris schauten sich kurz an. "Das könnte der Spezialist Ramsey sein.", sagte die Adeptin. Kehle nickte zwar, griff sich jedoch ein Sturmgewehr und richtete es auf die Tür. Iris schlich zum Eingang, riss die Tür urplötzlich auf und sprang zur Seite. Ein Verdutzter Ramsey schielte in den Lauf der Waffe. "Wow, wow, wow ich bins!" Der Agent ließ die Waffe sinken und Iris zog den großen Mann am Arm herein, bevor sie die Tür wieder verschloss.[br][br]Ramsey atmete kurz durch bevor er schief lächelte. "Sie wirken etwas angespannt mein Herr." "Wir sind nur vorsichtig, da wir den Einfluss des Verdächtigen Kaido nicht zu einhundert Prozent einschätzen können." "Ach ja. Und wie ist der Plan?", fragte der Spezialist, bevor er sich hinkniete und Iris kurz in die Arme schloss. Er zog eine Papierrolle aus seinem Mantel und reichte sie ihr. Kehle warf einen kurzen Blick darauf und identifizierte die Rolle als Tageszeitung von Sterra. "Ich hatte Abraham darum gebeten mir die Ausgabe nach dem Ball mitzubringen.", erklärt Iris und versank als bald in der Lektüre.[br][br]"Wir haben den Gefreiten Argenteum erfolgreich in Kontakt mit dem Verdächtigen Kaido gebracht. Der Gefreite lieh sich eine Summe Geld und wir beabsichtigen den Verdächtigen bei der Eintreibung der Schulden zu inhaftieren." "Klingt gut. Klingt nach Spaß." Kehle lächelte und warf über Iris Schulter einen Blick in die Zeitung. Eine Unmenge an Fotographien zierten die Seiten. Abgelichtete Politiker, Künstler und Berühmtheiten strahlten in die Kamera. "Seite Fünf." Sagte Ramsey nur und Iris blätterte um. Sie gab ein Raunen von sich, als sie das Bild der Junker erblickte. Sie stand bei einer Gruppe aus Flottenangehörigen und sah umwerfend aus. Begeistert las sie die Zeilen, in dem der Reporter Nelia als strahlende Schönheit bezeichnete und zweideutig anmerkte, dass sie den ganzen Abend mit dem Vize Admiral gesehen wurde. "Wir sollten die Zeitung dem gefreiten Argenteum vorenthalten." Iris und Abraham nickten gleichzeitig.[br][br]Tage vergingen. Über dem Gesamten Schiff lag eine Atmosphäre der Anspannung. Jede eingehende Nachricht konnte die Entscheidende sein. Nelia zuckte zusammen, als ein schriller Ton sie auf eine Prioritätsnachricht aufmerksam machte. ‘Feind greift Planeten Moes Taverne an. Flotte zum Eingreifpunkt Alpha.‘ Ihre Kehle wurde trocken, als sie die Nachricht umgehend an Vergil weiterleitete. [br]"Wir werden zusammen mit der Mjölnir und dem Rest der "Großkampfschiffe" die Sturmspitze bilden", umriss Admiral Skuld den Plan. Er betonte das Wort Großkampfschiffe absichtlich ein wenig herablassend. Schließlich stand er an Bord eines der zehn größten Schiffen des Universums. Und er wusste es würde in diesem Kampf kein Größeres geben. "Die Naglfar wird zusammen mit der Kampffotte eintreffen, da wir auf ihren Hangar angewiesen sind." "Sehr einfach, aber effektiv", meinte Kapitänin Saskia "Die Mjölnir wird wieder einmal Teil einer denkwürdigen Schlacht", fuhr sie fort und strich sich die blonden Haare hinter die Ohren. "Die Naglfar wird ihnen den Tod entgegen speien!" donnerte Kapitän Jatmund und hieb mit der Faust in seine Handfläche. "Dann wäre das geklärt", sagte Skuld und blickte in die Runde. Er hob sein Trinkhorn und die anderen Kapitäne erwiderten die Geste. "Auf den Sieg!" "Ehre den Göttern!" "Tod den Feinden!" Riefen die Drei nacheinander, tranken einen Schluck und gossen den Rest auf den Boden. Dann begab sich jeder an Bord seines Schiffes.[br]
LordKamar U1





#35 24.03.18 00:32:54
[ctr]-34-[/ctr][br]"Initiiere Raumkrümmung." Die Stimme des Bordcomputers hallte auf dem ganzen Schiff nach. Die Hel erschuf ein Wurmloch vor sich und glitt zusammen mit dem Rest der Blockerflotte hinein. "Verlassen Wurmloch." Die verbündeten Großlampfschiffe verließ den Warpraum und fing an sich in Position zu bringen. "Kontakt", meldete der Computer. "Auf Kurs 3-2-1 gehen", wies Skuld seine Steuercrew ruhig an. "Waffen bereit machen. Ziele werden nach Standard sortiert. Geben sie der Flotte Feuerfreigabe." Ein dumpfes dröhnen ging durch den Gesamten Rumpf, als alle Waffen der Hel das Feuer eröffneten. Gewaltige Deathray Strahler zerschnitten die schwärze des Weltraums und schnitten Raumschiffe auseinander wie Brot. Ein apokalyptisches Lichtinferno verließ die Breitseite der Mjölnir, welche schräg unter der Hel in Stellung gegangen war. Admiral Skuld kniff geblendet die Augen zusammen. Er öffnete einen privaten Kanal zur Mjölnir. "Meine allerliebste Saskia", begann er leicht entnervt. "Ist es unter Umständen möglich, dass du in den letzten Flottenübungen nicht ganz aufgepasst hast?" "Hast du etwa deine Sonnenbrille nicht aufgesetzt?", gab die Angesprochene verschmitzt zurück. "Geh einfach zwei Grad tiefer das nächste Mal", erwiderte Skuld und lächelte dabei. Dieses Geplänkel war ihr übliches Ritual während einer Schlacht. "Mein Herr", rief einer der Funker aufgeregt. "Was gibt es?" Irgendetwas stimmte nicht. Er merkte es im selben Moment, als Saskia scharf die Luft einsog. "Was ist los", schrie Skuld nun beinahe. "Die Feindverbände. Sie sind bedeutend größer als erwartet!" Der Funker war weiß wie Kreide. Skuld sah rasch auf die Schlachtfeldanalyse "Homie, Bugie, Night, Undertaker", zählte er leise auf. "Wir haben ihr Kommunikationssystem gehackt", meldete ein anderer Funker pflichtgetreu. "Dann wollen wir mal hören", murmelte Skuld und sah auf den kleinen Bildschirm, indem das Gesicht seiner Freundin blass und nervös wirkte. "Und", fragte Saskia. Skuld antwortete nicht. Er drückte einen Knopf an seinem Kommandopult und stellte den feindlichen Funk auf Lautsprecher und auf die Frequenz des Imperiums. "Die Hel ist das primär Ziel! Ich wiederhole. Alle Einheiten sofort das Feuer auf den Titanen eröffnen. Schießt dieses Monster ab!" Einige Momente herrschte Grabesstille in allen Teilen des Imperiums von Lord Kamar. Dann schien die Welt zu explodieren. Tausende von Laserstrahlen trafen das Schild der Hel. "Schilde ausgefallen", meldete der Schiffscomputer mechanisch. "Skuld", fragte Saskia. Angst und Tränen erstickten ihre Stimme. Er sah zum Monitor herunter. Das Gesicht seiner langjährigen Freundin klar vor sich. Er konnte ihre Tränen sehen, da sie wusste, was auch ihm klar war. "Ich warte auf dich", sagte Skuld. Er wandte sich an seine Crew, die gebannt auf den Frontmonitor starrte, welcher Millionen an Raketen, Torpedos und kleine Jäger zeigte, die sich im Anflug auf die Hel befanden. Ein Piepen riss ihn aus seiner Trance. Jatmunds Stimme hallte auf der Brücke wieder. "Was ist los Skuld", schrie er. "Odin erwartet mich alter Freund. Wir sehen uns in Walhalla." In diesem Moment schlugen die Raketen ein. Die Hel Verging in einem gewaltigen Feuerball.[br][br]Saskia war erstarrt. Sie hatte nur noch Augen für den Feuerball, der noch vor Sekunden das Größte Schiff des Imperiums war. "Skuld", flüsterte sie in hielt die Tränen nicht zurück. Ihre Sicht verschwamm. Sie riss sich zusammen. Trauern konnte sie später. Jetzt musste die Hel gerächt werden. "Waffenstatus?" "Laden nach!" "Gut ich will diese Flotte in Flammen ersticken!" Sie sah einen der Funker von seinem Platz aufstehen. Er nahm seine Kopfhörer ab und blickte zu ihr. "Der Feind richtete seine Waffen auf uns aus", sagte er Tonlos. "Jatmund wird kommen", versuchte Saskia ihre Leute zu beruhigen. "Er wird diese Verbrecher vernichten!" [br]Es dauerte nur einige Sekunden, bis die ersten Bilder der Schlacht übertragen wurden. Vergil betrachtete gebannt den Bildschirm der Brücke. Die Flotte begab sich gerade in Schlachtformation. Laser- und Deathray Strahlen durchschnitten die schwärze des Alls und brachten Vernichtung in die Reihen der Gegner. Doch dann wurde das Feuer erwidert. Die Hel wurde von der gesamten Feindflotte unter Beschuss genommen. Blaue Energiefelder erstrahlten um das mächtigste Raumschiff des Universums. Und erloschen. „Die Schilde der Hel sind ausgefallen?“ Heth sprach leise aber eindringlich. „Ich dachte, die Flotte der Antiday ist dazu nicht mehr in der Lage.“ Vergil beugte sich leicht zu seinem Freund: „Das ist auch nicht nur die Flotte der Antiday.“ Er ballte die Fäuste. „Sie haben Verstärkung bekommen. Viel Verstärkung.“ Heth runzelte die Stirn. „Wie konnte unsere Aufklärung so etwas nicht erfassen?“ Vertras lächelte bitter, sparte sich jedoch die Antwort. Der kalte Ausdruck in seinen Augen verriet genug, dass Heth ungläubig und angewidert zugleich das Gesicht verzog. „Du meinst…?“ Der Kapitän nickte nur. [br]Wie in Zeitlupe flogen unzählige Raketen und Jäger auf das Flaggschiff ihres Imperiums zu und zogen Millionen von Plasmaspuren hinter sich her. Leuchtspurmunitionen der Nahbereichsverteidigungen schlugen dem nahenden Inferno entgegen. Kleine Explosionen erblühten, doch es war nicht genug. Die Panzerung des Titanen barst in kürzester Zeit, bevor er sich in einen gleißenden Feuerball verwandelte. Vergil spürte ein Ziehen der Angst in seinem Innersten. Unglaube und Hilflosigkeit mischten sich dazu. Die Hel galt als unbesiegbar und wenn sie gefallen war, dann würde der Rest von ihnen keine zehn Sekunden überleben. Diese Gedanken rasten durch seinen Kopf, bevor Heth ihn an den Schultern packte. „Das Signal, Kapitän. Wir werden in die Schlacht gerufen!“ Vergil schloss für einen Moment die Augen und ordnete seinen Geist. Dann gab er den Befehl und die Tyr schloss sich der zweiten Welle an, welche im Hyperraum verschwand. [br]Saskia schlug die Augen auf. Sie lag auf dem Brückenboden der Mjölnir. Überall waren kleine Brände ausgebrochen und das schrille Kreischen der Alarmsirene warte vor einem Hüllenbruch. Sie blinzelte um den trüben Schleier vor ihren Augen loszuwerden. "Wir werden nicht Rechtzeitig eintreffen" Sie brauchte einen Moment um zu begreifen, dass dies eine Nachricht von der Naglfar war. Verzweiflung machte sich in ihr breit und vernichtete den letzen Rest Hoffnung. Sie griff nach einem herunterhängenden Kopfhörer und lauschte. Es war die Frequenz der Feindflotte "Verpasst diesem Schrotthaufen den Rest" Sekunden lang wartete Saskia erstarrt auf ihr Ende. Dann wurde sie von einem roten Strahl verdampf, welcher sich seinen Weg durch das Schiff suchte.[br]Nelia saß erstarrt vor ihrem Bedienfeld. Sie hatten den Untergang der Hel mit angesehen, wie jeder an Bord und im gesamten Imperium. Die Reise durch den Hyperraum verhinderte jede weitere Übertragung und so konnte sie sich nur ausmalen, wie die Dinge am Ende ihrer Reise standen. Grässliche Einbildungen und Visionen plagten ihren Verstand. Ein Countdown auf dem Brückenbildschirm zeigte die Zeit an, bis die Flotte auf dem Schlachtfeld eintreffen würde. Die Tyr wurde von den Sprungtoren des Planeten abgebremst. Automatisch wurden die Scanner kalibriert und lieferten Daten über das geschehen. Nelia wurde schlecht. Die Mijönir wurde gerade eben in Stücke zerschossen und ihre Trümmer vereinten sich mit denen der Hel. Ihre Hände zitterten und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Blanke Angst hatte sie erfasst und hielt ihren Körper und Geist mit eisigem Griff gepackt. Signale von Verbündeten Schiffen erloschen nahezu im Sekundentakt, mit jedem Herzschlag starben Tausende.[br]Heth sah als erster, dass etwas mit der Junker nicht stimmte. Er durchquerte die Brücke mit schnellen Schritten und winkte dabei einen Sanitäter zu sich, welche sich überall aufhielten, um Notfalls schnell eingreifen zu können. Der Mann näherte sich der jungen Frau und sprach sie vorsichtig an. Als sie nicht reagierte, nickte ihm Heth kurz zu und der Sanitäter drehte den Stuhl vorsichtig herum. Die Junker starrte ins Leere. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, ihre ansonsten schneeweiße Haut hatte eine kränkliche Färbung angenommen und sie zitterte am ganzen Leib. „Sie steht unter Schock.“ Heth überließ Nelia dem Sanitäter und sorgte dafür, dass ihr Posten besetzt wurde. Anschließend ging er zurück zu Vertras, welcher Kommando an Kommando reihte, um die Tyr sicher durch die Hölle zu führen. [br]Der Kapitän saß auf seinem Kommandothron. Die Bildschirme vor seinen Augen wahren voller visualisierter Daten und zeigten Hologramme einzelner Schiffe und des Schlachtfeldes, inklusive aller Bewegungen. Jägerverbände, dargestellt durch kleine Runen starteten von der Naglfar und warfen sich gegen feindliche Bomber. Auf einem zweiten Bildschirm erschien eine Dreidimensionale Darstellung eines feindlichen Schlachtkreuzers. Blaue Balken färbten sich rot und schrumpften zusammen, als die Waffenbatterien der Tyr ihre Macht entfesselten. Railgun Projektile schlugen gegen die Schilde des Zieles. Die blauen Kraftfelder kollabierten unter der Belastung. Eine konzentrierte Salve aus Laserstrahlen Schnitten das Feindliche Schiff auf der gesamten Länge auf, bevor sie die Munitionslager und Reaktoren zerstörten und das Wrack von innen herausgesprengt wurde. Die Darstellung des Schiffes blinkte und verschwand, bevor sie durch eine neue ersetzt wurde.[br]Die Naglfar verließ den Warpraum zusammen mit dem Rest der Kampfflotte. Jatmund konnte gerade noch die halb zerstörte Mjölnir sehen, welche Sekunden später von Laserstrahlen in Stücke gesprengt wurde. Die Trümmer vereinten sich mit dem Wrack der Hel, welches in vielen Einzelteilen durch den Orbit von Moes Taverne schwebte. Der Schock lähmte ihn, doch dann nahm er sich zusammen. "Jäger starten. Waffen Feuer frei! Rächen wir unsere Brüder und Schwestern!" Seine Befehle wurden sofort in die Tat umgesetzt und das Donnern der Jäger, welche aus den Startrampen geschossen wurden, ließ den Boden vibrieren.[br]"Letzter Jäger ist draußen", meldete sein Deck Offizier. Jatmund nickte nur. Er schaute auf die Holodarstellung des Schlachtfeldes. Dann sah er rasch auf die taktische Analyse, welche seine Verdacht bestätigte. "Der Feind richtet sich in unsere Richtung aus", sagte Jatmund und sein Taktik Offizier klappte den Mund wieder zu. "Sie wissen was das heißt?" "Ja", sagte der Kapitän abgeklärt. Er griff sein Mikrofon und stellte auf Durchsage. "Brüder und Schwestern der Naglfar! Trauert nicht um eure gefallenen Freunde. Heute Abend werden wir sie wiedersehen. Heute Abend werden wir gemeinsam an Odins Tafel sitzen! Walhalla!" Einen Herzschlag später, wurde der größte Träger des Imperiums restlos ausgelöscht. [br]Schwarmführerin Alexandra Arkio wurde durch die Startrampen der Naglfar nach draußen geschossen. Ihr Keilförmiger Jäger der ‚Viper-Klasse‘ zog eine lange Kurve nach oben und flog über die Naglfar hinweg. Sie führte das 1. Schlachtgeschwader ‚Great Conqueror ‘ an, benannt nach einem der größten Strategen und Spione des Universums. Viele der größten Siege in der Vergangenheit waren nur seinen unschätzbaren Informationen und Bemühungen zu verdanken. Unglücklicherweise wurden seine Reiche zerstört und er verschwand spurlos. Das Schlachtgeschwader folgte ihr in Formation. „Great Conqueror, hier spricht die Gefechtsleitung. Schließen sie zum 312. Bombergeschwader ‚Koenig‘ auf und gebt ihnen Jagdschutz.“ „Verstanden Gefechtsleitung.“ Sie zog sanft am Steuerknüppel ihrer Viper. Der Jäger schoss an den Waffenbatterien des Superträgers vorbei. Geschickt Manövrierte das Geschwader durch Trümmerwolken und Feuerlinien. „‘Koenig‘ hier spricht ‚Great Conqueror‘. Wir achten auf euch.“ „Verstanden ‚Great Conqueror‘. Gut zu wissen dass ihr da seid.“ Alexandra brachte ihr Geschwader über die Bomber. Sie flogen in enger Formation durch die Linien der Großkampfschiffe, zwischen denen kleinere Schiffe manövrierten um aus der Deckung heraus zu schießen. Schutzschilde flackerten auf, Explosionen erblühten wie Feuerblumen und gleißende Lichter zuckten durch die Schwärze. „‘Great Conqueror‘ hier spricht die Gefechtsleitung. Ändern sie ihren Kurs um fünfundsiebzig Grad Planetenseite und fangen sie ein feindliches Bombergeschwader ab. Ziele werden markiert.“ „Verstanden Gefechtsleitung. Geschwader, folgen sie und achten sie auf Markierungen.“ Wie von Geisterhand erschienen zwanzig Rote Rauten auf dem HUD von Alexandras Helm. Das Viper Geschwader drehte ab und ging auf Abfangkurs. „Geschwader aufteilen. Nehmt sie in die Zange, gerade nach oben, ungerade nach unten.“ [br]Alexandras Viper Eins tauchte ab und Viper Drei, Fünf, Sieben und Neun folgten ihr. Die Feindlichen Bomber fielen gerade über einen Schlachtkreuzer der Fafnir-Klasse her. Schwere Laser schossen aus den Geschützen der Bomber und prallten gegen die Schutzschilde. Alexandra entsicherte ihre Waffen und auf ihrem HUD wurden Zielerfassungsmarkierungen eingeblendet. Volle Munnitionsanzeigen weckten unvergleichliche Vorfreude in der Schwarmführerin und sie schaltete ihr erstes Ziel auf. Eine holographische Darstellung der feindlichen Maschine wurde direkt vor ihr eingeblendet. Sie blinzelte die Plasmatriebwerke der Darstellung an und rote Kreise wurden darübergelegt. Mit einem wölfischen Lächeln betätigte sie den Abzugsknopf und eine Salve Schwarmraketen löste sich aus den Werfern unter ihren kurzen Tragflächen. Die Wärmesucher bogen die Plasmaspur ein und detonierten mitten in den Triebwerken. Die Explosion schmolz den Bomber in weniger als einem Liedschlag. Und das war erst der Auftakt. Das 1. Schlachtgeschwader flog mitten durch die Bomberformation. [br]Alexandra wechselte auf die Maschinenkanonen. Sie zielte auf eine Pilotenkanzel und drückte erneut auf den Abzug. Aus der Spitze ihrer Viper löste sich eine Salve Leuchtspurgeschosse. Sie beobachtete frustriet, wie der Bomber ausbrach und die Geschosse an der Panzerung abprallten. Doch bevor sie nachsetzen konnte, schob sich schon das nächste Ziel ins Visier. Erneut feuerte sie und dieses Mal war ihr Schusswinkel besser. Die Geschosse stanzten Faustgroße Löcher in die Flanke der anderen Maschine, bevor einige davon die Panzerung durchschlugen und dank des Verzögerungszünders im Inneren Explodierten. Die Besatzung des Bombers wurde sofort getötet und die beschädigte Maschine trudelte Führerlos ins Nichts. Der nächste Bomber direkt vor Alexandra explodierte bereits, als mehrere Raketen in ihn einschlugen und die Pilotin warf ihren Jäger in eine harte Linksdrehung um nicht mit Viper Zwei zu kollidieren, welche von oben in die Formation eingebrochen waren. „Jagdschutz!“ Der Warnruf kam keine Sekunde zu früh. Alexandra aktivierte ihre Steuerdüsen, die Viper glitt aus ihrer Flugbahn und entging damit einem Hagel aus Geschossen. Wenige Sekunden später raste ein Jäger an ihr vorbei. Benommen von den G-Kräften schaffte es die Schwarmführerin zu sehen, wie der feindliche Jäger eine harte Wendung unternahm um einen neuen Angriff zu fliegen. Sie blinzelte den Jäger an und schoss eine weitere Salve Raketen ab. [br]Unfähig auf diese kurze Strecke auszuweichen, rissen die Raketen das Cockpit auseinander und der Jäger zerfiel in einen Trümmerregen. Stahlsplitter hämmerten gegen ihre Viper, konnten jedoch nichts gegen die Komposit Panzerung anrichten. Die Statusmeldungen für Viper Acht und Vier wechselten auf Rot. Alexandra knurrte wütend und drehte ihre Viper um hundertachtzig Grad und setzte sich hinter einen Feindjäger. Ihre Maschine vibrierte leicht, als sie ihre Kanonen abschoss. Die erste Salve verfehlte ihr Ziel. Der Jäger brach aus, aber Alexandra hatte bereits den nächsten im Visier. Dieser hatte den Fehler gemacht, den sie eben vermieden hatte. Er hatte sich hinter Viper Drei gesetzt und beharkte ihn Salve um Salve. Das Schutzschild von Drei viel aus und die nächste Salve sprengte den rechten Flügel weg. „Drei, nach links!“, rief die Schwarmführerin. Danach feuerte sie. Viper Drei drehte ab und als der Feind ihr folgte, flog er genau in die panzerbrechenden Geschosse. Sie durchschlugen mühelos das Panzerglas und verwandelten das Cockpit mit samt Piloten in Fetzen. „Viper Drei, kehren sie zum Mutterschiff zurück.“ „Verstanden Eins, danke für die Hilfe Alex.“ Ein grelles Licht blendete Alexandra. Sie riss den Kopf herum und sah fassungslos, wie die Naglfar auseinanderbrach.[br]Die Rune der Naglfar verschwand und Heth schaute nur kurz auf den Großen Bildschirm, um zu sehen, wie sich der vierundvierzig Kilometer lange Flottenträger in Trümmer verwandelte. Mit einem leisen ‚pling‘ aktualisierte sich die Kampfübersicht. Eine neue Flotte war eingetroffen. Mit unergründlicher Miene lasen Vergil und Heth die Identifikationsrunen der Night Foundation. Sie schienen ihre gesamte Allianzflotte geschickt zu haben und waren nicht als Freunde der Furianer bekannt. „Das wars dann wohl.“ murmelte Heth leise. Die neue Flotte ordnete schnell und präzise ihre Formation, bevor sie sich in Angriffsposition brachte. Doch nicht gegen die Furianer und ihre Verbündeten. Der Flottenverband um die Antiday wurde vollkommen unerwartet mit Zerstörung überschüttet.[br]
LordKamar U1





#36 24.03.18 00:33:14
[ctr]-35-[/ctr][br]Vize-Admiral Vergil Vertras sank erschöpft in seinem Kommandothron zurück, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann hob er die Lider und fing an die Statusberichte der Tyr abzufragen. Wie durch ein Wunder, war die Tyr kaum beschossen wurden. Nein, es war kein Wunder, sondern ein Opfer. Sein Finger streckte sich nach dem Verlustprotokoll der Flotte aus. Die Daten erschienen auf seinem Bildschirm und er überflog sie rasch. Die Hel war gefallen, ebenso wie die Mijölnir, die Naglfar und… er stockte kurz. Die Thor. Er wusste nicht, was er fühlen sollte. Seine Fehde mit Kapitän Nefon Nefratis ging schon lange zurück und selten hatte er einen Menschen so gehasst, wie diesen überheblichen Kriegstreiber. Er entschloss sich die Besatzung zu betrauern, auch wenn es ihm schwer fiel nicht eine gewisse Befriedigung zu empfinden. [br]Seufzend ließ er seinen Blick über die Brücke schweifen. Er stutzte kurz und winkte Heth zu sich. „Wo ist Junker Alfrir?“ „Sie hat einen Schock erlitten und wurde auf die Krankenstation gebracht.“ Vergil nickte kurz und stand auf. Er überließ es seinen Leuten das Schiff zum Sprungtor zu navigieren und begab sich in Richtung Krankenstation.[br]Nelia saß auf dem Boden eines Aussichtsdecks der Tyr. Sie hatte ihre Beine angewinkelt und die Arme darum geschlungen. Ihr Kopf lehnte an der riesigen Panzerglasscheibe und sie starrte hinaus. Tränen verschleierten ihr die Sicht auf das Schlachtfeld. Tausende Schiffe manövrierten durch das Trümmerfeld. Antriebe leuchteten in der Dunkelheit, während hier und da einige Wracks explodierten oder Bergungsschiffe versuchten Überlebende zu finden, wurden beschädigte Schiffe des Feindes geentert oder zerstört. Sie fühlte sich unendlich einsam und hilflos. Nicht nur, dass sie versagt hatte, sie war alleine. Wie immer in ihrem Leben. Gerade als sie vertrauen zu jemandem gefasst hatte, war er ihr wieder genommen wurden. Sie hatte oft an Hiems gedacht, aber nicht eine Nachricht war gekommen. Kein Anruf, kein Brief, gar nichts. [br]Vergil öffnete die Tür zum Aussichtsdeck der Krankenstation. Das Licht war ausgeschaltet. Stühle und Tische lagen als dunkle Umrisse im Schatten. Ein leises Geräusch erweckte seine Aufmerksamkeit. Ein schluchzen, zart und leise aber von einer so tiefen Traurigkeit erfüllt, dass er schlucken musste rollte durch den Raum. Sein Blick fiel auf das große Fenster am Ende des Decks. Eine Gestalt saß dort, die Beine angewinkelt und den Kopf in den Armen vergraben. Sie schien zu weinen und schluchzte leise. Vergil schloss die Tür und verriegelte sie hinter sich, um der Junker nicht fremden Blicken auszusetzen. Er durchschritt lautlos den dunklen Raum und blieb eine Armlänge neben der Frau stehen. Leise räusperte er sich. [br]Nelias Herz setzte einen Moment lang aus, als sie den Kapitän neben sich bemerkte. Sie schnellte in die Höhe und versuchte sich gleichzeitig die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und ihre Uniform zu glätten. Beides scheiterte. "Geht es ihnen gut, Junker Alfrir?" Die Frau unternahm den Versuch Haltung anzunehmen, scheiterte aber auch dabei. "Nein, ich meine Ja, Kapitän" "So sehen sie aber nicht aus. Heth hat mir erzählt, was passiert ist und der Schiffsarzt hat mir ein paar nähere Informationen gegeben. Sie haben in Folge eines akuten Angstzustandes einen Schock erlitten." Die Frau schien zusammenzusacken. Ihre Schultern fielen nach vorne und sie senkte den Kopf. Ein paar Strähnen rutschten nach vorne und fielen ihr auf die Brust. "Es ist nicht ihre Schuld.", versuchte Vergil sie auszubauen. "Es war ihre alle erste Raumschlacht. Sie wurden ohne Vorbereitung und ohne Erfahrung in die Hölle geschickt. Keiner kann erwarten, dass sie dort mit einem Lächeln heraus spazieren." "Ich habe ihre Stimmen gehört." Ganz leise kamen ihr die Worte über die Lippen. Nelias Stimme war dünn, unsicher und zitterte. "Tausende Stimmen, die vor Schmerz geschrien haben. Es war, als könnte ich jeden letzten Moment fühlen. Hass, Angst, Unwissenheit, Verzweiflung. Alles verwandelte sich in einen Strom aus Emotionen." [br]Sie hob langsam den Kopf und sah ihn direkt an. Und zum ersten Mal konnte er die Farbe ihrer Augen erkennen. Noch nie hatte Vergil so schöne Augen gesehen. Ein tiefes Grün, welches jede Beschreibung Lügen strafen würde rahmten einen Schatten der Angst und Trauer ein. Tränen sammelten sich darin und liefen ihr die Wange hinunter, sammelten sich an der Nasenspitze und tropften von ihrem Kinn. Vergil empfand ein so hohes Mitgefühl, dass er selbst mit dem Tränen zu kämpfen hatte. Ohne wirklich zu wissen, was er tat, machte er noch einen Schritt auf die Frau zu. Sie musste den Kopf leicht heben, um ihn weiter ins Gesicht zu schauen. Er nahm die junge Frau in den Arm und wiegte sie sanft. Nelia presste ihr Gesicht an seine Schulter und weinte nun hemmungslos. Schluchzen schüttelte sie durch, während Vergil ihr sanft über den Kopf streichelte. [br]Ihre Haare waren seidig, glatt und er fuhr mit den Fingern hindurch wie durch Wasser. Nach einer kleinen Ewigkeit lösten sie sich sanft voneinander. "Niemand macht dir einen Vorwurf Nelia. Wir, ich, bin immer noch froh, eine so schöne und kluge Frau an Bord zu haben." Nellia lächelte nun und verlieh ihrem schmalem Gesicht eine ungeahnte Anziehungskraft. "Danke" ,hauchte sie. Langsam, ganz langsam kamen sich ihre Gesichter näher. Eine Spannung lag in der Luft. "Kapitän auf die Brücke!" Gleichzeitig zuckten Nelia und Vergil auseinander. Nelia biss sich auf die Unterlippe und schaute verlegen zur Seite. Vergil räusperte sich einmal. "Nun, sind sie wieder bereit zum Dienst, Junker?" "Aye, Kapitän". Sie gingen nebeneinander zur Tür und Vertras entriegelte sie wieder. Lautlos glitt sie zur Seite und die beiden traten in den Gang und stolperten beinahe in Alan Heth. Der XO zog eine Augenbraue so hoch, dass sie fast unter seinen Haaren verschwand. "XO.", sagte Vertras, während Nelia schnell den Ganghinunter verschwand. "Kapitän", erwiderte der Andere. "Nun, was gibt es dringendes?" Heth kehrte langsam wieder zu seiner üblichen Art zurück, obwohl ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte. "Nun, Vize-Admiral. Da Admiral Skuld offiziell für Tod erklärt wurde, haben sie nun das Kommando über die Flotte."[br]Sterra war kaum wieder zu erkennen. Schwarze Banner verdeckten jede Hausfront der Metropole. Alle Flaggen wehten auf halbmast und ein leichter Regen lag über dem Land. Milliarden von Kerzen beleuchteten das Feld der Ehre. Der riesige Platz bot ein Denkmal für jeden Soldaten, der im Dienst des Imperiums gefallen war. Vertras stand zusammen mit allen hohen Vertretern des Militärs um das Denkmal von Admiral Skuld. Der Lord selbst hielt eine Rede über das Leben und Wirken des Mannes. Familienangehörige standen etwas abseits. zu beides Seiten des Denkmals waren Steine für die Kapitäne Jatmund und Saskia auch ihre Familien waren gekommen. Vertras sah hinüber zu Saskias Schwester. Sie hatte je eine Hand auf die Schultern eines Jungen und eines Mädchens gelegt. Die Kinder der Kapitänin. Natürlich hatte Vertras die Gerüchte gehört, nach denen sich Skuld und Saskia einmal sehr, sehr nahe gekommen waren. Und als er den jungen Musterte, erkannte er eindeutig die Züge des verstorbenen Admirals. Schnell warf er einen Blick zu Skulds Witwe. Die braunhaarige Frau warf unter ihrem schwarzen Schleier giftige Blicke in Richtung des Kindes.[br]Musik setzte ein und alle Anwesenden senkten das Haupt zur Andacht. "Doch wo Schatten ist, dort gibt es stehts ein Licht, welches uns den Weg erhellt und uns Hoffnung gibt. Vergil Vertras, tritt vor." Vergil erklomm den Podest, bis er direkt vor dem Lord stand. "Willst du, Vergil Vertras, das Erbe von Skuld Waalstrom annehmen?" "Ich will." Lord Kamar nickte zufrieden. Eine Dienerin trat vor, sank auf ein knie herab und reckte dem Lord einen Dolch entgegen. Der Lord ergriff die zeremonielle Waffe. "Schwörst du, bei deinem Blut, das Imperium zu schützen und die Flotte sicher zu leiten?" Vertras ergriff den Dolch, setzte die Schneide auf seine Linke Handfläche und zog sie zurück. Ein kleines Rinnsal aus Blut sammelte sich in seiner Hand. "Ich schwöre." sagte er und ließ die Tropfen auf das Denkmal des Gefallenen Admirals. "So soll es sein Admiral Vertras." Lord Kamar trat nach vorne und überreichte Vergil die Insignien der Admiralität.
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#37 24.03.18 00:35:03
[ctr]-36-[/ctr][br]Hiems Tage verliefen ausgesprochen langweilig. Tagsüber ging er zweimal zum Briefkasten und prüfte, ob versucht wurde mit ihm Kontakt aufzunehmen. Danach und dazwischen vertrieb er sich die Zeit. Nachts schlief er schlecht und wachte mehrmals auf, um das Foto von Nelia zu betrachten.[br][br]Etwas später als gedacht versuchten die Männer von Kaido den Kontakt aufzunehmen. Hiems ignorierte den Brief, welchen er nach zwei Wochen und zwei Tagen vor seiner Wohnungstür fand und verständigte umgehend den Agenten, welcher eine Stunde später in seiner Wohnung eintraf. Kehle blieb die nächsten zwei Tage bei Hiems, als seine Armbanduhr ein merkwürdiges surren von sich gab. Der Agent schaute darauf und lächelte. "Die von uns angebrachten Sensoren melden fünf Männer. Einer von ihnen ist der Verdächtige Kaido. Sie befinden sich im Treppenhaus." Mit schnellen Fingern übermittelte er eine Nachricht an Ramsey, welcher in der Nähe wartete. "Wir verstecken uns im Schlafzimmerschrank. Der Gefreite muss für ein freies Schussfeld sorgen und den Verdächtigen außer Gefecht setzten."[br][br]Hiems nickte, griff nach der Schockpistole, nahm eine Rolle Klebeband und stürmte ins Schlafzimmer. Er riss einen Streifen ab und befestigte den Schocker unter dem Bett. Danach rannte er zurück und warf sich auf das Sofa. Sekunden später wurde die Tür eingetreten und die Fünf angekündigten Männer standen im Raum. "Hallo Ruben! Wir kommen mal herein." Kaido wurde Links und Rechts von jeweils zwei Leuten flankiert. Alle wirkten wie gewaltbereite Schläger. "Ich hatte den Eindruck, du würdest unsere Abmachung vergessen."[br][br]Hiems spielte den eingeschüchterten und zog den Kopf ein. "Ich hab das Geld!" ,rief er gespielt ängstlich Kaido hob eine Augenbraue an. "Im Schlafzimmer!" "Na dann holen wir es doch."[br]Kehle stand im Schrank und hatte die Augen geschlossen. Er hörte den Radau aus dem Wohnzimmer. Wenig später hörte er die Tür aufschlagen. Langsam öffnete er die Augen und zog zwei Pistolen. Seine Daumen legten die Hebel auf Feuerstoß und er zielte. Als sich Hiems mit einer Rolle vorwärts an das Bett brachte, drückte er ab.[br]Hiems rollte sich vor das Bett und zog die Schockpistole aus dem Versteck. Einen halben Herzschlag später explodierte die Tür des Kleiderschranks und überschütteten den Raum mit Holzsplittern. Ohne weiter nachzudenken wälzte sich Hiems auf den Rücken, zielte kurz und jagte die Pfeile in Richtung Kaido. Von Schockstarre erfasst reagierte dieser nicht und wurde in den Hals getroffen. Mehrere zehntausend Volt schossen durch den Körper des Mannes und er stürzte wild zuckend zu Boden.[br][br]Argenteum atmete schwer. Sein Herz pochte wild und er sah auf das Massaker vor sich. Der Agent hatte die vier Handlanger mit einer Salve ausgeschaltet. Blut sickerte in den Teppich und durchtränkte die Kleidung des bewusstlosen Kaido. Als er eine Bewegung in der Tür wahrnahm richtete er aus Reflex die Schockpistole in die Richtung. Seine Hand wurde brutal zur Seite geschlagen und Kehle stand neben ihm. "Der Spezialist gehört zu uns." Jetzt erkannte auch Hiems den Mann, der ihn auf Sterra abgeholt hatte. "Ich hab das Gefühl, ich lebe hier gefährlich." Ramsey warf sich den Bewusstlosen Kaido über die Schulter. "Dann mal los."[br][br]Jackson Kaido wachte auf, als ihn ein Eimer kaltes Wasser im Gesicht traf. Prustend riss er die Augen auf und sah sich um. Er war mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt und befand sich in einem gefließten Raum. Ihm gegenüber saßen drei Männer und ein Mädchen. "Wir begrüßen den Verdächtigen Kaido. Wir haben einige Fragen und hoffen auf Kooperation." Kaido sah den Sprecher verwirrt an. Es war ein kleiner Mann mit dunklen Haaren und Augenringen. "Wer seid ihr denn?", fragte er abfällig.[br][br]Der Mann ihm gegenüber legte einige Zeichnungen auf den Tisch. Er erkannte auf Anhieb die Gäste, welche er vor kurzem abgeholt hatte. Kaido war abgebrüht genug sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte zwar noch einige Gliederschmerzen, aber er wusste, sie würden ihn nicht lange festhalten können. "Erkennt der Verdächtige die Männer auf den Zeichnungen?" "Ich will meinen Anwalt.", sagte Kaido nur und machte ein trotziges Gesicht.[br][br]'Okay. Dann eben anders.' Er nickte Ramsey kurz zu. "Würden der Spezialist, der Gefreite und die Adeptin ein Telefon holen?" Ramsey, Iris und Hiems standen auf und gingen zur Tür. Die Drei verschwanden in den anderen Raum. Wenig später kam der Spezialist wieder. In jeder Hand hatte er einen großen Kanister voller Flüssigkeit. Mit seinem Fuß warf er die Tür ins Schloss. Kehle sprang auf und trat Kaido vor die Brust, dass der Stuhl umfiel und zog mit einer fließenden Bewegung eine Pistole. Er schoss dem auf dem Bodenliegenden ansatzlos in das linke Sprunggelenk und versenkte seinen Fuß kraftvoll in der Magengegend des Aufschreienden. Dann ging er schnell zur Tür und schloss ab, bevor Iris oder Argenteum den Raum betreten konnte.[br][br]Seelenruhig schraubte Ramsey den ersten Knister auf. "Ihr Anwalt steckt im Stau." sagte er , warf einen Lappen auf Kaidos Gesicht und kippte den Inhalt des Kanisters darauf. Der Geruch von Benzin stieg unangenehm in die Nase. Nach einer kleinen Ewigkeit wurde der Lappen entfernt und Kaido schnappte nach Luft. Sein Bein schmerzte höllisch. Kehle holte eine Zigarrete aus seiner Jacke und zündete diese an. Er störte sich nicht an dem Klopfen und Rufen an der Tür. "Wir fragen erneut. Erkennt der Verdächtige die Männer auf den Zeichnungen?" "Leck mich! Ich sage nichts!" Ramsey zuckte mit den Schultern. "Na dann." Er trat Kaido erneut in den Magen, legte den Stofffetzen auf dessen Gesicht und goss erneut Bezin darüber. Das Gefühl zu ertrinken brachte Kaido fast um den Verstand. Seine Lunge brannte, er versuchte nicht das Benzin einzuatmen, konnte jedoch nichts gegen seine Reflexe tun.[br][br]"Erkennt der Verdächtige die Männer auf den Zeichnungen?" Kaido hustete. Sein Bein schmerzte mit jeder Sekunde mehr. "Hab ich noch nie gesehen." Ramsey ging zur Tür. "Macht euch was zu essen, dass hier dauert noch." Dann hob er den Kanister wieder auf. Die Stunden verstrichen. Kehle stellte keine Fragen mehr sondern überließ dem Spezialisten das Feld. Teilnahmslos schaute er auf Kaido, welcher sich unter der Folter wandt, schrie und hustete. 'Langsam sollte er weich sein.' 'Na dann, auf ein Neues.' "Der Spezialist kann nun aufhören." Ramsey ließ von Kaido ab und setzte sich schnaufend auf einen Stuhl.[br][br]Kehle kam langsam auf Kaido zu. Er hockte sich neben ihn und breite die Phantomzeichnungen aus. "Erkennt der Verdächtige die Männer auf den Zeichnungen?" fragte er betont langsam und deutlich.[br]Kaido nuschelte etwas undeutliches und Kehle beugte sich näher an ihn heran. "Ja." röchelte er schwach. "Was kann uns der Verdächtige erzählen?" Und Kaido fing an zu reden.[br][br]"Ich bekam einen Anruf" ,sagte er. Seine Stimme war undeutlich und leise, sodass sich Kehle nah an ihn heran beugen musste. "Ich sollte einige Gäste abholen und verstecken.". "Kamen die Gäste mit einem Beiboot der Flotte an?" Kaido nickte leicht. "Der Spezialist kann nun den Verdächtigen wieder an den Tisch bringen. Anschließend sollte er die Adeptin und den Gefreiten beruhigen, sowie alles vorbereiten." Ramsey stieß ein bejahendes brummen aus. Er stellte den Stuhl, mit dem immer noch daran gefesselten Kaido, auf und verließ dann das Verhörzimmer. Auf der anderen Seite schaute er in das besorgte Gesicht von Iris und die verwirrte Miene Argenteums. Als beide anfingen ihn gleichzeitig mit Fragen zu Löchern, hob er abwehrend die Hände. "Kehle und ich haben uns nur dazu entschlossen unsere Argumentation zu unterstreichen. Unser Freund hatte letztlich ein einsehen und kooperiert nun bereitwillig." Ein grinsen stahl sich auf sein Gesicht. [br][br]Die drei saßen in einer kleinen Teeküche und warteten auf das Ende des Verhörs. Kehle hatte das verlassene Lagerhaus ausfindig gemacht und einen ehemaligen Kühlraum für den perfekten Verhörort befunden. "Macht ihr so etwas öfters?" fragte Hiems und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des Verhörraums. "Naja." begann Ramsey und schlenderte zu einer der Spülen, um sich das Blut von den Händen zu waschen. "Normalerweise gehen wir wesentlich subtiler vor und reduzieren Gewalttätigkeiten auf ein sinnvolles Minimum." Er trocknete sich die Hände an seiner Hose und fuhr fort. "Manchmal haben wir weder die nötige Zeit, noch die nötigen Druckmittel zur Überzeugung und müssen uns anders behelfen." "Indem ihr auf ihn schießt und seine Eingeweide heraus prügelt? Und wieso riecht es hier eigentlich so nach Benzin?" fragte Hiems und rümpfte leicht die Nase. Ramsey zuckte nur mit den Schultern und verließ die Küche. "Der Gefreiten sollte nicht so viel Mitleid mit diesem Menschen haben. Er sollte sich daran erinnern, das der Verdächtige kurz davor stand dem Gefreiten die Eingeweide herauszuprügeln." warf Iris ein und nahm einen Schluck Tee aus ihrer Tasse. Hiems ließ seine Halswirbel laut knacken und zuckte dann resigniert mit den Schultern. "Vielleicht habt ihr ja recht."[br][br]Kehle saß Kaido gegenüber und überlegte. Dem anderen Mann war der Kopf an die Brust gefallen und er wirkte bleich. 'Lange wird er nicht mehr durchhalten.' merkte die Stimme an. 'Was müssen wir noch wissen, außer wer ihm den Auftrag gab.' 'Vielleicht weiß er noch etwas über die Angreifer. Vielleicht haben sie sich unterhalten.' "Wir möchten wissen, wer den Verdächtigen anrief." Kaido reagierte nicht auf ihn sondern schwankte nur leicht mit seinem Oberkörper hin und her. Kehle atmete einmal tief durch und rollte mit den Augen. Er beugte sich nach vorne und schnipste nur wenige Zentimeter vor dem Gesicht des gefesselten mit den Fingern, bis ihn dieser verwirrt und abwesend ansah. "Wir möchten wissen, wer den Verdächtigen anrief." wiederholte Kehle laut und deutlich.[br][br] Kaido versuchte ein lachen, brachte aber nur einen heiseren Laut hervor. "Wenn ich euch das verrate, bin ich so gut wie tot. Und was kannst du mir schon schlimmeres antun. 'Anscheinend fordert er uns heraus. Holst du Ramsey zurück?' Die Stimme schien vor sadistischer Vorfreude zu beben. 'Ich habe eine bedeutend bessere Idee.' Ein enttäuschendes Murren füllte kurz sein Inneres aus. "Wir bieten dem Verdächtigen nicht den Tod als Bestrafung an, sondern das Leben als Belohnung." Kaido sah ihn verwundert an. "Wir weisen den Verdächtigen daraufhin, dass er zur Zeit keine Informationen für uns hat und deswegen nur ein lästiger Zeuge ist. Wenn wir allerdings mehr Informationen über den oder die Auftraggeber des Verdächtigen erhalten, werden wir entsprechende Maßnahmen einleiten, die ein Auffinden des Verdächtigen unmöglich machen, außer wir haben noch Fragen an ihn." [br][br]Wieder versuchte Kaido zu lachen und schaffte es sogar einige humorlose Schnaufer hervorzubringen. "Nicht einmal ihr könnt..." Er hielt inne. "Wer seid ihr eigentlich?" fragte er. Kehle lächelte kalt und überlegen. "Jemand, der es geschafft hat, ohne das Wissen des Verdächtigen auf diesen Planeten zu kommen, seine Geschäfte ausspioniert hat und es vollbracht hat einen ganzen Truppen des Verdächtigen in weniger als fünf Sekunden auszulöschen, sowie ihn ohne das Wissen seiner restlichen Männer gefangen zu nehmen. Und jemand der in der Lage ist den Verdächtigen hier und jetzt dem Tod zu übergeben, ohne dass ihn jemand finden wird." Kehle ließ seine Worte einen Moment lang wirken bevor er fortfuhr. "Der Verdächtige Kaido hat die Wahl. Daraufhin lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sah Kaido abwartend an.[br][br]Kaido brauchte lange, um eine Entscheidung zu treffen. "Der Anruf kam von Velatina ." "Wir brauchen mehr Informationen." "Wenn ihr nicht einmal wisst, vor wem ihr mich beschützt, wie wollt ihr das dann anstellen?" Kehle erhob sich schweigend und verließ den Raum. Seine drei Gefährten schauten gleichzeitig auf und sofort war eine gewisse Anspannung in der Luft. "Wir brauchen Informationen über eine gewisse Velatina" ,wies er Iris an, welche sich sofort auf ihren PDA stürzte. Zehn Minuten später hatte sie etwas gefunden und durchbrach die Angespannte Stille. "Wir glauben, es handelt sich dabei um Jane Velatina. Verurteilt als Mitglied einer kriminellen Vereinigung, für Menschen-, Waffen- und Drogenhandel."[br][br]Kehle nahm den PDA entgegen. Er vergrößerte das Foto der Frau und betrat wieder das Verhörzimmer. Stumm hielt er Kaido den Bildschirm das kleinen Gerätes entgegen und sah ihn auffordernd an. "Das ist sie. Ich kann euch auch sagen, wo ihr sie finden könnt. Aber zuerst will ich hier raus." Kehle nickte und verließ den Raum.[br][br]"Ist der Spezialist mit den Abreise Vorbereitungen fertig?", fragte er. Ramsey bestätigte die Anfrage. "Wir wollen, das der Gefreite, die Adeptin und der Spezialist vor gehen, wir folgen in wenigen Minuten." Schweigend sah er zu, wie die drei die Lagerhalle verließen. 'Keine Zeuge .' 'Keine Zeugen.'[br]Er betrat zum letzten Mal den Kühlraum und holte im Gehen sein Feuerzeug hervor. Kaido sah ihn mit verwirrter Miene an, bis ihn klar würde, was der Agent vor hatte. Der Schrecken weitete seine Augen. "Nein!" schrie er panisch. "Das kannst du nicht machen! Wir hatten einen Deal!" Unberührt entzündet Kehle das Feuerzeug. Die Benzin getränkte Kleidung seines Opfers fing in Sekunden Feuer und zwei Liedschläge später war der ganze Körper in Flammen gehüllt. Kaido schrie schrill und durchdringend vor lauter Qualen, bevor Kehle seine Pistole zog und die Schmerzen beendete.
LordKamar U1





#38 24.03.18 00:35:24
[ctr]-37-[/ctr][br]Als Kehle das Lagerhaus verließ konnte er die offene Ablehnung in Argenteums Gesicht lesen. Der Gefreite betrachtete ihn schon fast feindselig, sagte jedoch nichts. Iris war erbleicht und er machte sich stumm Vorwürfe, dass sie das Ableben von Jackson Kaido mit angehört hatte. Als sie in ihrem Unterschlupf angekommen waren brachte der Agent seine Ziehtochter ins Bett. "Was hast du mit dem Mann gemacht?" Iris lag unter ihrer Decke, hatte den kleinen Hasen an sich gedrückt und vermied es Kehle direkt anzusehen. Dass sie die Frage nicht in ihrer üblichen Art ihn zu imitieren gestellt hatte beunruhigte den Agenten. "Wir haben dafür gesorgt, dass niemand von uns oder unserem Vorhaben weiß", sagte er ausweichend. "Aber er hat so geschrienen." Tränen bildeten sich in Iris Augen und sie vergrub das Gesicht in ihrem Stofftier. 'Was hast du nur angestellt?' 'Wie konnte ich wissen, dass sie es hören würde?' Kehle setzte sich auf die Bettkante und nahm Iris liebevoll in die Arme. Er wiegte sie sanft und streichelte ihr durch das Haar. [br][br]Es dauerte lange, bevor er sich von ihr löste. Iris wirkte nun ruhiger und konnte tatsächlich einschlafen. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie wirklich schlief verließ er das Zimmer und zog leise die Tür zu. Er hörte die leisen Stimmen von Ramsey und Argenteum, welche sich unten unterhielten. Sie klangen gereizt und bemühten sich trotzdem leise zu bleiben. Als er das Wohnzimmer betrat sah er die beiden an einem Tisch sitzen und hitzig mit einander flüstern. "Wenn wir weiterhin Leute foltern und ermorden, setzte ich den Leutnant davon in Kenntnis und lasse mich abziehen", drohte Hiems wütend. "Als ob das in ihrer Entscheidungsgewalt liegt, Gefreiter", konterte Ramsey scharf. Beide verstummten, als sie Kehle bemerkten. [br][br]"Wie ich dem Vernommenen entnehme, ist der Gefreite mit unseren Ermittlungsmethoden nicht einverstanden?" "Ich sehe es ja ein, wenn wir hin und wieder mal die Samthandschuhe ausziehen müssen, aber das geht zu weit. Ich dachte wir handeln im Auftrag des Gesetztes oder der Gerechtigkeit." Kehle sah Argenteum ungerührt an. "Wir möchten den Gefreiten darüber in Kenntnis setzten, dass wir im Auftrag des Lords handeln und wir uns öfters außerhalb des Gesetzes bewegen." Er wollte noch etwas sagen, aber Argenteum unterbrach ihn grob. "Sie haben einen unbewaffneten Gefangenen verbrannt, Kehle. Vor den Ohren ihrer Tochter! Sie hätten ihr Gesicht sehen müssen."[br]Ramsey schaltete sich ein. "Woher wollen sie das wissen?" "Ich bin kein Idiot. Und Iris auch nicht. Der Geruch noch Benzin und diese Schreie. Außerdem wird jetzt wohl kaum noch jemand Jackson Kaido wiedererkennen, nicht wahr?" 'Wohl kaum‘ Kehle zuckte mit den Schultern. "Wir vermuten nicht."[br][br]Hiems Miene spiegelte eine Mischung aus Genugtuung und Verachtung wieder. "Und das alles vor den Ohren eines Kindes." "Wir empfehlen dem Gefreiten nun zu Bett zu gehen und diese Unterhaltung zu beenden." Kehle hatte genug für heute und konnte dieses aufrührerische Verhalten jetzt nicht vertragen. Argenteum stand ohne ein weiteres Wort auf und verließ den Raum. Nach einer kurzen weile ergriff der Spezialist das Wort. "Das nächste Mal sollten wir uns wirklich überlegen, ob wir Iris mitnehmen. Sie muss zwar lernen und sie ewig vor der Wirklichkeit zu beschützen wird auch nicht funktionieren. Aber Folter und Mord sind vielleicht noch eine Nummer zu groß." 'Wir brauchen keine Erziehungsratschläge' brauste die Stimme auf, doch Kehle befahl ihr zu schweigen. Er wusste, das sowohl Hiems als auch Abraham recht hatten. Es war ein dummer Fehler gewesen.[br][br]Am nächsten Tag versuchten alle sich nichts anmerken zu lassen. Eine angespannte Stimmung lag über dem Geschehen. Kehle hatte über Nacht einen Entschluss gefasst. Er würde Iris nach Hause schicken, nachdem sie ihre Zielperson ausreichend durchleuchtet hatte. Momentan tippte und klickte sie jede Information zusammen, welche der Geheimdienst über Jane Velatina hatten. Ab und zu tippte sie mit ihren Fingern auf die Tischplatte, wenn er ein Passwort eingeben musste, um Freigabebeschränkungen zu umgehen. Die Informationen waren ausgiebiger als erwartet. Zwar Maß ihr der Geheimdienst nur eine kleine Bedrohung für die Staatssicherheit an, allerdings hatten sich verschiedene Abteilung der Kriminalitätsbekämpfung intensiv mit ihr befasst. [br][br]Als Iris mit ihren Nachforschungen fertig war, präsentierte Kehle die Ergebnisse. Er drehte einen Bildschirm so, dass alle etwas sehen konnten und klickte durch verschiedene Berichte und Fotographien, während er einige Erläuterungen zum Besten gab. "Wir haben Berichte über verschiedene verdeckte Ermittlungen innerhalb der Organisation von Frau Velatina. Wir sind ebenfalls davon überzeugt, dass wir mit einem der Ermittler in Kontakt treten können."[br]Als keine weiteren Fragen gestellt wurden, löste sich die Versammlung auf. Kehle ging zu seiner Tochter und schloss sie in die Arme. "Wir möchten, dass die Adeptin zurück nach Sterra fliegt." Man konnte Iris die Enttäuschung ansehen. "Haben wir den Agenten verstimmt?" Kehle lächelte und küsste sie auf die Stirn. "Wir können der Adeptin versichern, dass wir zu keiner Zeit unzufrieden waren. Wir möchten, dass die Adeptin die Junker Alfrir im Auge behält." Iris drückte sich an ihn. Es war das erste Mal, seit vielen Jahren, dass sie voneinander getrennt waren und das machte ihr Angst.[br][br]Als sie den Raum verließ, um ihr Sachen einzupacken, begab sich der Agent an die Seite von Hiems. "Wir möchten den Gefreiten um Entschuldigung bitten. Wir haben in der Angelegenheit Jackson Kaido falsch gehandelt." Heims starrte ihn ungläubig an. "Wir versichern dem Gefreiten, dass wir auf solche Maßnahmen in Zukunft zu unterlassen. 'Zumindest in seiner Gegenwart.' merkte die Stimme gehässig an. Der Angesprochene war sichtlich überrumpelt und nickte dem Agenten nur zustimmend zu. [br]Kehle wandte sich ab und lächelte zufrieden. Trotz dieser unangenehmen Episode hatte er noch alles unter Kontrolle.[br][br]Kaum eine Stunde, nachdem Iris den Planeten verlassen hatte, wünschte Kehle sie sich wieder zurück. Er hatte versucht an die Identitäten der Verdeckten Ermittler heranzukommen, musste jedoch feststellen, dass die Informationen außergewöhnlich gut geschützt waren. 'Du könntest Iris eine Nachricht senden.' 'Irgendwie bin ich früher auch ohne sie zurechtgekommen' Sein Ehrgeiz war geweckt. Er streckte sich, zündete eine Zigarette an und hackte erneut in die Tasten. Wieder ohne Erfolg. Missgelaunt verzog der Agent den Mund und seufzte. 'Dann eben über den Dienstweg.' Er schickte eine verschlüsselte Nachricht an Iris, mit der Aufforderung über die Sicherheitsbehörden Kontakt zu den verdeckten Ermittlern aufzunehmen. [br][br]Die Antwort fiel sehr knapp und ernüchternd aus: "Nein." 'Was soll das nun wieder?' 'Verständlicherweise will jemand seine Männer schützen.' Die Stimme schnalzte genervt mit der Zunge und Kehle konnte das Augenrollen beinahe sehen. Eine weitere Idee kam dem Agenten und er schickte wieder eine Nachricht ab. Dieses Mal wollte er wissen, welche größeren Pläne und Aktionen bevorstanden, mit dem eindringlichen Verweis auf die Staatssicherheit. Es dauerte länger, bevor er eine Antwort bekam doch sie war um einiges erfreulicher als davor.[br][br]Ihm wurde mitgeteilt, dass die Organisation um Velatina einen neuen Geschäftspartner für Waffen und Nachrichtenausrüstung suchte und einen möglichen Kandidaten in zwei Tagen Treffen wollte. Er betrachtete die angehängten Daten und machte sich ein Bild von der Lage. Velatina hatte mit einem Mann Kontakt aufgenommen, welcher sich selbst Las nannte. Da es so gut wie keine weiteren Informationen über diesen Mann gab und der Name offensichtlich falsch war hatten die Behörden auch nicht herausgefunden, wer dahinter stecken könnte. Es wurde angenommen, dass es sich um einen Strohmann für einen oder einige der führenden Waffen- und Telekommunikationshersteller handelte welche am Gesetzt vorbei ihre Taschen füllen wollten. Doch dazu musste der Mann verhaftet und verhört werden und das war der Plan der Ermittler. Kehle rief Ramsey und Argenteum zu sich, um sie über das bevorstehende Treffen zu informieren. [br][br]Ramsey studierte die Unterlagen, welche den Treffpunkt beschrieben und kratzte sich am Kinn. "Also beobachten wir das Treffen und hoffen, dass es uns weiterbringt?" Kehle legte den Kopf leicht auf die Seite. "Wir gehen davon aus, dass auf diesem Treffen einige Musterstücke überbracht werden, um sich von der Qualität der Ware zu vergewissern. Anschließend werden wohl der Händler Las und der Abgesandte von Velatina über Preise verhandeln. Dann wird es wenig später zu einer kleinen Lieferung kommen, bevor man zu den Großen übergeht." "Sie wissen erstaunlich viel über solche Treffen.", warf Hiems ein und überflog ebenfalls die Berichte. "Sehe ich es richtig, dass niemand von Velatinas Leuten weiß, wie dieser Las aussieht? Können wir nicht seinen Platz einnehmen?" Kehle schüttelte den Kopf. "Der Gefreite hat eine gute Idee, aber es wird nicht so einfach werden. Wir können davon ausgehen, dass Dinge besprochen werden, über die nur der echte Las Bescheid weiß. Allerdings haben wir vor die Belegschaft der kleinen Lieferung zu ersetzen." Hiems sah auf. "Sind wir drei dafür ausreichend?" Kehle zuckte mit den Schultern. "Diesen Umstand müssen wir in Erfahrung bringen."[br][br]Kehle hatte Abraham und Hiems ausgeschickt, um den Treffpunkt auszuspähen. Sie sollten ein geeignetes Versteck in der Nähe finden und Abhörgeräte installieren. Da das Treffen Stilecht, in einem von drei Seiten mit Meterhohen Gebäuden umschlossenen Hinterhof stattfand, war der erste Teil der Aufgabe nicht schwer. Der Spezialist hatte eine Verfallene Wohnung drei Häuserblocks entfernt ausgemacht und sie kurzerhand besetzt. "Hier steht, dass der Treffpunkt auf Wunsch des Händlers festgelegt wurde.", sagte Hiems und blätterte durch die Akte, welche ihnen Kehle mitgegeben hatte. "Ja. Und offenbar hat Las zu viele Filme gesehen. Kein Mensch trifft sich in Hinterhöfen, wenn er ein Geschäft abschließt. Vor allem dann nicht, wenn es Illegal ist.", antwortete ihm Ramsey und baute eine kleine Drohne zusammen. "Naja, hier wird es wenig Zeugen geben. Ungestört von neugierigen Augen und Ohren." Ramsey lachte auf. "Das ist ja der Grund, warum man sich in einem Café, einem Restaurant oder dem Einkaufszentrum trifft. Hier draußen sind so wenig Menschen, dass es auffällt, wenn sich jemand versammelt. Und in Menschenmengen ist es viel schwerer Gespräche abzuhören, von der Tatsache einmal abgesehen, dass es hier auch keinem auffällt, sollte sich der Geschäftspartner entschließen seinen Gegenüber einfach abzuknallen." [br][br]Er stellte das Gefährt auf einen Tisch uns holte ein Touchpad hervor. Hiems betrachtete neugierig die Drohne. Das Fahrzeug war kaum fünfzehn Zentimeter lang, hatte acht spinnenartige Beine und allerhand Ausrüstung dabei. Nicht nur die Beine, sondern auch die optischen Sensoren an der Front der Drohne ließen es wie eine fette, mettallerne Spinne aussehen und um das Bild abzurunden befand sich am Heck eine kleine Seilwinde mit einem dünne Draht. Ramsey fuhr mit seinen Fingern über das Touchpad und der Roboter marschierte los, kletterte die Wand hinauf und zum Fenster hinaus. Gespannt sah Hiems dem Spezialisten über die Schulter, wie der die Drohne geschickt auf das Dach des Gebäudes lenkte und dabei durch die Kameras der Maschine schaute. "Wenn diese Velatina keine Idiotin ist, werden ihre Männer das Gebiet ebenfalls überwachen. Deswegen können wir nicht persönlich dort herumspazieren und Wanzen verstecken.", erklärte Ramsey während seine Drohne am Rand des Daches stand und das Gegenüberliegende Dach musterte. Er wischte am Rand seines Touchpads entlang und drückte auf ein aufgetauchtes Symbol. Die Sicht änderte sich und ein kleines Fadenkreuz wurde eingeblendet.[br][br]Geschickt zielte er auf die auf die gegenüberliegende Dachkante und ein kleiner Greifhaken wurde abgeschossen. Der Draht rollte sich ab und spannte sich über die Straßenschlucht. In Windeseile zog sich die Drohne an ihrem eigenen Faden über den Abgrund und setzte den Weg fort. "Dann wollen wir mal schauen." Ramsey war bis zu dem Hinterhof gekommen und hockte nun mit seiner Spinne auf einem der Häuserblocks. Wieder wischte und drückte er auf dem Pad herum, bis sich die Welt der Drohne in ein farbenfrohe Ansicht verwandelte. "Wärmebildkamera.", erklärte er Hiems und ließ den Blick der Kamera schweifen. "Da, hab ich doch gesagt." Er ließ die Kamera auf ein Fenster im Block gegenüber schwenken und zoomte heran. Zwei Schemen in verschiedenen roten und gelben Farben wurden sichtbar. Sie schienen in den Innenhof zu schauen. Er wechselte wieder auf eine Normale Ansicht und die Zwei Gestalten waren hinter einem Rollladen verschwunden. "Und jetzt?", fragte Hiems. Ramsey lächelte und gab neue Befehle an seine Drohne.[br]Ein weiterer Spinnenroboter löste sich von dem ersten. Dieser war nur so groß wie der Nagel eines kleinen Fingers. Die große Spinne schoss ihren Greifhaken zwei Stockwerke über dem fraglichen Fenster ins Mauerwerk und Ramsey übernahm die Kontrolle der kleinen Drohne. Flink balancierte er auf dem dünnen Draht auf die andere Seite und weiter die Wand hinab bis zu dem fraglichen Fenster. Durch einen kleinen Spalt zwischen Fenster und Wand gelangte er in das Innere des Raumes. Die zwei Gestalten entpuppten sich als übel aussehende Schläger, welche durch einen Spalt im Rollladen den Hof beobachteten. sie hatten sogar ein Fernglas auf einem Stativ aufgebaut und unterhielten sich über belangloses, wie sie über das Mikrofon der Drohne hörten. Ramsey schaltete die Fernsteuerung zurück auf seine Hauptdrohne und führte einige schnelle Befehle aus, um noch mehr kleine Spinnen abzusetzen. Geschickt verteilte er sie im Innenhof und an Häuserwänden. [br][br]"Und jetzt warten wir." Der Spezialist kramte in seiner Reisetasche, holte ein Wirtschaftsmagazin heraus und legte die Füße hoch. "Wirtschaft? Ich wusste nicht, dass sich ein Agent des Geheimdienstes für Aktiengeschäfte interessiert." Sagte Hiems neugierig und untersuchte die kleine Wohnung. "Ich hatte nicht vor, für immer zu arbeiten." antwortete Ramsey schulterzuckend und vergrub sich in der Zeitung. "Nicht? Ich dachte es gibt nichts besseres, als im Dienst des Imperiums zu stehen." rief Hiems mit ironischem Unterton aus der Küche. Ramsey hörte das klirren von Tassen. Er senkte seine Zeitung ein wenig. "Wenn man darauf steht, in die Gosse des Imperiums geschickt zu werden, obwohl man mit einer schönen Frau tanzen könnte." Das Geräusch von zerbrechendem Keramik flog durch den Raum und Hiems fluchte laut. Zufrieden lächelnd widmete sich Ramsey wieder seiner Zeitung.
LordKamar U1





#39 24.03.18 00:36:01
[ctr]-38-[/ctr][br]Herz saß in seinem Büro auf Sterra, rührte seinen Tee und las die Tageszeitung. Die Gegensprechanlage neben ihm piepte aufdringlich. Offenbar wollte seine Sekretärin mit ihm sprechen. "Ja bitte?", meldete er sich und warf dabei einen Blick auf seinen Terminkalender. Er erwartete zwar Besuch, allerdings erst wesentlich später. "Kehle ist hier. Möchten sie ihn empfangen?" Herz schmunzelte kurz. "Schicken sie ihn rein." Er setzte sich gerade hin, legte die Zeitung ordentlich gefaltet an die Seite und blickte zur schweren Eichentür. Für einen kurzen Moment überlegte Herz, ob eine seiner jüngsten Aktivitäten eventuell seine Exekutierung rechtfertigen würde, kam aber zu keinem Ergebnis.[br][br]Kehle stieß die Tür auf und trat ein. Der Mann auf der anderen Seite des Raumes sah ihn gespannt an. Als Kehle näher kam, erhob sich Herz und lächelte. "Kehle mein Freund, was verschafft mir das Vergnügen?" Der Angesprochene blieb direkt vor ihm stehen, verengte die Augen ein wenig und legte den Kopf schief. 'Er scheint ein wenig besorgt zu sein. Offensichtlich hat er unseren Ruf nicht vergessen.' 'Freunde sollten keine Angst vor einander haben.', dachte Kehle und er fühlte ein wenig Trauer. 'Leider würde ihn unsere Freundschaft nicht retten.' Auch die Stimme klang bedauernd. Um seinen Freund zu beruhigen öffnete Kehle seine Arme und umschloss seinen Gegenüber. Herz seine Anspannung fiel von ihm ab und er erwiderte die Umarmung. Obwohl er selbst nicht der Größte war, überragte er Kehle ein wenig. Außerdem bildeten seine blonden Haare einen starken Kontrast zu Kehles Schwarzen. Er löste sich von Kehle und bot ihm einen Platz an. "Bitte.", sagte er. [br][br]Kehle ließ sich auf dem angebotenen Stuhl nieder. "Tee?", fragte Herz und Kehle nickte leicht. Während Herz ihm eingoss, erklärte der Agent sein Erscheinen. "Wir suchen nach Informationen über die Gefallene Vanessa Curse und haben erfahren, dass der Agent Herz zur fraglichen Zeit auf Delbus aktiv war." Dankend nahm er die volle Tasse entgegen und schlürfe die heiße Flüssigkeit. Herz hatte die Kanne zur Seite gestellt und fuhr sich mit der rechten Hand nachdenklich über die Stirn. "Hauptmann Vanessa Curse, vergewaltigt und erschossen aufgefunden. Hat damit eine Welle der Wut ausgelöst, welche zur Vernichtung der verteidigenden Streitkräfte geführt hat."[br][br]'Siehst du? Ich wusste es war eine gute Idee. Frag ihn nach Harbinger' "Was kann uns der Agent über die Beziehung zwischen dem Ersten Leutnant Harbinger und der Verstorbenen erzählen?" Herz hob eine Augenbraue. "Die beiden waren kurze Zeit ein Paar und so wie ihr Tod Harbinger getroffen hat, wohl auch schwer verliebt." 'Das könnte eine interessante Geschichte werden.' Kehle nippte erneut an seinem Tee. "Wir haben Zeit und lauschen gespannt." Herz lachte kurz auf. "Ich war eigentlich damit beauftragt eine gewisse Mary-Ann Karelien, damals noch Leutnant, zu überwachen und fest zu stellen, ob von ihrem Streben nachdem Rang der Lordkommandantin eine Gefahr ausging." "Da die Lordkommandantin kurz nach der Eroberung des Planeten ernannt wurde, gehen wir davon aus, sie hat sich in den Augen des Agenten Herz als würdig erwiesen und er teilte seine Ansicht dem Leitenden Agenten Cortex mit?" Herz grinste. "Naja, ich empfand sie als wesentlich ehrgeiziger, aufgeschlossener und vor allem von uns beeinflussbarer als Sokolow. Und Cortex macht sowieso, was wir wollen." Seine blauen Augen, welche noch jeder Frau den Kopf verdreht hatten, blitzten vielsagend auf und Kehle schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Der Agent wird sich noch irgendwann in ernste Schwierigkeiten bringen, wenn er nicht seinen Kopf zum Denken benutzt."[br][br]Herz winkte ab. "Ihre Loyalität stand nie in Frage. Es war nur unklar, ob sie bei ihrem Streben nach Oben nicht ausversehen etwas dummes macht. Ich half ihr lediglich dabei, ihren Ehrgeiz in geordnete Bahnen zu lenken." Er nahm einen Schluck Tee und fuhr fort. "Jedenfalls war ich der Meinung, ein Wechsel wäre das Beste für uns und somit sollten die genauen Umstände unwichtig sein." Kehle spürte die Erheiterung der Stimme und er prostete Herz anerkennend zu. "Um auf deine Frage zurück zu kommen", fuhr Herz fort. "Hauptmann Curse hatte ich schon als alte Freundin von Leutnant Karelien überprüft. Gute Soldatin, intelligentes Mädchen und so weiter. Hauptmann Harbinger war oder besser gesagt ist ja auch kein Kind von Traurigkeit und ich bemaß ihrer kleinen Affäre erst keine große Bedeutung bei." "Zumal der Agent seine eigene am Laufen hatte." bemerkte Kehle trocken. "Das wirst du mir noch lange vorhalten oder?" Kehle zuckte mit den Schultern, zeigte aber ein freundliches Lächeln. "Umso überraschter war ich, als ich Harbinger aus dem Transporter steigen sah." Herz seine Miene verdunkelte sich sichtlich, als er an den bewegenden Moment zurück dachte. [br][br]Vier Jahre zuvor[br][br]Die Einstiegluke des gepanzerten Transporters öffnete sich und hereinfallendes Sonnenlicht blendete die Insassen. Herz sah zuerst nur beiläufig zu dem Gefährt, bis ihm die Haltung der aussteigenden Soldaten auffiel. Weder die übliche Freude einen Kampf überlebt zu haben, noch das Rufen von Befehlen lag in der Luft. Stattdessen herrschte eine bedrückende Atmosphäre. Zwei weitere Transporter hielten mit leise quietschenden Bremsen. Beim Vorderen öffnete sich ebenfalls die Luke und Soldaten kletterten hervor. Der Agent erkannte Hauptmann Harbinger, wie er mit starrer Miene und leeren Augen zum letzten Transporter ging. [br][br]Die Laderampe wurde geöffnet und Herz verzog bestürzt das Gesicht. Der Innenraum war gefüllt mit Leichen. Harbinger trat zur Seite und die Soldaten fingen an ihre toten Kameraden in eilends herbeigeschaffte Leichensäcke zu stecken und fort zu tragen. Herz hörte Schritte und bemerkte aus dem Augenwinkel Leutnant Karelien neben sich. Als der Körper einer rothaarigen Frau ausgeladen wurde vernahm er, wie sie scharf Luft holte und einen Schritt zurück machte. Herz wandte sich ihr zu und sah den Unglauben und die Trauer in ihren Augen. "Vanessa?", flüsterte sie. "Mary, ich...", weiter kam er nicht. Sie hob die Hand und bedeutete ihm zu schweigen. Dann machte sie kehrt und stürmte davon. Herz meinte, ihr Schluchzen zu hören.[br]Scorn starrte in das tote Antlitz seiner Liebsten, den Schmerz ihrer letzten Minuten noch deutlich sichtbar darauf. Er konnte sich nicht von ihr lösen und bestand auch stumm darauf, sie selbst zu tragen. Mit dem kalten Körper im Arm ging er steif zu einem eigens dafür eingerichteten Zelt. Zwei Soldaten standen in schwarzer Uniformen davor und hielten Totenwache. Er trat ein und roch sofort den süßlichen Geruch der Einbalsamierungsmittel. Er legte sie liebevoll ab und machte Anstalten sich eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen zu holen. Aber noch bevor er den Stoff befeuchten konnte Durchschnitt der Lärm von drei Paar Kampfstiefeln die andächtige Stille. "Hauptmann Harbinger, treten sie von Hauptmann Curse zurück. Ihre Leiche soll untersucht werden." Scorn stand ganz langsam auf. Ebenso langsam drehte er sich dem Sprecher zu. Es war ein Leutnant der Militärpolizei und er hatte zwei seiner Leute dabei, welche eine Trage mitgebracht hatten. Die Männer wirkten angespannt und beobachteten ihn Aufmerksam. Offensichtlich wurden sie über seinen Gemütszustand informiert und rechneten mit einer unüberlegten Handlung seinerseits. Sie entspannten sich auch nicht, als Scorn stumm zur Seite trat. Regungslos blieb er stehen und rührte sich erst wieder, als die drei Soldaten lange Zeit verschwunden waren.[br][br]"Solche Dinge passieren im Krieg nun mal." Lordkommandant Sokolow stand zusammen mit Leutnant Karelien, Hauptmann Baldwin und dem Gefreiten Taylor in einem der Besprechungsräume, tief im Keller des Kommandobunkers. Taylor hatte einen Bericht abgeliefert, in welchem er beschrieb, wie sie ihre toten Kameraden aufgefunden hatten. Bevor Karelien die Gelegenheit hatte sich über den Kommentar des Lordkommandanten zu empören erhob Baldwin die Stimme. "Ich kann mit meinen Leuten nach Spuren suchen. Möglicherweise finden wir ein Lager in der Nähe." "Tun sie das Hauptmann. Und melden sie sich alle fünfzehn Minuten, ich werde eine Eingreiftruppe bereithalten." Baldwin salutierte und verließ den Raum.[br][br] "Möchten sie mir etwas mitteilen, Leutnant?", fragte der Lordkommandant. Er hatte sehr wohl ihre Wut bemerkt und schaute Karelien direkt in die Augen. Sie hielt seinem Blick stand, auch wenn sie bei seiner Größe leicht den Kopf heben musste. "Ich habe veranlasst die Leiche von Hauptmann Curse zu untersuchen und die Spuren auf ihrem Körper zu sichern. Wenn wir diesen Planeten eingenommen haben, werde ich die Datenbank der feindlichen Streitkräfte abgleichen und den Schuldigen zur Verantwortung ziehen." Ihre Stimme zitterte vor Wut. Sokolow sah sie lange an. "Tun sie das, solange sie nicht von ihren Pflichten abgehalten werden." "Wie können sie so ruhig bleiben?!" Erbost über den neutralen Gesichtsausdruck ihres Gegenübers bekam sie rote Flecken auf den Wangen. "Ich kann so ruhig bleiben, weil ich ein disziplinierter Soldat und ein professioneller Offizier bin, Leutnant Karelien." Er wurde nicht laut, sondern sprach ruhig und eindringlich. Für Taylor wirkte er in diesem Moment wie ein Vater, welcher seine aufmüpfige Tochter zurecht weist. "Ich weiß auch nicht, auf welches Ergebnis sie bei ihren Ermittlungen hoffen. Die feindlichen Streitkräfte bestehen zu über neunzig Prozent aus Milizen, welche wahrscheinlich in keiner Datenbank erfasst sind. Also wenn Hauptmann Curse nicht von einem Straftäter beziehungsweise einem der letzten Soldaten getötet wurde oder es sich um einen totalen Überwachungsstaat handelt werden sie kaum Erfolg haben." [br][br]Karelien wollte etwas erwidern, aber Sokolow schnitt ihr das Wort ab. "Des Weiteren werde ich nicht zulassen, dass sie ihre Pflichten noch weiter vernachlässigen." Karelien stutzte. Die Wut war ein wenig abgekühlt und sie sammelte sich kurz. "Meine Pflichten wurden in keinster Weise vernachlässigt, mein Herr.", sagte sie eine Spur zu trotzig. "Wie heißt der Soldat, den sie zur Bewachung von Hauptmann Harbinger abgestellt haben?" Jetzt trat offene Verwirrung in Kareliens Gesicht. "Der Hauptmann wird nicht bewacht, warum auch? Er steht nicht unter Arrest oder Verdacht." Sokolow nickte wissend. Dann wandte er Karelien den Rücken zu und betrachtete Taylor, welcher verlegen zu Boden blickte. "Dann haben sie wenigstens den Befehl erteilt, dem Hauptmann seine Waffe abzunehmen und ihn zur medizinischen Untersuchungen geschickt?" Als Karelien nicht antwortete und Taylor den Kopf schüttelte Blickte Sokolow wieder zu seiner Leutnant. Wie jeder andere auch wusste er von der Beziehung zwischen Scorn und Vanessa. Er hatte schon so viel Leid und Tod gesehen, dass er einen gebrochenen Mann erkennen konnte und wenn die Betroffenen keine frühe Hilfe erhielten, endeten sie meistens ebenfalls in einem Plastiksack. "Dann schlage ich vor, sie nehmen die Beine in die Hand und retten den Hauptmann, bevor es zu spät ist."[br][br]Scorn saß in vollkommener Dunkelheit in seinen Quartier. Er hatte seine Pistole auseinander gebaut, vor sich auf dem Tisch verteilt und den Anhänger von Vanessa in die Mitte gelegt. Er musste nicht sehen was er tat, dafür war er zu vertraut mit der Waffe. Mechanisch und ruckartig bewegten sich seine Hände. Zum wiederholten Male setzte er die Bauteile wieder zusammen. Seine Finger wanderten vorsichtig über den Tisch und umfassten das Magazin. Die linke Hand tanzte über die Spitzen der in Reih und Glied aufgestellten Patronen und nahmen jede zweite auf. Klick. Die Geräusche der Projektile, welche sanft im Magazin einrasteten hallte sanft in der Stille wieder. Klick. Klick. Klick. Irgendwann war seine Hand leer und das Magazin halb voll. Er rührte sich einige Herzschläge lang nicht.[br][br]Die alten Wunden in seiner Brust schmerzten ein wenig und er musste an den Kampf auf Wilgo denken. Wie so viele seiner Freunde und Kameraden waren im Kugelhagel gestorben. Er erinnerte sich an ihre krampfenden Hände, welche er gehalten hatte, an die Schreie und die schmerzverzerrten Mienenn. Aber damals wusste er, warum sie gestorben waren. Für ihre Heimat und die Menschen die darin lebten. Und wofür war Vanessa gestorben? Für nichts. Für einen Planeten, der nicht ihnen gehörte, in einem Krieg der nicht hätte sein müssen. Zorn breitete sich aus. Normalerweise hätte man die Stadt großflächig bombardieren müssen um jeden Widerstand zu brechen um anschließend alles mit Biowaffen auszurotten. Allerdings wurden solche Methoden von der Öffentlichkeit schlecht aufgenommen.[br][br]In der Dunkelheit sah er ihre lachenden Züge, hörte ihre lockende Stimme. Das Magazin rastete in der Waffe ein und der Schlitten wurde langsam nach hinten gezogen. Ein metallisches Schleifen und Klicken rollte durch den Raum als die Waffe geladen wurde. Der Sicherungshebel glitt lautlos auf Einzelschuss. Die Mündung der Pistole fühlte sich warm an seiner Schläfe an. Scorns Zeigefinger legte sich an den Abzug. Kurz verharrte er, dann drückte er ab.[br][br]Karelien und Taylor rannten aus dem Bunker. Sie hatte überhaupt nicht auf Scorn geachtet, sondern nur auf sich selbst. Diesen Fehler wollte sie nicht bis an ihr Lebensende bereuen. Schnell hasten sie zu den Unterkünften und Taylor riss die Tür zu Harbingers Quartier auf. Es war kein Licht eingeschaltet und im trüben Schein des durch die offene Tür kommenden Lichtes sahen sie eine Gestalt mit den Rücken zu ihnen an einem Schreibtisch sitzen.[br][br]Taylor schaltete das Licht ein und Karelien konnte die Patronen auf der linken Seite des Tisches stehen sehen. Sie sah außerdem, dass einige fehlten. "Hauptmann Harbinger?" Die beiden gingen vorsichtig auf Scorn zu und achteten darauf, ob er sich bewegte. Doch der Angesprochene saß einfach nur da, die Hände auf dem Tisch vor sich liegend. Als sie neben ihm angekommen waren konnte Taylor deutlich den Kreisrunden Abdruck der Mündung an Scorns Schläfe erkennen. Mit einer knappen Geste machte er Karelien darauf aufmerksam.[br]Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Dann sah sie auf seine Hände. Er hat die Arme auf den Tisch gelegt, die Handflächen nach oben. Vor ihm auf dem Tisch lag seine Pistole, entsichert und vermutlich auch geladen. In seinen Händen hielt er den Anhängern, welchen Vanessa steht's um den Hals getragen hatte. Und in der feinen, silbernen Kette hing ein kleines, gebogenes Metallteil. Der Schlagbolzen. Jetzt wurde Karelien schlecht. "Scorn?", fragte sie mit zitternder Stimme und Taylor beugte sich langsam vor, bis er sich die Pistole schnappte, schnell entlud und sicherte. Der Hauptmann wandte ihr den Kopf zu. Tränen rannen ihm aus den Augen. "Sie hat mich beschützt Mary. Ich konnte nicht schießen. Der Bolzen hatte sich in ihrer Kette verfangen, so dass ich ihn übersehen haben muss. Merkwürdig, nicht wahr? Ich kann mich nicht erinnern ihn in der Nähe der Kette abgelegt zu haben."[br][br]Taylor ging auf einen Blick von Karelien zur Tür und schloss sie von außen. Sie konnte ihn die Neugierigen mit harscher Stimme wegschicken hören. Karelien umarmte den Hauptmann und auch ihr kamen die Tränen. Durch Schicksal wurde ihr Fehler ausgeglichen und sie dankte den Göttern dafür. "Wir finden die Schuldigen.", versprach sie ihm. "Und dann lassen wir sie leiden!"[br][br]Mary-Ann hatte John Taylor damit beauftragt auf Scorn aufzupassen. Jetzt brauchte sie allerdings Ruhe. Müde und traurig betrat sie ihr eigenes Quartier. Herz sah sie an. Er hatte auf dem Bett sitzend gewartet und erhob sich nun. Sie sah ihn erschöpft an und er nahm sie wortlos in die Arme, wiegte sie und hielt sie fest. [br][br]Am nächsten Morgen meldete sich Hauptmann Baldwin. "Wir haben jemanden gefunden, mein Herr". Er salutierte zackig vor Sokolow. "Einen Gefangenen?", fragte dieser. Baldwin zögerte kurz. "Nicht direkt. Eher einen möglichen Verbündeten." Der Lordkommandant spuckte aus. "Einen Verräter?" Baldwin nickte. "Er hat Angeblich die Pläne des feindlichen Bunkerkomplexes und behauptet außerdem über nützliche Insider Informationen zu Verfügen." "Bring ihn her." Der Akzent des Lordkommandanten trat wieder hervor, wie er das R rollte und das H kaum aussprach. [br][br]Der Mann war von beeindruckender Statur. Groß und kräftig wie der Lordkommandant wurde er in Handschellen vorgeführt. Leutnant Karelien war genauso anwesend wie ihr neuer Sekretär. Herz war beeindruckt von der Ruhe, welcher der Gefangene ausstrahlte. Er war sich offenbar so sicher, dass seine Informationen wertvoll genug waren, dass er nicht einmal den auf seinen Kopf gerichteten Maschinenpistolen ,der beiden Soldaten neben ihm, Beachtung schenkte.[br][br]Sokolow sah ihn voller Abscheu an. "Mein Name ist Vassili Sokolow. Ich bin der Kommandant dieser Armee. Was hast du uns zu sagen?" Der andere Mann sah ihm direkt in die Augen. "Ich bin Varen Corvus, ehemaliger Sargento und ich bin hier, um den Krieg zu beenden."
LordKamar U1





#40 24.03.18 00:36:30
[ctr]-39-[/ctr][br]Kehle hatte aufmerksam zugehört. 'Wer hätte gedacht, das der Erste Leutnant so eine bewegende Geschichte hat?' 'Es würde allerdings erklären, warum er nach der Eroberung von Delbus so aus der Öffentlichkeit verschwand. Der Held von Wilgo sollte wohl keinen Zusammenbruch bei einem Interview oder einem Auftritt bekommen.' 'Interessanterweise gibt es auch keine Aufzeichnungen über psychische Probleme bei ihm. Frag Herz danach.' [br][br]"Wie kommt es, dass es keine Berichte oder Aufzeichnungen über psychische Probleme bei Scorn Harbinger gibt? Wir haben den Ersten Leutnant sehr gründlich überprüft." Herz zuckte mit den Schultern. "Es wissen nicht viele Menschen. Ich konnte es Karelien entlocken, aber sie hat es nicht gemeldet. Taylor ebenso wenig und Cortex hat die Akte unter Verschluss gestellt." "Wie hat es der Agent geschafft den Lordkommandanten Sokolow abzusetzen?" "Es war einfacher als gedacht. Zuerst habe ich das Schicksal von Vanessa Curse verbreitet. Alle waren in Aufruhr deswegen, Wut und der Wunsch nach Vergeltung waren allgegenwärtig. Da der Lordkommandant ahnte was passieren konnte, wies er seine Hauptmänner an, ihren Soldaten einzuschärfen, dass jede Racheaktion an Zivilisten verboten sind und ernste Konsequenzen nach sich ziehen."[br][br]Herz nahm einen Schluck Tee und füllte dann seine und Kehles Tasse auf. "Es kam, wie es kommen musste. Ein Trupp unsere Jungs fand bei einer Patrouille ein Mädchen. Armes, kleines Ding, kaum vierzehn Jahre alt. Jedenfalls haben sie sich ausgiebig an ihr gerächt." Herz verzog angewidert das Gesicht. "Scheißkerle. Im Lager haben sie dann groß angegeben und erschreckend viel Zustimmung erhalten. Ich habe dafür gesorgt, dass Sokolow davon erfährt." Herz lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte bitter. "Er hat sie an die Wand stellen lassen und jedes einzelne dieser Arschlöcher persönlich abgeknallt. Und damit sein Schicksal besiegelt. Ich benutze das Ereignis um noch mehr Unmut zu schüren. Stellte es so dar, dass unsere eigenen Leute bestraft werden, wenn sie für Gerechtigkeit sorgen wollen." Er sah Kehle an. [br][br]"Jedenfalls wurde die Stimmung immer schlechter. Ich sorgte dafür, dass der Lordkommandant beschäftigt war und Leutnant Karelien schmiedete zusammen mit Hauptmann Harbinger und Varen Corvus Rachepläne. Zwar wurde der anschließende Sieg Karelien angerechnet, aber die Methode dafür Sokolow angelastet". Kehle erinnerte sich gut. Der Bunkerkomplex wurde mit Giftgas geflutet und alle dort versammelten Menschen starben. Da auch viele Frauen und Kinder darunter waren, gab es eine Welle er Entrüstung in der Bevölkerung. "Nach der Eroberung hatte der Lordkommandant zu viel Rückhalt verloren und Karelien zu viel gewonnen. Als Bringerin des Sieges und der Gerechtigkeit und vor allem mit dem Held von Wilgo an ihrer Seite war sie die perfekte Frau für den Posten. Und so wurde Sokolow durch meinen Bericht in den Ruhestand versetzt und sie erhoben."[br][br]"Und seitdem haben wir bedeutend weniger Probleme an geheime Akten des Militärs zu kommen.", bemerkte Kehle und nickte zufrieden. "Was kann uns der Agent Herz über diesen Corvus sagen?" "Nicht viel. Er wurde von einem anderen Agenten überprüft. Cortex muss es wissen." Kehle sah ihn unzufrieden an. Herz wusste, wie ungern sein Freund mit ihrem Vorgesetzten sprach. Auch wenn er nicht wusste, warum. "Ich frage mich, was du gegen unseren Chef hast. Sicher, er ist eher ein Zahlenschubser denn ein Agent, aber faktisch Leiten Wirbel, Du und Ich den Laden hier. Er hat noch niemals gegen unsere Empfehlungen gehandelt und das wird auch so bleiben." Die Beeinflussbarkeit und der Mangel an Eigeninitiative war ein Grund, warum die Stimme ihn nicht leiden konnte. Ein anderer Grund lag weiter in der Vergangenheit, eine Lüge und falsche Versprechen die er Cortex nie verzeihen würde.[br][br]Kehle nickte Herz zu und stand auf. "Wir bedanken uns für die Informationen." Er reichte Herz die Hand und dieser schlug ein.[br]Kehle verließ das Büro, nickte der Sekretärin kurz zu und ging den Flur hinunter. Die Zentrale des Geheimdienstes war ein beeindruckendes Gebäude. Hohe Gänge, offene Galerien und riesige Fenster sorgten für ein freundliches und helles Erscheinungsbild. Männer und Frauen in schwarzen Uniformen füllten die Gänge mit Leben. Die Gespräche, das Lachen und Rufen mischten sich zu einem geschäftigen Summen. 'Kaum zu glauben, dass wir eine Organisation voller Spione und Intriganten sind.' 'Auch Spione sind nur Menschen mit Freunden und Problemen.' Sie lauschten kurz einigen Gesprächen über alltägliche Probleme. Kaputte Fahrzeuge, Streit in Beziehungen oder verlorene Sportereignisse. Kehle lächelte zufrieden. Hier fühlte er sich wohl.[br][br]Er ging auf einen Aufzug zu und bat die Insassen auszusteigen. Zwar war so etwas hier nicht ungewöhnlich aber auch nicht alltäglich und so genoss Kehle die ehrfürchtigen Blicke, welche ihm zugeworfen wurden. Er gab einen Code in das Tastenfeld ein und der Aufzug fuhr nach unten, wo der leitende Agent Cortex sein Büro hatte. Kehle erinnerte sich noch an seinen ersten Besuch hier. "Wissen sie, warum mein Büro unter der Erde liegt?", hatte Cortex ihn damals gefragt. "Es gibt hier nur einen Weg rein und einen raus." Früher war das Büro des leitenden Agenten im obersten Stockwerk gewesen. Aber nachdem Cortex einen Anschlag auf sich selbst inszeniert hatte, seine einzige Aktion, der Kehle Respekt abgewinnen konnte, um die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen, wurde es nach hier unten verlegt.[br][br]Der Aufzug hielt und die Tür glitt lautlos zur Seite. Kehle sah einen langen, breiten Gang aus Stahlbeton. Eine schwere Panzertür war am Ende zu erkennen und ein halbes Dutzend bewaffneter Männer stand davor. Sie hatten ihre Waffen im Anschlag und beobachten ihn aufmerksam. Kehle hob die Hände über den Kopf und kam langsam näher. Einer der Männer drückte auf einen Klingelknopf und wenig später öffnete sich die schwere Tür und eine dunkelhaarige Frau kam heraus. Sie trug eine ärmellose schwarze Jacke aus Seide, mit roten Seiten und goldenen Nähten. Darunter eine weiße Bluse. Der ebenfalls schwarze Rock ging ihr bis zu den Knien. Ihre langen, muskulösen Beine stecken in schwarzen, halb durchsichtigen Strümpfen und endeten in schwarzen Stiefeln.[br][br]Ihre blaugrauen Augen blickten freundlich, als sie ihn anlächelte. "Kehle! Du hast dich schon ewig nicht mehr blicken lassen. Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?"[br]"Wir grüßen die Agentin Wirbel. Leider ist unser Besuch von beruflicher Natur und unsere Zeit recht begrenzt." Er musterte sie misstrauisch. Sie hatte schon in der Vergangenheit unverhohlenes Interesse an ihm gezeigt. Auch wenn Kehle es nie zugeben würde, hatte er Angst vor dieser Frau. Er wusste, dass die Agentin in der Lage war jeden der anwesenden Wachen, inklusive ihn selber mit bloßen Händen zu töten. Und zwar, bevor der Agent seine Waffe gezogen hätte. Wirbel machte ein enttäuschtes Gesicht. "Immer beschäftigt, immer im Dienst." Sie schüttelte den Kopf und winkte ihn dann heran. "Dann komm mal herein." Kehle ging an ihr vorbei durch die Tür und ein Schaudern lief ihm den Rücken hinunter, als das schwere Schott Ins Schloss fiel.[br]"Warte", wies sie ihn an und verschwand aus dem Vorzimmer. Sekunden später erschien sie wieder und nickte kurz. "Er hat Zeit." Kehle ging an ihr vorbei in das Büro seines Vorgesetzten. Es war ein großer Raum, mit luxuriösen Möbeln aus verschiedenen Epochen und von verschiedenen Planeten. Cortex stand an einem der Fenster. Natürlich waren es keine echten Fenster sondern Monitore in Fensterform welche eine Außenwelt simulierten. Kehle empfand eine deutliche Abneigung gegen den Mann, was nicht zuletzt an seiner Vergangenheit lag.[br][br]"Ihr kommt unerwartet. Ich dachte ihr habt auf Wilgo zu tun." "Wir haben unsere Nachforschungen bezüglich des Transporterzwischenfalls zurzeit in die fähigen Hände des Spezialisten Ramsey gelegt." Cortex wandte sich ihm zu und deutete auf eine gemütliche Sitzecke. Die beiden nahmen nebeneinander Platz. "Und was führt euch zu mir?" "Bei unseren Nachforschungen stießen wir auf die Junker Nelia Alfrir, eben jene welche bei dem Feuergefecht mit den Angreifer verletzt wurde. Wir fanden heraus, dass der Erste Leutnant Scorn Harbinger mit einer persönlichen Empfehlungen für ihre Ernennung zur Junker sorgte, obwohl ihr psychologisches Gutachten dagegen sprach. Wir fragen uns, welche Gründe der Erste Leutnant gehabt haben könnte "[br] [br]Cortex hörte ihm Aufmerksam zu. Die dunklen Brauen über seinen grünen Augen hatten sich leicht zusammengezogen. "Weiterhin stießen wir auf Hauptmann Vanessa Curse, mit welcher Harbinger, laut Agent Herz, ein inniges Verhältnis hatte, bevor sie getötet wurde und fragen uns, wieso es keinerlei Aufzeichnungen über den psychischen Zusammenbruch des Leutnants gibt und warum ein gewissen Varen Corvus einen so umfangreichen Schutz genießt." Cortex legte seine Hand auf die Platte des kleinen Tisches neben ihm. Ein holografisches Interface erschien darauf. "Junker Nelia Alfrir.", sagte er deutlich und wenige Sekunden später erschien eine Dreidimensionale Darstellung der jungen Frau. Körpermaße und persönliche Daten wurden daneben projiziert. Cortex überflog das Wichtigste. "Also ich frage mich nicht nach Harbingers Motivation. Eine so schöne junge Frau und der Leutnant." Er machte ein viel sagendes Gesicht. 'Das glaube ich nicht.' 'Ich denke auch nicht. Harbinger ist zwar ein Frauenheld, aber auch er besitzt so etwas wie Anstand und eine Waise mit Versprechungen zu verführen ist nicht sein Stil.' 'Zumal er nicht für persönliches Vergnügen der Flotte schaden würde, indem er eine ungeeignete Kandidatin auf einen Posten drängt. Er wird wohl viel Potenzial in ihr erkannt haben.' "Möglicherweise hat der leitende Agent recht." Kehle schwieg kurz, bevor er das Thema wechselte. "Welche Informationen haben wir über Varen Corvus?" [br][br]Cortex ließ die Darstellung der Junker mit einer Handbewegung verschwinden. "Er kam als Überläufer bei der Invasion von Delbus zu uns. Er verriet kritische Informationen über die Verteidigung und dafür garantierten wir ihm ein sorgloses Leben, Straffreiheit und selbstverständlich auch Verschwiegenheit." 'Ich hab das Gefühl wir sollten uns mal die Aufzeichnungen ansehen.' 'Wir wollten sowieso nach Iris schauen.' Kehle ärgerte sich über die lockere Haltung seines Chefs. "Aber genug vom dienstlichen. Wie geht es dir?" Cortex sah ihn ernsthaft besorgt an. "Gut." "Und wie geht es Kehle?"[br]'War schon mal besser, danke.' "Wir gewöhnen uns aneinander. Langsam aber sicher." "Hilft es, mit ihm zu sprechen?" "Ja, durch den regelmäßigen Austausch von Gedanken und Erinnerungen verstehen wir uns deutlich besser. Unsere gemeinsame Liebe zu seiner Ziehtochter macht es einfacher." Das sagst du. Ich war früher zufriedener.' ' Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen.' Das Wissen und die Verantwortung für seine besonderen Umstände war der Hauptgrund für Kehles Abneigung. "Da ihr gerade davon sprecht, wie kommt Iris zurecht?" "Zur Zeit ist sie etwas aufgewühlt. Wir haben den Fehler gemacht, in ihrer Hörweite einen Verdächtigen, nach einem Verhör, unkenntlich zu machen." Cortex nickte mitleidig und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. "Das wird schon wieder. Ich wusste nicht, das du sie auf solche Einsätze mitnimmst." "Wir haben versucht ihr einige praktische Erfahrungen zu vermitteln. Allerdings ist es für solche Sachen noch zu früh. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen die Adeptin Iris nach Hause zu schicken und uns aus sicherer Entfernung zu unterstützen." [br][br]Cortex machte ein zustimmendes Geräusch bevor er verstohlen auf seine Armbanduhr sah. "Dann will ich euch mal nicht länger Aufhalten." Er und Kehle erhoben sich und reichten sich die Hände. "Passt auf euch und die kleine Iris auf." Kehle nickte und verließ das Büro. Als ihm Wirbel auf seinem Weg nach draußen aufreizend zu zwinkerte, beschleunigte er seine Schritte. Die Wachen ließen ihn nicht aus den Augen, bis er im Aufzug verschwunden war.[br][br]Iris wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Sie drückte sich an seine Brust und Kehle streichelte ihr durch die blonden Haare. Nach einer kleinen Ewigkeit löste sie sich und schaute ihm glücklich in die Augen. "Wir waren so besorgt um den Agenten." Kehle musste lachen. Sie imitierte ihn wieder, eine Eigenschaft die er so an ihr liebte. "Wir versichern der Adeptin, zu keiner Zeit in Gefahr gewesen zu sein." "Und was ist mit dem Gefreiten Argenteum und dem Spezialisten Ramsey?" Kehle kicherte leise. "Wir können das selbe nicht für die beiden Genannten garantieren." Iris stieß ihn spielerisch in die Seite und wieder musste Kehle lachen. "Wir versichern, auch dem Gefreiten und dem Spezialisten geht es gut." 'Soweit wir wissen.' 'Nicht so gehässig.' Kehle ging mit Iris in die Küche um sich und ihr etwas zu kochen. Begeistert berichtet sie ihm, was in den wenigen Tagen passiert war. Er erzählte ihr, wie er grandios an den Sicherheitsmaßnahmen der Polizei gescheitert war und sich seine Informationen auf die 'Altmodische Art' holen musste.[br][br]Sie genossen ihre gemeinsame Zeit. Allerdings hatte Kehle nicht unendlich viel davon und musste zurück nach Wilgo, wenn er rechtzeitig bei dem Treffen des geheimnisvollen Waffenhändlers sein wollte. "Wir möchten die Adeptin um etwas bitten. Wir brauchen Informationen über einen gewissen Varen Corvus."